Ausgabe 28/2000 |
10.07.2000 00:00 Uhr |
PZ 28 INHALT
Editorial
Europatauglich
Titel
Die Jagd auf die Gene und deren Funktion
Drei Milliarden Buchstaben des menschlichen Erbguts wollen Genetiker
in weltweiter Zusammenarbeit in den nächsten Jahren vollständig dechiffriert haben. Doch
erst die Entschlüsselung der ursprünglich auf mehr als 100.000 geschätzten menschlichen
Gene in diesem molekularen Heuhaufen und vor allem die Aufklärung der Genfunktionen
bringt den Erfolg, den man sich aus dem Humangenom-Projekt (Human Genome Organisation,
kurz HUGO) verspricht. Am 6. April diesen Jahres hatte der zu HUGO konkurrierende
Privatunternehmer Craig Venter das menschliche Erbgut bereits zu 99 Prozent entschlüsselt
und angekündigt, bis Ende des Jahres das verbleibende Prozent zu liefern.
Politik
Europäische Union: Arzneimittel und öffentliche
Gesundheit
Auf dem Rat "Gesundheit", der am 29. Juni 2000 stattfand, nahmen die für
den Gesundheitsbereich zuständigen Vertreter der EU-Mitgliedstaaten Schlussfolgerungen
zum Thema "Arzneimittel und öffentliche Gesundheit" an.
Rot-Grün zögert mit neuen Festbeträgen
Die rot-grüne Koalition zögert mit einer Neuordnung des
Arzneimittel-Festbetragssystems. Staatssekretär Erwin Jordan vom
Bundesgesundheitsministerium wiegelt öffentlich ab: Solange kein letztinstanzliches
Urteil vorliege, gebe es keine Veranlassung, die Krankenkassen an der Festsetzung neuer
Festbeträge zu hindern. Im vergangenen Jahr hatten mehrere Zivilgerichte in einstweiligen
Anordnungen entschieden, dass die Fixierung der Festbeträge durch die
Krankenkassen-Spitzenverbände gegen europäisches Kartell- und Wettbewerbsrecht
verstößt.
Neue Weiterbildungsinhalte für Industrieapotheker ab 2001
Die Weiterbildung in den Gebieten Pharmazeutische Analytik und Pharmazeutische
Technologie ist traditionell für Apothekerinnen und Apotheker mit Tätigkeiten in der
pharmazeutischen Industrie ausgerichtet. Neben der dreijährigen Weiterbildungszeit sind
Seminare mit mindestens 120 Stunden zu besuchen. Die Inhalte dieser Seminare wurden nun
von der Bundesapothekerkammer überarbeitet und gelten für alle Veranstaltungen ab dem 1.
Januar 2001.
Außerdem in der Druckausgabe:
Kritik an Fischer: Kanzler will Einblicke in Gesundheitspolitik nehmen
BfArM in der Personalklemme
Stange-Prozess: Crash-Kurs in Marktwirtschaft
Selbstverwaltung ineffizient
Teerhaltige Salben rezeptpflichtig
Abschied und Abrechnung
Rot-Grün zögert mit neuen Festbeträgen
Krankenhäuser: Australisches System
Pharmazie
beta-Interferone: neue Hoffnung für MS-Patienten
Die Therapie der Multiplen Sklerose (MS) beschränkte sich bis vor wenigen Jahren
auf die Linderung der auftretenden Symptome und die Bekämpfung akuter
Entzündungsschübe. Das Fortschreiten der Erkrankung konnte nicht messbar beeinflusst
werden. Mit der Zulassung von Interferon beta-1b (Betaferon®) und Interferon beta-1a
(Avonex® und Rebif®) stehen in Deutschland erstmals Präparate für die
immunprophylaktische Behandlung von MS-Patienten zur Verfügung, die die Häufigkeit und
Schwere der Krankheitsschübe reduzieren sowie die Progression der Erkrankung verzögern
können.
DAC-NRF: Sulfonamide nicht auf die Haut
Sulfonamide wurden früher zur Lokalbehandlung bakterieller Infektionen, bei Ulcera
cruris und chirurgischen Wunden einschließlich Verbrennungen sowie als Lichtschutzmittel
kutan angewendet. Eingesetzt wurden unter anderem Sulfathiazol, Sulfanilamid,
Sulfamerazin, Sulfacetamid, Sulfadicramid und Sulfisomidin. Kombinationen mit
Salicylsäure, Schwefel, Glucocorticoiden und Resorcin waren üblich. Rezeptiert wurden
Cremes, alkoholische Lösungen oder Zinkoxidschüttelmixturrn.
