Bulevirtid|Hepcludex®|83|2020 |
Gilead
2 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Hepcludex ist zugelassen zur Behandlung der chronischen Hepatitis-D-Infektion bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten ab drei Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 10 kg mit kompensierter Lebererkrankung, die im Plasma oder Serum positiv auf Hepatitis-D-Virus-DNA getestet wurden.
Bulevirtid ist ein Peptid, dessen Struktur von L-HBsAg, einem Hüllprotein von Hepatitis-B-Viren, abgeleitet ist. Es wirkt als Entry-Inhibitor. Dabei bindet es spezifisch an den Natrium-Taurocholat-Cotransporter (NTCP) und blockiert damit die Bindestelle für die Viren.
Der Hintergrund: Die chronische Hepatitis D tritt immer zusammen mit Hepatitis B auf. Um in die Leberzelle zu gelangen, benötigen Hepatitis-D-Viren Hüllproteine von Hepatitis-B-Viren, vor allem L-HBsAg. Über diese binden die Viren spezifisch an den NTCP und gelangen dann ins Innere der Leberzellen, wo sie replizieren können.
Die empfohlene Dosis für Erwachsene beträgt täglich eine subkutane 2-mg-Injektion Bulevirtid. Sie kann zum Beispiel in den Oberschenkel oder in den Bauch injiziert werden. Bei pädiatrischen Patienten richtet sich die empfohlene Dosis nach dem Körpergewicht.
Hepcludex kann allein oder in Kombination mit einem Wirkstoff zur Behandlung der Hepatitis-B-Infektion angewendet werden. Die optimale Behandlungsdauer ist nicht bekannt. Sie sollte so lange fortgesetzt werden, wie dies mit einem klinischen Nutzen verbunden ist. Im Falle einer anhaltenden (sechs Monate) HBsAG-Serokonversion, kann über eine Beendigung der Therapie nachgedacht werden.
Verschiedene Arzneimittel können die NTCP-Zielstruktur von Bulevirtid hemmen. Daher wird nicht empfohlen, sie zu kombinieren. Zu diesen Arzneistoffen zählen zum Beispiel Sulfasalazin, Irbesartan, Ezetimib, Ritonavir und Ciclosporin A. Zudem ist die gleichzeitige Anwendung von NTCP-Substraten nach Möglichkeit zu vermeiden. Dazu zählen zum Beispiel verschiedene Statine sowie Schilddrüsenhormone und Estron-3-sulfat.
Zu den in Studien zu Bulevirtid sehr häufig genannten Nebenwirkungen gehören erhöhte Gallensäure-Konzentrationen im Blut. Häufig traten unter anderem Reaktionen an der Injektionsstelle auf.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Wirksamkeit und Sicherheit von Hepcludex wurden in der MYR202-Studie untersucht. Dabei wurden drei Dosierungen (2, 5 und 10 mg/d) über einen Zeitraum von 24 Wochen bei insgesamt 118 Patienten mit chronischer Hepatitis D getestet. Die Studienteilnehmer erhielten entweder Bulevirtid plus Tenofovir oder eine Tenofovir-Monotherapie. Der primäre Endpunkt der Studie war eine nicht nachweisbare HDV-RNA-Konzentration oder eine Verringerung um ≥ 2log10 von Studienbeginn bis Woche 24. Dieses Ziel erreichten unter Bulevirtid/Tenofovir 55 von 90 Patienten und nur einer von 28 Patienten in der Gruppe mit der Tenofovir-Monotherapie.
Hepcludex ist im Gefrierschrank (- 20 °C) zu lagern. Vor der Rekonstitution kann es bis zu drei Monate im Kühlschrank (2 bis 8 °C) aufbewahrt werden. Danach ist es für zwei Stunden bei Raumtemperatur stabil. Aus mikrobiologischer Sicht wird jedoch dazu geraten, es nach Rekonstitution sofort zu verwenden.
Hepcludex ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des G-BA vom 01.12.2020
Nutzenbewertung des G-BA vom 01.04.2025 (Behandlung einer chronischen Hepatitis-Delta-Virus-Infektion mit kompensierter Lebererkrankung bei pädiatrischen Patientinnen und Patienten ≥ 3 bis < 18 Jahre) (Verfahren eingestellt)
Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Verhütungsmethode anwenden, sollten vorsichtshalber nicht mit Hepcludex behandelt werden. In der Stillzeit muss entschieden werden, ob das Stillen unterbrochen oder auf die Therapie mit Hepcludex verzichtet werden soll.
Letzte Aktualisierung: 17.01.2025