Doravirin|Pifeltro®|83|2019 |
MSD
100 mg Filmtabletten
Pifeltro ist zugelassen zur Behandlung HIV-1-infizierter Erwachsener, wenn die HI-Viren keine Mutationen aufweisen, die bekanntermaßen mit einer Resistenz gegen NNRTI assoziiert sind. Es darf nur in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln angewendet werden.
Doravirin steht außerdem in der Fixkombination Delstrigo® zur Verfügung. Diese enthält 100 mg Doravirin, 300 mg Lamivudin (3TC) und 300 mg Tenofovirdisoproxilfumarat (TDF) und muss nicht mit weiteren Arzneimitteln kombiniert werden.
Doravirin ist ein nicht nukleosidischer HIV-1-Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NNRTI) aus der Gruppe der Pyridinone. Es hemmt die HIV-1-Replikation durch nicht kompetitive Hemmung der HIV-1-Reverse-Transkriptase. Der Wirkmechanismus ist bereits von anderen Arzneistoffen wie Efavirenz oder Rilpivirin bekannt.
Die Filmtablette mit 100 mg Doravirin wird einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Falls der Patient die Einnahme vergessen hat, sollte er diese innerhalb von 12 Stunden nachholen und dann das normale Dosierungsschema wiederaufnehmen. Sind nach der geplanten Einnahme mehr als 12 Stunden vergangen, sollte diese nicht nachgeholt werden.
Unter einer antiretroviralen Kombinationstherapie ist das Auftreten einer Immun-Reaktivierungs-Syndrom beschrieben. Während der Einleitungsphase kann es dabei zu einer Entzündungsreaktion auf asymptomatische oder residuale opportunistische Infektionen (wie eine Mycobacterium-avium-Infektion, eine Zytomegalie-Infektion, eine Pneumocystis- jirovecii-Pneumonie oder eine Tuberkulose) kommen. Dies kann eine weitere Evaluierung und Behandlung notwendig machen. Auch Reaktivierungen von Autoimmunerkrankungen sind beschrieben worden. Bei diesen war die Zeit bis zum Auftreten jedoch variabler. Es ist hier auch viele Monate nach Einleitung der Therapie möglich.
Wie andere NNRTI hat Doravirin ein ausgeprägtes Interaktionspotenzial. Es wird hauptsächlich über CYP3A verstoffwechselt.
Da starke CYP3A-Induktoren die Doravirin-Plasmakonzentration signifikant senken, ist eine gleichzeitige Anwendung kontraindiziert. Dazu gehören unter anderem Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskraut, Mitotan, Enzalutamid und Lumacaftor.
Bei der gleichzeitigen Anwendung mit dem moderaten CYP3A-Induktor Rifabutin sollte die Doravirin-Dosis auf zweimal täglich 100 mg erhöht werden. Die Dosen sollten mit etwa zwölf Stunden Abstand eingenommen werden. Die gemeinsame Anwendung von Doravirin mit moderaten CYP3A-Induktoren wie Dabrafenib, Lesinurad, Bosentan, Thioridazin, Nafcillin, Modafinil und Telotristat wurde bisher nicht untersucht. Dennoch sollte auch hier bei der gemeinsamen Anwendung die Doravirin-Dosis auf zweimal täglich 100 mg mit zwölfstündigem Abstand erhöht werden.
Die gemeinsame Anwendung mit CYP3A-Inhibitoren kann zwar zu erhöhten Doravirin-Plasmakonzentrationen führen; eine Dosisanpassung ist jedoch nicht erforderlich.
Zu den häufig beobachteten Nebenwirkungen von Doravirin zählen Schlaflosigkeit, abnorme Träume, Kopfschmerz, Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Ausschlag.
Da starke CYP3A-Induktoren die Doravirin-Plasmakonzentration signifikant senken, ist eine gleichzeitige Anwendung kontraindiziert. Zu diesen gehören unter anderem Carbamazepin, Phenytoin, Rifampicin, Johanniskraut, Mitotan, Enzalutamid und Lumacaftor.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Pifeltro basiert auf den Phase-III-Studien DRIVE-FORWARD (Monopräparat) und DRIVE-AHEAD (Fixkombination). In der DRIVE-FORWARD-Studie wurden 766 Teilnehmer ohne vorherige antiretrovirale Behandlung randomisiert und erhielten mindestens eine Dosis Pifeltro einmal täglich oder Darunavir plus Ritonavir (DRV+r) einmal täglich, jeweils in Kombination mit Emtricitabin/TDF oder Abacavir/3TC. Pifeltro zeigte eine anhaltende Virussuppression über 48 Wochen und erreichte damit seinen primären Endpunkt der nicht unterlegenen Wirksamkeit im Vergleich zum DRV+r-basierten Regime: Unter Pifeltro erreichten 84 Prozent eine Virussuppression von HIV-1 RNA < 50 Kopien/ml gegenüber 81 Prozent in der Vergleichsgruppe. Auch bei den Patienten mit einer sehr hohen Viruslast von ≥ 100.000 Kopien/ml zu Beginn der Studie war nach 48 Wochen der Anteil der Patienten mit < 50 Kopien/ml vergleichbar (81 Prozent versus 76 Prozent).
Delstrigo war in der Studie DRIVE-AHEAD beim primären Endpunkt der NNRTI-basierten Fixdosiskombination Efavirenz/Emtricitabin/TDF ebenfalls nicht unterlegen: Nach 48 Wochen hatten 84 Prozent der Patienten aus der Delstrigo-Gruppe und 80 Prozent der Patienten aus der Vergleichsgruppe eine Viruslast unter der Nachweisgrenze von < 40 HIV-1 RNA-Kopien/ml.
Bezüglich der Temperatur müssen bei der Lagerung von Pifeltro keine besonderen Bedingungen eingehalten werden. Die Tabletten müssen jedoch in der Originalflasche aufbewahrt und diese stets fest verschlossen werden, um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen. Zudem sollte das ebenfalls enthaltene Trockenmittel nicht entnommen werden. Nach Anbruch ist das Arzneimittel 35 Tage verwendbar.
Pifeltro ist verschreibungspflichtig.
Doravirin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 11.04.2019 (HIV-Infektion)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.07.2022 (HIV-Infektion bei Jugendlichen)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.07.2022 (Delstrigo: Doravirin/Lamivudin/Tenofovirdisoproxilfumarat (HIV-Infektion bei Jugendlichen))
Aus Vorsichtsgründen sollte die Anwendung von Doravirin in der Schwangerschaft vermieden werden. Mütter sind anzuweisen, nicht zu stillen, wenn sie Doravirin einnehmen.
Letzte Aktualisierung: 09.07.2020