Etravirin|Intelence®|83|2008 |
Janssen-Cilag
25 mg Tabletten
100 mg Tabletten
200 mg Tabletten
Intelence ist zugelassen zur Behandlung antiretroviral vorbehandelter Erwachsener und zur Behandlung antiretroviral vorbehandelter pädiatrischer Patienten ab 6 Jahren, die mit dem humanen Immundefizienz-Virus 1 (HIV-1) infiziert sind. Etravirin darf nur in Kombination mit einem geboosterten Protease-Inhibitor und anderen antiretroviralen Arzneimitteln angewendet werden.
Etravirin ist ein nicht-nukleosidischer Reverse-Transkrptase-Inhibitor (NNRTI). Diese hemmen die Funktion des Enzyms Reverse Transkriptase, dem eine Schlüsselrolle bei der Replikation des HI-Virus zukommt.
Die empfohlene Anfangsdosis für Erwachsene beträgt 200 mg, aufgeteilt auf zwei Einzeldosen. Die Dosierung für Kinder wird anhand des Körpergewichts berechnet. Die Tabletten sollten morgens und abends nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Ist der Patient nicht in der Lage, die Tabletten im Ganzen zu schlucken, können sie in Wasser aufgelöst werden.
Etravirin wird in der Leber mithilfe des Cytochrom-P450-Systems verstoffwechselt. Es ist sowohl Substrat als auch Induktor von CYP-3A4 und ein Inhibitor von CYP-2C9 und CYP-2C19. Insofern tritt Etravirin mit zahlreichen anderen Arzneimitteln in Wechselwirkung. Nicht empfohlen wird die gleichzeitige Gabe von ungeboosterten Proteasehemmern sowie von Ritonavir-geboostertem Tipranavir. Dagegen können Ritonavir-geboostertes Atazanavir, Darunavir, Lopinavir und Saquinavir gleichzeitig gegeben werden. Keine signifikante Interaktion besteht zwischen Etravirin und Raltegravir oder Enfuvirtid. Bei gleichzeitiger Gabe von Maraviroc sollte die Dosis des CCR5-Hemmers angepasst werden.
Ausführliche Informationen bietet eine Tabelle in der Fachinformation zu Intelence.
Häufigste Nebenwirkungen in den Studien zu Etravirin waren leicht bis mäßig ausgeprägter Hautausschlag, Diarrhö, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel und Konzentrationsschwierigkeiten. Dabei war der Hautausschlag der häufigste Grund für einen Therapieabbruch. Selten (kleiner 0,1 Prozent) traten unter Etravirin schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom und Erythema multiforme) auf. Die Therapie sollte dann abgebrochen werden.
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit mäßiger Leberfunktionsstörung und bei Patienten über 65 Jahren. Nicht empfohlen wird die Anwendung bei schwerer Leberfunktionsstörung.
Nicht empfohlen wird außerdem die gleichzeitige Gabe von ungeboosterten Proteasehemmern sowie von Ritonavir-geboostertem Tipranavir. Dagegen können Ritonavir-geboostertes Atazanavir, Darunavir, Lopinavir und Saquinavir gleichzeitig gegeben werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Intelence beruht auf zwei Phase-III-Studien mit insgesamt rund 1200 vorbehandelten Patienten mit NNRTI-Resistenz und PI-Resistenz (DUET-1 und DUET-2). Beide Studien wiesen ein identisches Design auf: Sie verglichen die Wirksamkeit von Etravirin gegen Placebo, beide in Kombination mit geboostertem Darunavir sowie mindestens zwei weiteren antiviralen Arzneimitteln, die individuell für den jeweiligen Patienten ausgewählt wurden. Die Studiendauer betrug 24 Wochen. Als primärer Endpunkt wurde die Anzahl der Patienten mit einer Viruslast unter 50 Kopien/ml Blut festgelegt. Verglichen mit Placebo senkte Etravirin die Viruslast signifikant stärker. Zu Beginn der Studien betrug die mittlere Viruslast der Patienten in beiden Studien rund 63000 Kopien/ml. Nach 24 Wochen wiesen 59 Prozent der Patienten (353 von 599), die Etravirin in Kombination mit anderen antiviralen Arzneimitteln eingenommen hatten, eine Viruslast unter 50 Kopien/ml auf. Dies war nur bei 41 Prozent der Patienten (248 von 604) der Fall, die in Kombination mit anderen Anti-HIV-Arzneimitteln Placebo erhalten hatten.
Intelence ist in der Originalflasche aufzubewahren, um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen. Das Trockenmittel darf nicht entfernt werden.
Intelence ist verschreibungspflichtig.
Etravirin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR) Intelence®:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000900/WC500034181.pdf
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000900/WC500034180.pdf
Basierend auf tierexperimentellen Studien gilt ein Fehlbildungsrisiko durch Etravirin als unwahrscheinlich. Auch klinische Daten geben bislang keinen Anlass für Sicherheitsbedenken, sie sind allerdings begrenzt.
Um eine HIV-Übertragung durch Stillen zu vermeiden, wird HIV-infizierten Müttern grundsätzlich vom Stillen abgeraten.
Letzte Aktualisierung: 29.10.2015