Pharmazeutische Zeitung online

Ausgabe 10/2000

06.03.2000  00:00 Uhr

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Bildungsnotstand

Titel
Heilen mit Antimon: Von der Chemiatrie zur Chemotherapie
Im Gegensatz zu Silber und Quecksilber, deren Verbindungen als Haut- und Schleimhautdesinfizientien eingesetzt werden, besitzen das Halbmetall Arsen keine und sein chemischer Verwandter Antimon nur eine untergeordnete therapeutische Bedeutung. Dies war nicht immer so. Metallverbindungen wurden im 16. und 17. Jahrhundert von den Anhängern des Paracelsus als Arzneimittel empfohlen und erlebten an der Wende zum 20. Jahrhundert in der naturwissenschaftlichen Medizin eine Renaissance als Antiseptika und Chemotherapeutika. Vor allem Antimonverbindungen hatten seit der frühen Neuzeit eine wechselnde therapeutische Bedeutung: Wurde ihnen im Zeitalter der Chemiatrie aufgrund ihrer emetischen Wirkung eine Allheilwirkung zugesprochen, so erkannte man in unserem Jahrhundert ihre antiinfektive Wirkung und nutzte sie - bis heute - als Protozoenmittel.

Politik
Pharmakoökonomie könnte eine Domäne des Apothekers sein

In der Kostendiskussion sind Medikamente ein dankbares Themengebiet, da man die Kosten von Medikamenten einfach quantifizieren kann und da keine Arbeitsplätze unmittelbar betroffen sind. Zahlreiche Kosten-Effektivitätsstudien machen jedoch deutlich, dass andere Kostenfaktoren als die Einkaufspreise für die Gesamtkosten einer Therapie verantwortlich sind, nämlich die Heilungsraten, die Therapiedauer, die Nebenwirkungen und auch die Logistik.

Stange-Prozess -  Zeuge: "Es war die Hölle"
Wie es einem Existenzgründer ergangen ist, der sich aus dem Vertragsgeflecht der Stange-Unternehmen lösen wollte, schilderte Apotheker Jörn S. als erster Zeuge im Prozess gegen den Mindener Unternehmer.

Krankenkassen erzielten Milliarden-Überschuss
Die gesetzlichen Krankenkassen schreiben schwarze Zahlen. Im vergangenen Jahr haben sie einen Überschuss von knapp einer Milliarde DM erwirtschaftet. Sorgenkind von Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer bleibt jedoch der Arzneimittelbereich: Die Ausgaben für Medikamente sind im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent oder umgerechnet rund drei Milliarden DM gestiegen.

Außerdem in der Druckausgabe:
Die nächste Reform: Mittelfristig denkt die Ministerin schon weiter
Seehofer meldet sich in der Sozialpolitik zurück
Negativliste liegt im Entwurf vor
Arbeitgeber fordern Beitragssatz-Senkung

Pharmazie
Newcomer kappen postprandiale Blutglucosespitzen
Eine Hauptmahlzeit – eine Tablette, keine Hauptmahlzeit – keine Tablette. Das ist das Dosierungsregime für Repaglinide und Nateglinide, die ersten Vertreter der prandialen Glucoseregulatoren. Bedarfsgerecht und mahlzeitenadaptiert soll sich so die postprandiale Hyperglykämie reduzieren lassen. Sie spielt vermutlich eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der diabetischen Folgeschäden.

Kontrazeption: Hormonstäbchen unter der Haut schützt langfristig
Drei Jahre lang sicher verhüten, ohne täglich an die Pille denken zu müssen: Ein Hormonstäbchen macht´s möglich. Das Gestagen-Implantat soll im Mai/Juni auf den deutschen Markt kommen.

ABDA informierte über Pharmaceutical Care
Parallel zum 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – ABDA ein Wissenschaftspresseseminar "Pharmazeutische Betreuung bei Asthma" veranstaltet. Durch das Programm führte Elmar Esser, Leiter der Abteilung für Information und Öffentlichkeitsarbeit.

Außerdem in der Druckausgabe:
Mometason stoppt Heuschnupfen
Weihrauch im Apothekenlabor
Implantat gegen Hirntumoren
Impfstoff bremst Nierenkrebs

Medizin
Partnerschaft als Schmerzmittel
Partner sind die besten Therapeuten - wenn sie es richtig machen. Angehörige von Schmerzpatienten können die chronischen Beschwerden beeinflussen, im Positiven wie im Negativen. Seitdem Forscher mit bildgebenden Verfahren das Schmerzgeschehen im Gehirn verfolgen können, lässt sich auch der Einfluss psychosozialer Faktoren auf die Schmerzverarbeitung kontrollieren. Wie die Unterstützung des Partners am besten ausfallen sollte, war auf dem Deutschen Schmerztag Anfang März in Frankfurt am Main zu erfahren.

Die Nadel im Ohr hilft bei chronischen Leiden
Die Akupunktur könnte für schmerzgeplagte Menschen einen Ausweg bieten. Zumindest spürten fast 85 Prozent der Patienten, die während eines Modellvorhabens behandelt wurden, eine Besserung ihrer Beschwerden. Die Akupunktur am Ohr schnitt tendenziell besser ab als die am Körper.

Außerdem in der Druckausgabe:
Hochdosis-Chemotherapie nur in Studien
Informationsdienst Krebsschmerz

Wirtschaft und Handel
Aus dem Schacht an die Cleanbench
Nordrhein-Westfalen entwickelt sich zu einem der wichtigsten Biotechnik-Standorte in Deutschland. Nach Angaben von NRW-Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold gibt es zwischen Rhein und Ruhr mehr reine Gen- und Biotechfirmen als in irgendeinem anderen Bundesland.

Börsenwert um 900 Prozent gesteigert
In Großbritannien sorgt das junge forschungsorientierte Unternehmen Oxford GlycoSciences für Schlagzeilen. Es bereitet nach eigenen Angaben die Patentierung von bis zu 10 000 krankheitserregenden Proteinen beziehungsweise deren Anwendung in der Pharmaforschung vor. Der Börsenwert Oxfords ist in den vergangenen Monaten um 900 Prozent explodiert. Londoner Analysten sprechen überschwenglich von einem neuen Stern am britischen Pharmahimmel.

Außerdem in der Druckausgabe:
Mit dem Gewinn wird investiert
DAV-Wirtschaftsforum: Orientieren am Kunden und Mitarbeiter

Computerpraxis
Medline: Vom Dünndruckpapier zum Breitbandkabel
Der Weg zur Nadel im Heuhaufen medizinischer Information heißt Medline. Dank der Arbeit der "National Library of Medicine" in Bethesda, USA, versperrt der der täglich weiter wachsende Berg an Daten nicht den Blick auf Details. Wer heute nach Originalarbeiten recherchiert, tut dies zumeist in der Datenbank mit ihren rund 10 Millionen Artikel aus 4000 Zeitschriftentiteln und dreieinhalb Jahrzehnten.

Außerdem in der Druckausgabe:
Deutschland mit Nachholbedarf
Medienmonster mit Nintendo-Daumen
Nützliche Adressen: Pfadfinder im Info-Dschungel
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E-Mail: redaktion@govi.de

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