Elbasvir|Zepatier®|83|2016 |
Zepatier wird zur Behandlung der chronischen Hepatitis C bei Erwachsenen eingesetzt, sofern die Viren den Genotypen 1 oder 4 angehören.
Elbasvir ist ein NS5A-Hemmer.
Die empfohlene Dosis beträgt eine Tablette Zepatier einmal täglich. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Genotyp, der Viruslast sowie bestimmten Varianten von NS5A und kann entweder 12 oder 16 Wochen betragen. Ist eine 16-wöchige Therapie erforderlich, wird Zepatier mit Ribavirin kombiniert.
Patienten sollen die Filmtabletten unzerkaut schlucken; dies kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Erbricht sich der Patient innerhalb von vier Stunden nach der Einnahme, kann er eine weitere Tablette bis spätestens acht Stunden vor der nächsten geplanten Dosis schlucken. Tritt das Erbrechen später ein, ist keine weitere Dosis erforderlich. Eine vergessene Einnahme soll der Patient innerhalb von 16 Stunden nach der letzten Dosis so bald wie möglich nachholen. Sind mehr als 16 Stunden vergangen, soll er die nächste Tablette zum üblichen Zeitpunkt einnehmen. In keinem Fall soll er die Dosis verdoppeln, um eine versäumte Einnahme auszugleichen.
Vor dem Beginn der Behandlung sollte bei allen Patienten eine Untersuchung auf eine Hepatitis-B-Infektion durchgeführt werden, da es unter der antiviralen HCV-Therapie zu Reaktivierungen von HBV-Infektionen gekommen ist, von denen manche tödlich verliefen.
Bei Diabetikern muss insbesondere zu Beginn der Therapie mit Zepatier der Blutzucker engmaschig überwacht werden, da es unter der Therapie mit Zepatier zu vermehrten Hypoglykämien kommen kann.
Zur Sicherheit und Wirksamkeit der Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen keine Daten vor. Daher wird eine Anwendung bei ihnen nicht empfohlen.
Elbasvir und Grazoprevir sind Substrate von CYP3A und PGP. Die gleichzeitige Anwendung von CYP3A4- oder PGP-Induktoren ist kontraindiziert, da sie die Plasmakonzentrationen von Elbasvir und Grazoprevir verringern und so zu einer verminderten therapeutischen Wirkung führen können. Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A-Inhibitoren führt zu einer Erhöhung der Plasmakonzentrationen von Elbasvir und Grazoprevir und wird nicht empfohlen.
Grazoprevir ist außerdem ein Substrat von OATP1B-Transportern. Die gleichzeitige Anwendung mit Arzneimitteln, die OATP1B-Transporter hemmen, ist ebenfalls kontraindiziert, da sie zu einem signifikanten Anstieg der Plasmakonzentration von Grazoprevir führen kann.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Grazoprevir ein Substrat des Breast Cancer Resistance Protein (BCRP) ist. Elbasvir und Grazoprevir inhibieren ihrerseits BCRP im Darm, was zu einem Anstieg der Plasmakonzentrationen gleichzeitig angewendeter BCRP-Substrate führen kann.
Bei CYP3A-Substraten mit einer geringen therapeutischen Breite (z. B. Immunsuppressiva wie Calcineurin-Inhibitoren) können außerdem eine engmaschige Überwachung und eine Dosierungsanpassung notwendig sein, da sich deren Wirkstoffspiegel ändern könnten.
Da die Leberfunktion sich während der Behandlung verändern kann, wird eine engmaschige Überwachung der INR-Werte empfohlen.
Als Nebenwirkungen traten in Studien zu Zepatier am häufigsten (in mehr als 10 Prozent der Fälle) Müdigkeit und Kopfschmerzen auf. Schwerwiegende Nebenwirkungen wie abdominelle Schmerzen, transitorische ischämische Attacken und Anämie waren bei unter 1 Prozent der Anwender zu verzeichnen. Die Rate der Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen betrug weniger als 1 Prozent.
