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ARZNEISTOFFE

Elvitegravir|Stribild®|83|2013

STOFFGRUPPE
83 Virustatika
WIRKSTOFF
Elvitegravir
FERTIGARZNEIMITTEL
Stribild®
HERSTELLER

Gilead Sciences

MARKTEINFÜHRUNG (D)
06/2013
DARREICHUNGSFORM

Kombinationsarzneimittel aus 150 mg Elvitegravir, 150 mg Cobicistat, 200 mg Emtricitabin und 245 mg Tenofovirdisoproxil

ATC-CODE
J05AJ02
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Stribild ist zugelassen zur Behandlung einer HIV-1-Infektion bei Erwachsenen, die nicht antiretroviral vorbehandelt sind oder bei denen das Virus keine Mutationen aufweist, die mit Resistenzen gegen einen der drei antiretroviralen Wirkstoffe des Medikaments assoziiert sind. Stribild darf nicht gleichzeitig mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln eingenommen werden.

 

Stribild darf auch bei Jugendlichen ab 12 Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 35 kg eingesetzt werden, bei denen darüber hinaus Toxizitäten aufgetreten sind, die die Anwendung anderer Behandlungsregimes ausschließen, welche kein Tenofovirdisoproxil enthalten.

Wirkmechanismus

Elvitegravir hemmt die virale Integrase. Dieses Enzym benötigt das HI-Virus, um seine DNA in das Wirtsgenom einzuschleusen.

Anwendungsweise und -hinweise

Stribild ist das erste Integraseinhibitor-basierte Single-Tablet-Regime. Die Patienten müssen also nur einmal pro Tag eine Tablette einnehmen. Dies sollte zum Essen geschehen. Die Tablette darf nicht zerkaut oder zerteilt werden.

 

Eine vergessene Einnahme kann nachgeholt werden, wenn nicht mehr als 18 Stunden seit dem eigentlichen Einnahmezeitpunkt vergangen sind.

 

Vor Beginn einer Stribild-Therapie sollte der Arzt die Nierenfunktion des Patienten testen, indem er die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) sowie die Urin-Glucose- und -Protein-Werte erhebt. Bei einer GFR unter 70 ml/min sollte er Stribild nicht verordnen. Ferner wird empfohlen, Stribild Patienten mit einer GFR von unter 90 ml/min nur dann zu verschreiben, wenn nach einer Bewertung der vorhandenen Therapieoptionen dieses als die bevorzugte Behandlung für den jeweiligen Patienten angesehen werden kann. Die GFR sowie Serumphosphat-, Urin-Glucose- und Urin-Protein-Werte sollten im Verlauf des ersten Jahres alle vier Wochen und anschließend alle drei Monate einem Monitoring unterzogen werden. Bei Patienten mit einem Risiko für eine Nierenfunktionsstörung sollte dieses Monitoring entsprechend häufiger erfolgen. Stribild sollte bei einer gleichzeitigen oder kürzlich erfolgten Verwendung eines nephrotoxischen Arzneimittels, zum Beispiel eines Aminoglykosids, Amphotericin B und Vancomycin, aufgrund des erhöhten Risikos unerwünschter renaler Wirkungen vermieden werden.

 

Stribild wurde nicht bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung untersucht und kann bei diesen Patienten daher nicht empfohlen werden.

 

Bei Patienten über 65 Jahren sollte das Mittel nur mit Vorsicht angewendet werden, da bisher keine Daten vorliegen, die eine Dosierungsempfehlung für ältere Menschen erlauben.

 

Die Unterbrechung der Stribild-Therapie bei Patienten mit HIV- und Hepatitis-B-Virus-Infektion (HBV) steht möglicherweise mit schweren akuten Hepatitis-Exazerbationen in Verbindung. Patienten mit einer HIV- und HBV-Doppelinfektion, die Stribild absetzen, sollten über einen Zeitraum von wenigstens sieben Monaten nach dem Behandlungsende einem lückenlosen Monitoring inklusive klinischer und Labor-Nachuntersuchungen unterzogen werden.

Wichtige Wechselwirkungen

Elvitegravir ist ein mäßiger Induktor von CYP2C9 und/oder induzierbaren UGT-Enzymen und kann daher die Plasmakonzentration von Substraten dieser Enzyme verringern. Elvitegravir wird seinerseits durch CYP3A und in geringem Ausmaß auch durch UGT1A1 metabolisiert. Induktoren dieser Enzyme können zu einer verringerten Elvitegravir-Plasmakonzentration und damit potenziell zu einer verringerten therapeutischen Wirkung sowie zu einer Resistenzbildung führen.

