Lopinavir|Kaletra®|83|2001 |
Abbvie
100 mg/25 mg Filmtabletten
200 mg/50 mg Filmtabletten
80 mg/20 mg/ml Lösung zum Einnehmen
Kaletra darf in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln sowohl vorbehandelten als auch unbehandelten Patienten über zwei Jahre verordnet werden, die mit dem HI-Virus vom Typ 1 infiziert sind.
Die meisten Erfahrungen liegen mit nicht vorbehandelten Patienten vor. Bei HIV-Infizierten, die bereits antiretroviral behandelt wurden, sollte zuvor auf eventuelle Resistenzen gegen Proteasehemmer geprüft werden.
In Kaletra ist der Proteaseinhibitor Lopinavir mit niedrigen Dosen Ritonavir kombiniert. Protease-Inhibitoren hemmen eine HIV-1-spezifische Protease. Sie hilft, die komplexen Proteine, die nach Ablesen der viralen m-RNA am Ribosom entstehen, in funktionsfähige Endprodukte zu zerschneiden. Während Reverse-Transkriptase-Hemmer die Umschreibung der viralen Information von RNA auf DNA unterdrücken, hemmen Protease-Inhibitoren den viralen Reifungsprozess. Lopinavir hat eine sehr kurze Halbwertszeit. Es wird bei der Resorption durch die Mucosa und im Organismus rasch von CYP3A metabolisiert. Daher wurde der neue Proteasehemmer mit Ritonavir, einem weiteren Vertreter der Substanzklasse. Ritonavir hemmt in niedrigen Dosen CYP3A, sodass die Fläche unter der Plasma-Zeit-Kurve von Lopinavir bei gesunden Probanden bis auf das hundertfache steigt. Schon 100 mg Ritonavir verlangsamen den metabolischen Abbau von Lopinavir derart, dass die Plasmaspiegel nach Gabe von 400 mg Lopinavir bis zu 75 Prozent über der halbmaximalen Hemmkonzentration liegen.
Die empfohlene Standard-Dosierung für Erwachsene und Jugendliche beträgt zweimal täglich 400/100 mg (je zwei Tabletten à 200/50 mg). Die Dosierung für Kinder richtet sich nach der Körperoberfläche.
Die Tabletten können zum Essen oder unabhängig davon eingenommen werden. Wichtig ist, dass die Patienten diese als Ganze einnehmen und sie nicht kauen, zerbrechen oder zerdrücken. Für Patienten mit Schwierigkeiten beim Schlucken und für Kinder steht eine Lösung zum Einnehmen zur Verfügung.
Da die Kombination aus Lopinavir und Ritonavir hauptsächlich über CYP3A verstoffwechselt wird, muss mit Wechselwirkungen zahlreicher Arzneistoffe gerechnet werden. Kaletra darf unter anderem nicht zusammen mit Flecainid, Propafenon, Astemizol, Terfenadin, Cisaprid, Ergotaminen, Lovastatin, Simvastatin, Johanniskraut-Präparaten, Rifampicin, Midazolam oder Triazolam gegeben werden.
Die Nebenwirkungsraten in Studien zu Kaletra waren in den unterschiedlichen Therapieregimen vergleichbar. Am häufigsten litten die Patienten unter leichten gastrointestinalen Beschwerden, Kopfschmerzen und Hautausschlag. Teils fand man deutlich erhöhte Triglycerid- und Cholesterolwerte sowie erhöhte Leberwerte.
Bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung darf Kaletra nicht angewendet werden. Da beide Wirkstoffe in Kaletra über CYP3A4 metabolisiert werden, sollte es nicht gleichzeitig mit Arzneistoffen angewendet werden, deren Clearance stark davon abhängt. Dazu gehören insbesondere Alfuzosin, Amiodaron und Dronedaron, Fusidinsäure, Colchicin, Astemizol und Terfenadin, Pimozid und Quetiapin, Dihydroergotamin, Ergonovin, Ergotamin und Methylergonovin, Cisaprid, Lovastatin und Simvastatin, Avanafil, Sildenafil und Vardenafil, oral angewendetes Midazolam und Triazolam, da Kaletra zu erhöhten Spiegeln dieser Wirkstoffe führen kann. Auch auf Johanniskraut-haltige Zubereitungen sollten Patienten, die Kaletra erhalten, verzichten, da dieses die Blutspielgel von Lopinavir und Ritonavir vermindern kann.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Kaletra wurde in zahlreichen Studien an naiven und vorbehandelten Patienten untersucht. So erhielten 653 unbehandelte Patientinnen neben der Standardtherapie aus Lamivudin und Stavudin zusätzlich entweder zweimal täglich 400 mg Lopinavir und 100 mg Ritonavir oder dreimal täglich 750 mg Nelfinavir. In der Studie sank unter Lopinavir/Ritonavir die Zahl der RNA-Viruskopien bei signifikant häufiger unter 400 pro ml Plasma als unter Nelfinavir.
In einer anderen Untersuchung prüften die Wissenschaftler die neue Kombination an 70 Patienten, die noch keinen nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer erhalten hatten, bei denen aber zuvor eine antiretrovirale Therapie mit anderen Proteasehemmern nicht ansprach. Sie erhielten zweimal täglich 400 mg Lopinavir plus 100 oder 200 mg Ritonavir anstelle des bisherigen Proteasehemmers. Ab dem 15. Tag nahmen sie zusätzlich Nevirapin. Nach 72 Wochen fand man bei 75 Prozent der Patienten, die die niedrigere Dosis einnahmen, weniger als 400 RNA-Kopien pro ml Plasma.
Bei der Lagerung von Kaletra Tabletten sind keine besonderen Bedingungen zu berücksichtigen. Die Lagerung von Kaletra Lösung muss bei 2–8 °C (Kühlschrank) erfolgen.
Bei Gebrauch darf Kaletra Lösung maximal 42 Tage (6 Wochen) bei Temperaturen nicht über 25 °C aufbewahrt werden. Bis dahin unverbrauchter Inhalt ist dann zu vernichten. Daher empfiehlt es sich, bei Entnahme aus dem Kühlschrank das Datum auf der Verpackung zu notieren.
Kaletra ist verschreibungspflichtig.
Lopinavir
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Lopinavir kann während einer Schwangerschaft angewendet werden, wenn dies medizinisch erforderlich ist. Generell wird empfohlen, HIV-infizierten Müttern vom Stillen unbedingt abzuraten, um eine Übertragung der Infektion auf den Säugling zu vermeiden.
Letzte Aktualisierung: 17.05.2017