Kontraindiziert ist Zepatier bei Leberfunktionsstörung mittleren oder schweren Grades. Die Leberwerte des Patienten sind mindestens vor Beginn der Therapie sowie in Behandlungswoche 8 zu kontrollieren. Unter anderem Müdigkeit, Schwäche, Appetitverlust und Stuhlverfärbungen sind mögliche Symptome einer nachlassenden Leberfunktion, über die Patienten informiert werden müssen und bei deren Auftreten sie umgehend ihren Arzt aufsuchen sollen.
Weitere Gegenanzeigen sind die gleichzeitige Anwendung von Inhibitoren des organischen Anionen-Transportpolypeptids 1B (OATP1B), zum Beispiel Rifampicin, Darunavir oder Ciclosporin, oder von CYP3A4- oder PGP-Induktoren, zum Beispiel Efavirenz, Carbamazepin oder Johanniskraut.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In einer der Zulassungsstudien wurde Zepatier ausschließlich bei Patienten mit fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung getestet. Von den 122 Teilnehmern mit HCV-Genotyp 1 erreichten 115 (94 Prozent) nach zwölfwöchiger Zepatier-Therapie dauerhaftes virologisches Ansprechen (SVR), definiert als Viruslast unter der Nachweisgrenze zwölf Wochen nach Therapieende.
Insgesamt haben bislang circa 2000 Patienten Zepatier in drei placebokontrollierten und sieben nicht kontrollierten Studien angewendet. Die Höhe des Anteils mit SVR war dabei vom Genotyp abhängig. Von den 312 Patienten mit Genotyp 1b, die Zepatier als Monotherapie über zwölf Wochen erhielten, erreichten 96 Prozent SVR. Patienten mit Genotyp 1a wurden entweder zwölf Wochen lang ausschließlich mit Zepatier behandelt (n=519) oder 16 Wochen lang mit Zepatier plus Ribavirin (n=58). In der ersten Gruppe betrug das SVR 93 Prozent, in der zweiten 95 Prozent. Dieselbe Unterscheidung nach Therapieregimes wurde bei Patienten mit Genotyp 4 vorgenommen. Hier betrugen die SVR-Raten 94 Prozent unter Zepatier-Monotherapie (n=65) beziehungsweise 100 Prozent unter Zepatier plus Ribavirin (n=8).
Verschiedene antivirale Arzneistoffe blockieren die Replikation von HCV. Wo sie dabei angreifen, verrät die Endung des Wirkstoffs. So enden Hemmer der NS3/A4-Protease auf -previr, Inhibitoren der NS5B-Polymerase auf -buvir und Hemmer des NS5A-Proteins auf -asvir. Um die Wirksamkeit eines antiviralen Arzneimittels zu erhöhen und Resistenzen zu vermeiden, werden üblicherweise Arzneistoffe aus mindestens zwei verschiedenen Wirkstoffklassen miteinander kombiniert.
Bei der Lagerung von Zepatier sind keine besonderen Temperaturen einzuhalten. Diese sollte jedoch im Originalkarton erfolgen, um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen.
Zepatier ist verschreibungspflichtig.
Elbasvir
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 10.03.2017 (chronische Hepatitis C)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 11.02.2022 (chronische Hepatitis C bei Jugendlichen)
In der Schwangerschaft sollte Zepatier nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen für die Frau das potenzielle Risiko für den Fetus übersteigt. Tierexperimentelle Studien deuten nicht auf eine fruchtschädigende Wirkung hin, deren Ergebnisse sind allerdings nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar. Bei gleichzeitiger Anwendung von Ribavirin müssen Patientinnen im gebärfähigen Alter und ihre männlichen Partner eine wirksame Methode zur Empfängnisverhütung anwenden.
Da Elbasvir und Grazoprevir möglicherweise in die Muttermilch übergehen, sollten stillende Frauen entweder auf die Therapie mit Zepatier verzichten, sie unterbrechen oder abstillen.
Letzte Aktualisierung: 19.05.2020