 

Auch auf mögliche Wechselwirkungen der weiteren Kombinationspartner mit anderen Arzneimitteln müssen berücksichtigt werden.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen in Studien zu Stribild waren Übelkeit und Durchfall. Sehr häufig kam es unter anderem auch zu Kopfschmerzen, Schwindel und Hautausschlag.

 

Die häufigsten Nebenwirkungen bei virologisch supprimierten erwachsenen Patienten, die in klinischen Studien über 48 Wochen mit Stribild behandelt wurden, waren Übelkeit und Müdigkeit.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Die gleichzeitige Anwendung von Stribild mit bestimmten anderen Wirkstoffen ist kontraindiziert. Dazu gehören:

 

  • α1-Adrenozeptor-Antagonisten: Alfuzosin
  • Antiarrhythmika: Amiodaron, Quinidin
  • Antikonvulsiva: Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin
  • Antimykobaterielle Antibiotika: Rifampicin
  • Dabigatran
  • Mutterkornderivate: Dihydroergot­amin, Ergometrin, Ergotamin
  • Prokinetika: Cisaprid (a. H.)
  • Pflanzliche Produkte: Johanniskraut (Hypericum perforatum)
  • HMG-Co-A-Reduktase-Inhibitoren: Lovastatin, Simvastatin
  • Neuroleptika: Pimozid, Luramidon
  • PDE-5-Inhibitoren: Sildenafil zur Behandlung von pulmonal-arterieller Hypertonie
  • Sedativa/Hypnotika: oral verabreichtes Midazolam, Triazolam

 

Kontraindiziert ist Stribild auch bei Patienten, die bereits eine Behandlung mit Tenofovirdisoproxilfumarat aufgrund von Nierentoxizität abgesetzt haben, unabhängig von der Entwicklung der Nierenfunktion nach dem Absetzen.

 

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Stribild wurde in zwei Zulassungsstudien (GS-102 und GS-103) mit zwei anderen First-Line-Regimen verglichen, dem Single-Tablet-Regime Atripla® (Efavirenz/Emtricitabin/ Tenofovirdisoproxilfumarat) sowie Ritonavir geboostertem Reyataz® (Atazanavir) plus Truvada® (Emtricitabin/Tenofovirdiso­proxilfumarat). In die beiden randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studien wurden jeweils gut 700 nicht vorbehandelte Patienten eingeschlossen. Bei beiden Studien wurde in der 48. Woche die virologische Ansprechrate ausgewertet. Diese war definiert als Erreichen einer Viruslast unter der Nachweisgrenze von 50 Kopien/ml. Nach 48 Wochen erreichten in der Studie GS-102 unter Atripla 87 Prozent der Patienten eine Viruslast unter 50 Kopien/ml, unter Stribild waren es 90 Prozent. In der Studie GS-103 erreichten 88 Prozent der Patienten unter Stribild den primären Endpunkt, während es in der Kontrollgruppe 84 Prozent der Patienten waren.

Hintergrundinfos

In Stribild sind insgesamt vier Wirkstoffe enthalten: die beiden Revertase-Inhibitoren Emtricitabin und Tenofovirdisoproxilfumarat sowie Cobicistat und Elvitegravir. Die beiden letztgenannten Wirkstoffe sind neu. Elvitegravir ist wie das bereits verfügbare Raltegravir ein HIV-Integraseinhibitor. Diese Wirkstoffe hemmen die Einbindung des HIV-Genoms in die Wirts-DNA und blockieren so die Replikation des Virus. Cobicistat kann man mit Ritonavir vergleichen. Es ist ein Hemmstoff des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP3A, der als Booster für Elvitegravir wirkt, aber keine eigene antivirale Aktivität besitzt.

Besonderheiten

Um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen, ist das Fläschchen gut zu verschließen und im Umkarton aufzubewahren.

Stribild ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Elvitegravir

Elvitegravir

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Elvitegravir.wrl

Weitere Hinweise

Während der Behandlung mit Stribild muss eine Schwangerschaft zuverlässig verhütet werden.

 

Eine Therapie mit Stribild soll während der Schwangerschaft nicht begonnen werden und Frauen, die während der Therapie mit Stribild schwanger werden, sollen auf ein alternatives Behandlungsregime umgestellt werden, da Stribild während der Schwangerschaft nicht sicher wirkt.

 

Es gibt nur wenige Informationen zur Anwendung von Stribild in der Stillzeit. Es sollte daher in dieser Zeit nicht angewendet werden.

 

Um eine Übertragung von HI-Viren mit der Muttermilch zu verhindern, sollten HIV-infizierte Frauen nicht stillen.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 24.10.2021

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