Laxantien niedrig dosieren
In einer therapiebegleitenden zweiwöchigen Anwendungsbeobachtung haben 40
niedergelassene Ärzte die Verträglichkeit und Wirksamkeit eines niedrig dosierten
Bisacodyl-Präparates*) bei Patienten mit akuter und habitueller Obstipation dokumentiert.
Im Verlauf des Beobachtungszeitraumes kam es unter Therapie zu einer deutlichen Zunahme
der wöchentlichen Stuhlfrequenz sowie der Stuhlkonsistenz. Die Hälfte der Patienten
konnte in der zweiten Woche den Medikationsbedarf auf ein Dragee pro Tag reduzieren. Die
Ergebnisse der Anwendungsbeobachtung zeigen, dass eine Obstipation auch mit Minimaldosen
therapiert werden kann.
Außerdem in der Druckausgabe:
CAVE: Risiko-Check für Alter und Geschlecht
Raucherentwöhung: Viel Lärm um nichts?
Anastrozol vermeidet
Brustamputationen
Medizin
Lipodystrophie: Die HIV-Infektion wird sichtbar
In gewisser Weise ist das Kaposi-Sarkom, das zu Beginn der
Aids-Epidemie häufig die Erkrankten entstellte, mit dem Lipodystrophie-Syndrom
vergleichbar: Es macht die HIV-Infektion sichtbar. Dank wirksamer antiretroviraler
Therapie geht es den Betroffenen heute zwar relativ gut, aber sie sehen "krank"
aus vor allem durch den Fettschwund im Gesicht.
Weltaidskonferenz: Die Pandemie breitet sich aus
Mit der deutlichen Forderung, Medikamente und künftige Impfstoffe auch
ärmeren Ländern zugänglich zu machen, hat am Sonntag die 13. Weltaidskonferenz in
Durban begonnen. Rund 10.000 Teilnehmer aus aller Welt sind zu dem fünftägigen Treffen
unter dem Motto "Break the Silence" (Das Schweigen brechen) nach Südafrika
gereist. Themen sind eine bessere Aufklärung, Impfstoffentwicklung und der Zugang zu
Therapien in armen Ländern.
Wirtschaft und Handel
Pharmaunternehmen müssen Entwicklung umstellenn
High-throughput-Screening und andere neue Methoden machen es möglich: Die
Forschungsabteilungen der Pharmaunternehmen bringen heute etwa dreimal so viele Substanzen
hervor als noch vor einigen Jahren. Eigentlich eine positive Meldung, wenn die Firmen
ausreichende finanzielle Mittel hätten, all diese Substanzen durch die Entwicklung bis
zur Marktreife zu schleusen. Mit dem Problem beschäftigte sich die Unternehmensberatung
Andersen Consulting und stellte nun Lösungsmöglichkeiten vor.
GlaxoSmithkline legt Fusionsdokumente vor
Amerika ist die letzte Hürde, die die britischen Arzneimittelhersteller
GlaxoWellcome und Smithkline Beecham nehmen müssen, bevor sie zum größten
Pharmaunternehmen fusionieren können. In der Londoner City rechnet man damit, daß die
amerikanischen Wettbewerbsbehörden der Fusion in Kürze zustimmen werden.
Außerdem in der Druckausgabe:
EARMA will Forschungsnetzwerk aufbauen
Medikamente sind für Süd-Länder zu teuer
Computerpraxis
Gemeinsam gegen Online-Arznei
Apotheker, Krankenkassen und Verbraucherschützer in
Baden-Württemberg wollen die Menschen im Land über die Gefahren des Arzneimittelhandels
über das Internet aufklären. Mit einer gemeinsamen Kampagne "Medikamente
online" warnen die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, die
VdAK/AEV-Landesvertretung und die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg vor dem Kauf von
apothekenpflichtigen Arzneimitteln via PC und Telefonleitung.
Außerdem in der Druckausgabe:
Cyber-Eltern gebären online
Medizinsicher Sprachführer für Ärzte im Internet
Skandinavien online
Magazin
Im Würgegriff der Inflation
Professor Hans Küng auf dem Apothekertag in Freiburg
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