Letermovir|Prevymis®|83|2018 |
MSD
240 mg Filmtabletten
480 mg Filmtabletten
240 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
480 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Prevymis ist zugelassen zur Prophylaxe einer Cytomegalievirus(CMV)-Reaktivierung und -Erkrankung bei erwachsenen CMV-seropositiven Empfängern einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation.
Prevymis ist außerdem zugelassen zur Prophylaxe einer Cytomegalievirus(CMV)-Reaktivierung und -Erkrankung bei erwachsenen CMV-seronegativen Erwachsenen, die eine Nierentransplantation von einem CMV-seropositiven Spender erhalten haben.
Letermovir hemmt den CMV-DNA-Terminasekomplex. Dieser wird benötigt, um die virale DNA, die in der Wirtszelle in einer fortlaufenden, langen Kette synthetisiert wird, in Virus-gerechte Abschnitte zu zerschneiden und zu verpacken. Unter Letermovir entstehen keine DNA-Monomere einheitlicher Länge, sondern unterschiedlich lange DNA-Abschnitte, die dann für ein einzelnes Virion zu lang oder zu kurz sind.
Die empfohlene Dosis beträgt 480 mg Letermovir einmal täglich, entweder als Filmtablette oder als Infusion. In Kombination mit Ciclosporin sollte die Dosierung von Letermovir auf 240 mg einmal täglich gesenkt werden.
Bei CMV-seropostiven Empfängern einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation sollte die Anwendung spätestens 28 Tage nach der Transplantation starten und über einen Zeitraum von 100 Tagen erfolgen; in Einzelfällen und unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung kann sie über einen Zeitraum von weiteren 100 Tagenverlängert werden. Für Anwendungen über einen Zeitraum von mehr als 200 Tagen liegen keine klinischen Daten vor.
Bei CMV-seronegativen Patienten nach einer Nierentransplantation von einem CMV-seropositiven Spender sollte die Behandlung mit Prevymis am Tag der Transplantation und nicht später als sieben Tage nach der Nierentransplantation begonnen und über einen Zeitraum von 200 Tagen nach der Transplantation fort- geführt werden.
Die Patienten sollen die Filmtabletten als Ganze einnehmen; die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Eine vergessene Dosis muss so bald wie möglich nachgeholt werden. Sofern bereits die nächste Dosis fällig ist, soll die Anwendung wie gewohnt fortgesetzt und die Dosis nicht verdoppelt werden.
Nicht empfohlen wird die Anwendung von Letermovir bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung oder gleichzeitig vorliegender mäßiger Leber- und Nierenfunktionsstörung sowie bei Schwangeren beziehungsweise Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten.
Da Letermovir diverse Enzyme und Transporter hemmt beziehungsweise induziert, sind zahlreiche Wechselwirkungen möglich, die jedoch nicht alle klinisch relevant sind. Die Fachinformation enthält eine Auflistung erwarteter und beobachteter Interaktionen sowie Empfehlungen, welche therapeutischen Konsequenzen daraus jeweils zu ziehen sind. In der Praxis wird vermutlich jede Anwendung von Letermovir eine Einzelfallprüfung der möglichen Interaktionen erforderlich machen. Generell sind bei gleichzeitiger Anwendung von Ciclosporin stärkere Wechselwirkungen zu erwarten als unter Letermovir-Monotherapie.
Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Letermovir waren Übelkeit (7,2 Prozent), Diarrhö (2,4 Prozent) und Erbrechen (1,9 Prozent). Seltener kam es zu vermindertem Appetit, Veränderung der Geschmackswahrnehmung, Kopfschmerzen, Schwindel, abdominalem Schmerz, erhöhten Leberenzym- und Kreatininwerten, Muskelspasmen, Müdigkeit und peripheren Ödemen.
Unter Letermovir sind Pimozid und Mutterkornalkaloide kontraindiziert, bei gleichzeitiger Anwendung von Ciclosporin zusätzlich auch Dabigatran, Atorvastatin, Simvastatin, Rosuvastatin und Pitavastatin.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Wirksamkeit und Verträglichkeit von Letermovir wurden in der doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie P001 mit 565 Teilnehmern untersucht. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt, der Anteil der Studienteilnehmer mit Prophylaxe-Versagen bis Woche 24, trat unter Letermovir bei 122 von 325 Patienten ein (37,5 Prozent) und unter Placebo bei 103 von 170 Patienten (60,6 Prozent). Dieser Unterschied war statistisch signifikant. In Bezug auf geringes und hohes Risiko einer CMV-Reaktivierung, konditionierende Regime und begleitende immunsuppressive Therapie erwies sich Letermovir in allen Subgruppen als wirksamer.
Das zu den Herpesviren gehörende Cytomegalievirus (CMV) ist ein weltweit verbreiteter, häufig vorkommender Erreger. Es kann in Tränenflüssigkeit, Speichel, Urin, Genitalsekret sowie Muttermilch und Blut enthalten sein und dementsprechend etwa durch Stillen, Küssen und Sexualkontakte übertragen werden. Infektionen verlaufen bei immunkompetenten Personen in den meisten Fällen asymptomatisch oder mit unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen.
In Deutschland hat laut Robert-Koch-Institut etwa jeder Zweite in der Vergangenheit eine CMV-Infektion durchgemacht.
Bei nicht intaktem Immunsystem kann eine Infektion oder eine Reaktivierung zu schweren Organschäden etwa an der Lunge, der Leber, dem Darm oder dem Auge führen. Da das Immunsystem im Rahmen einer Stammzelltransplantation komplett ausgeschaltet wird, stellt diese ein großes Risiko für eine CMV-Reaktivierung dar.
Prevymis ist in der Originalverpackung aufbewahren, um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen.
Prevymis ist verschreibungspflichtig.
Letermovir
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des G-BA vom 15.05.2018 (aufgehoben)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 07.03.2024 (Prophylaxe einer CMV-Erkrankung nach Nierentransplantation)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 11.03.2024 (Prophylaxe einer CMV-Reaktivierung und -Erkrankung nach Stammzelltransplantation)
Nicht empfohlen wird die Anwendung von Letermovir bei Schwangeren beziehungsweise Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten. Bei der Anwendung während der Stillzeit ist ein Risiko für das gestillte Kind nicht auszuschließen. Deshalb muss entschieden werden, ob abgestillt oder auf die Therapie mit Letermovir verzichtet werden soll.
Letzte Aktualisierung: 02.02.2024