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ARZNEISTOFFE

Meropenem-Vaborbactam|Vaborem®|10|2024

 
STOFFGRUPPE
10 Antibiotika
WIRKSTOFF
Meropenem-Vaborbactam
FERTIGARZNEIMITTEL
Vaborem®
HERSTELLER

Berlin-Chemie

MARKTEINFÜHRUNG (D)
11/2024
DARREICHUNGSFORM

1 g/1 g Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
J01DH52
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Das Reserve-Antibiotikum Vaborem enthält den neuen Betalactamase-Inhibitor Vaborbactam, kombiniert mit dem bekannten Carbapenem Meropenem.

 

Vaborem ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit komplizierten Harnwegs- und Niereninfektionen, komplizierten intraabdominellen Infektionen, Krankenhaus-assoziierter (nosokomialer) Pneumonie und Beatmungspneumonie sowie zur Behandlung von Patienten mit Bakteriämie im Zusammenhang mit einer dieser Infektionen. Zudem kann es eingesetzt werden bei Infektionen durch aerobe gramnegative Bakterien bei Erwachsenen, wenn die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind.

Wirkmechanismus

Meropenem gehört zur Gruppe der Carbapeneme und wirkt bakterizid, indem es den Aufbau der Peptidoglykan-Zellwandsynthese der Bakterien hemmt.

 

Vaborbactam ist ein Betalactamase-Inhibitor aus der Gruppe der Boronate, bei denen ein Boratom zyklisch gebunden ist und eine OH-Gruppe trägt. Das Boratom wird von der Serin-Hydroxylgruppe der Betalactamasen angegriffen. Es entsteht ein kovalentes Addukt, wodurch die Lactamasen gehemmt werden. Der Inhibitor ist gegenüber der durch Betalactamasen vermittelten Hydrolyse stabil.

 

Vaborbactam hemmt Serin-Betalactamasen der Klassen A und C, einschließlich der Klebsiella-pneumoniae-Carbapenemase (KPC), aber weder Enzyme der Klasse B (Metallo-Betalactamasen) noch Carbapenemasen der Klasse D. Es wirkt selbst nicht antibakteriell, sondern schützt das Antibiotikum vor der Inaktivierung durch Betalactamasen.

Anwendungsweise und -hinweise

Vaborem wird alle acht Stunden gegeben, jeweils 2 g Meropenem und 2 g Vaborbactam, als dreistündige intravenöse Infusion. Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Art der Infektion (ohne Bakteriämie fünf bis 14 Tage, ansonsten länger).

 

Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance unter 40 ml/min wird die Dosis reduziert. Da die Arzneistoffe durch Hämodialyse entfernt werden, wird die Infusion nach einer Dialysebehandlung gegeben. Bei eingeschränkter Leberfunktion und älteren Menschen ist keine Dosisanpassung nötig.

Wichtige Wechselwirkungen

Vaborem kann CYP3A4 und möglicherweise andere PXR-regulierte Enzyme und Transporter induzieren. In der Folge könnte die Wirksamkeit von Arzneistoffen abnehmen, die überwiegend durch CYP1A2, CYP3A4 und/oder CYP2C metabolisiert und/oder die von P-gp transportiert werden. Patienten, die solche Arzneimittel einnehmen, sollten überwacht werden, ob die therapeutische Wirksamkeit nachlässt.

 

Die gleichzeitige Anwendung von Probenecid und Vaborem wird nicht empfohlen, da die Plasmakonzentrationen von Meropenem und Vaborbactam (beide sind Substrate von OAT3) ansteigen können. Die gleichzeitige Anwendung von Meropenem und Valproinsäure kann die Konzentration des Antikonvulsivums und damit die Anfallskontrolle verringern.

Nebenwirkungen

Die in Studien zu Vaborem am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Durchfall, Venenentzündung an der Infusionsstelle und Übelkeit. Schwere Nebenwirkungen wurden bei drei Patienten beobachtet: Reaktionen im Zusammenhang mit einer Infusion sowie ein Fall erhöhter alkalischer Phosphatase im Blut.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Kontraindiziert ist Vaborem bei Überempfindlichkeit gegen jegliche Carbapenem-Antibiotika und bei schwerer Überempfindlichkeit gegen andere Betalactam-Antibiotika, zum Beispiel Penicilline, Cephalosporine oder Monobactame.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

In klinischen Studien wurde eine Wirksamkeit von Vaborem gegen gramnegative Keime wie Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Enterobacter cloacae species nachgewiesen. Pseudomonaden und grampositive Bakterien werden nicht eradiziert.

 

Die Kombination war in mehreren Studien der jeweiligen antibiotischen Vergleichstherapie ebenbürtig. So wurden in der Phase-III-Studie TANGO-1 Sicherheit und Wirksamkeit von Meropenem-Vaborbactam gegenüber Piperacillin-Tazobactam bei 545 Erwachsenen mit komplizierten Harnwegsinfektionen einschließlich Pyelonephritis verglichen. Sowohl bei der Heilungsrate als auch der mikrobiellen Eradikation war die neue Kombination dem etablierten Schema nicht unterlegen. Nebenwirkungen waren ähnlich häufig (39,0 versus 35,5 Prozent).

 

In die Phase-III-Studie TANGO-2 wurden 77 Patienten mit einer Infektion mit Carbapenem-resistenten Enterobacteriaceae (CRE) eingeschlossen. Sie erhielten Vaborem oder die beste verfügbare Medikation, darunter Mono- und Kombinationstherapien mit Polymyxinen, Carbapenemen, Aminoglykosiden, Tigecyclin oder Ceftazidim-Avibactam. Vaborem erhöhte die Heilungsraten deutlich und verringerte die Sterblichkeit bei geringerer Nephrotoxizität.

 

In einer 2020 publizierten Kohortenstudie erhielten 131 Patienten mit CRE, von denen 40 Prozent eine Bakteriämie hatten, entweder Ceftazidim-Avibactam oder Meropenem-Vaborbactam. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der klinischen Erfolgsrate sowie in der 30- und 90-Tage-Mortalität, obwohl die Ceftazidim-Avibactam-Kombination häufiger verabreicht wurde. Die Nebenwirkungsraten waren ähnlich.

Besonderheiten

Vaborem ist bei Temperaturen nicht über 25 °C zu lagern.

Vaborem ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Vaborbactam

Vaborbactam

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

vaborbactam.wrl

Weitere Hinweise

Vaborem kann die Wirksamkeit von Estrogen- und/oder Progesteron-haltigen Kontrazeptiva verringern. Frauen im gebärfähigen Alter sollten deshalb während der Behandlung und für 28 Tage danach andere Verhütungsmethoden anwenden.

 

Eine Anwendung von Vaborem während der Schwangerschaft ist vorsichtshalber zu vermeiden. Ist sie während der Stillphase nötig, muss die Frau das Stillen unterbrechen, um ein potenzielles Risiko für das Kind auszuschließen.

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Letzte Aktualisierung: 04.12.2024