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Sulfonamide nicht auf die Haut

10.07.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

DAC-NRF

Sulfonamide nicht auf die Haut

Darf ich Dermatika mit Sulfacetamid noch abgeben?

Sulfonamide wurden früher zur Lokalbehandlung bakterieller Infektionen, bei Ulcera cruris und chirurgischen Wunden einschließlich Verbrennungen (1, 2, 3) sowie als Lichtschutzmittel (4) kutan angewendet. Eingesetzt wurden unter anderem Sulfathiazol (4), Sulfanilamid, Sulfamerazin (5), Sulfacetamid, Sulfadicramid und Sulfisomidin. Kombinationen mit Salicylsäure, Schwefel (6), Glucocorticoiden und Resorcin waren üblich. Rezeptiert wurden Cremes (6), alkoholische Lösungen (6) oder Zinkoxidschüttelmixturrn (5).

Die Anwendung der meisten Antibiotika und Chemotherapeutika wird in Dermatika bis auf wenige begründete Ausnahmen als nicht vertretbar gesehen. Mit Ausnahme von Sulfadiazin-Silber gilt dies auch für Sulfonamide (1). Deren kutane Anwendung wird wegen geringer antimikrobieller Wirksamkeit und der hohen Sensibilisierungsgefahr negativ beurteilt (3, 7). Die Textformulierung der Aufbereitungsmonographien lässt wahrscheinlich keine von diesem Votum abweichende, am Einzelfall orientierte Beurteilung durch den behandelnden Arzt zu.

Vor diesem Hintergrund überrascht, dass im europäischen Ausland Sulfacetamid- Rezepturen zur Behandlung der Rosacea noch in Ausnahmefällen empfohlen werden (6). Das Bekanntwerden strafrechtlicher Ermittlung gegen Apotheker wegen der Herstellung Sulfonamid-haltiger Dermatika hat die Problematik aktuell zugespitzt. Allerdings mag aus den in der Fachpresse erschienenen Hinweisen und insbesondere aus den Meldungen der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) vorher nicht zweifelsfrei herzuleiten gewesen sein, dass den Verkehrskreisen die Bedenklichkeit im Sinne des AMG hätte selbstverständlich sein müssen.

Es wird geprüft, inwieweit eine zusammenfassende Darstellung sehr umstrittener und bedenklicher Rezepturstoffe im Interesse der Arzneimittelsicherheit und der erforderlichen Klarstellung in das NRF aufgenommen werden kann. Im Fall der Sulfonamide bleibt abzuwarten, ob es künftig in Grenzbereichen einen Entscheidungsspielraum geben wird.

Literatur:

  1. Höger, P. H., Topische Antibiotika und Antiseptika, Hautarzt 49 (1998) 331 - 347.
  2. Haustein, U.-F., Barth, J., Fickweiler, E.: Dermatologische Lokaltherapie, VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1986, S. 78.
  3. Kommission B 6 beim Bundesgesundheitsamt / Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Aufbereitungsmonographien: Sulfacetamid, Sulfadicramid, Sulfisomidin, Bekanntmachung vom 6. Mai 1991, Pharm. Ztg. 136 (1991) 2250.
  4. N. N., Monographie: Oleum Zinci oxidati cum Sulfamerazino SR. In: Institut für Arzneimittelwesen der DDR (Hrsg.), Standardrezepturen 1990 (SR 90). Für das Apothekenwesen bestimmte Ausgabe, 15. Auflage. VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin, 1990. Unveränderter Nachdruck als 16. Auflage, Ullstein Mosby, Berlin 1993.
  5. Kommission B 6 beim Bundesgesundheitsamt / Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Aufbereitungsmonographie: Sulfamerazin, Bekanntmachung vom 11. Januar 1990, Pharm. Ztg. 135 (1990) 828.
  6. Daemen, B. J. G., Behandeling van rosacea GeBu. Sulfacetamide-zwavelcrème bereidingsvoorschrift, Sulfacetamide-zwavelschudsel bereidingsvoorschrift, L.N.A.-Mededeling Nr. 85/1998.
  7. N. N., Monographie: Unguentum chemotherapeuticum II, Stoffbeschreibung: Sulfathiazol. In: Braun, H., Krause, H. (Hrsg.), Pharmazeutische und pharmakologische Erläuterungen zu den Deutschen Rezeptformeln, Verlag Duncker & Humblot, Berlin-Lichterfelde 1950, S. 115, 260 - 261.

Anschrift der Verfasserin:
Heike Fischer
Dr. Holger Reimann
Neues Rezeptur-Formularium (NRF)
Pharmazeutisches Laboratorium
Carl-Mannich-Straße 20
D–65760 Eschborn
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