Telbivudin|Sebivo®|83|2007 |
Novartis Pharma
Nicht mehr zugelassen
Sebivo ist zugelassen zur Behandlung der chronischen Hepatitis B bei erwachsenen Patienten mit kompensierter Lebererkrankung, das heißt, mit geschädigter, aber normal arbeitender Leber, die Anzeichen einer weiteren Virusvermehrung, Leberschädigung und aktiven Entzündung haben.
Telbivudin ist ein synthetisches Thymidin-Nucleosidanalogon, das in vivo durch zelluläre Kinasen zur Wirkform phosphoryliert wird. Telbivudin-5´-Triphosphat hemmt die DNA-Polymerase des Hepatitis-B-Virus (HBV), indem es mit dem natürlichen Substrat Thymidin-5´-Triphosphat konkurriert. Der Einbau der „falschen“ Base in die Virus-DNA führt zum Kettenabbruch und damit zur Hemmung der HBV-Vermehrung und -Ausbreitung. Der neue Arzneistoff wirkt nicht gegen HI-Viren.
Empfohlen wird, einmal täglich 600 mg Telbivudin unabhängig von der Nahrung einzunehmen. Der Arzneistoff wird kaum metabolisiert und unverändert überwiegend renal eliminiert. Daher sollte bei Patienten mit mittelschwerer und schwerer Niereninsuffizienz sowie Dialyse-Patienten das Dosierungsintervall verlängert werden.
Da Telbivudin vorwiegend renal eliminiert wird, kann die gleichzeitige Gabe von Arzneimitteln, die die Nierenfunktion beeinflussen, die Plasmakonzentration von Telbivudin beeinflussen. Dazu gehören Aminoglykoside, Schleifendiuretika oder Platinverbindungen.
Häufigste Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Schwindel, Husten, Anstieg von Amylase und Lipase im Blut, Magen-Darm-Probleme, Hautausschlag und Müdigkeit. Bei längerfristiger Behandlung wurden auch ein Anstieg der Kreatin-Phosphokinase sowie Fälle von Myopathie und Myalgie beobachtet. In der Beratung sollte der Apotheker dem Patienten raten, bei diffusen Muskelschmerzen, Muskelspannen und -schwäche sofort den Arzt aufzusuchen.
Die Kombination von Telbivudin mit pegyliertem oder Standard-Interferon alfa ist kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit von Telbivudin wurde in einer großen Studie mit 1367 Patienten über ein und zwei Jahre geprüft und mit der des Standardmittels Lamivudin (100 mg einmal täglich) verglichen (GLOBE-Studie). Die meisten Patienten waren Asiaten. Alle hatten noch kein Nucleosidanalogon bekommen („Nucleosid-negativ“). Eingeschlossen waren HBeAg-positive, also mit dem verbreiteten HBV infizierte Patienten sowie HBeAg-negative Menschen, die einen mutierten, schwieriger zu behandelnden Virustyp in sich tragen. Die Mehrzahl der Behandelten zeigte ein histologisches, virologisches, biochemisches und serologisches Ansprechen auf Telbivudin. Bei HBeAg-positiven Patienten war Telbivudin überlegen: Die Responderrate lag bei 73 Prozent gegenüber 67 Prozent unter Lamivudin. Bei den HBeAg-negativen Teilnehmern waren die Wirkstoffe gleichwertig (75 und 77 Prozent Responder). Prognostisch günstig war ein früher Erfolg der Behandlung. Fast alle Patienten, bei denen die HBV-DNA-Spiegel bereits nach 24 Wochen unter der PCR-Nachweisgrenze von 300 Kopien/ml lagen, waren auch nach 52 Wochen „PCR-negativ“. Nach einem Jahr war bei 60 Prozent der HBeAg-positiven und 88 Prozent der negativen Patienten keine Virus-DNA in der PCR nachweisbar, aber nur bei 40 sowie 77 Prozent in den Lamivudin-Gruppen. Der Vorteil war auch nach zwei Jahren noch deutlich. Die Resistenzrate war gering, vor allem bei frühem Ansprechen auf die Therapie. Aufgrund von Kreuzresistenzen zwischen Nucleosidanaloga sollen Telbivudin und Lamivudin nicht kombiniert werden.
Für Sebivo sind keine besonderen Lagerungsbedingungen einzuhalten.
Sebivo ist verschreibungspflichtig.
Telbivudin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000713/WC500049337.pdf
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR) Sebivo®:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000713/WC500049338.pdf
Sebivo darf in der Schwangerschaft nur gegeben werden, wenn der Nutzen für die Mutter das potenzielle Risiko für das Ungeborene übersteigt. Frauen, die Sebivo einnehmen, dürfen nicht stillen.
Letzte Aktualisierung: 30.11.2015