Tigecyclin|Tygacil®|10|2006 |
Pfizer
50 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung
Tygacil ist bei Erwachsenen und Kindern ab 8 Jahren zugelassen zur Behandlung von komplizierten Haut- und Weichgewebsinfektionen, außer bei Infektionen des diabetischen Fußes, sowie bei komplizierten intraabdominellen Infektionen.
Tigecyclin ist ein Vertreter einer von den Tetracyclinen abgeleiteten Antibiotika-Substanzklasse, der Glycylcycline. Glycylcycline sind in der Lage, die zwei wesentlichen Resistenzmechanismen (Effluxpumpen und ribosomale Schutzmechanismen) zu umgehen. Effluxpumpen bewirken ein schnelles Herauspumpen des Antibiotikums aus den Bakterien, womit die Wirksamkeit des Antibiotikums erheblich herabgesetzt wird. Ribosomale Schutzmechanismen verhindern, dass Antibiotika in die Proteinsynthese der Bakterien eingreifen.
Tigecyclin wirkt, indem es an die 30S-Untereinheit der Ribosomen bindet und dadurch die Translation der bakteriellen Proteinsynthese hemmt. Es zeichnet sich durch ein besonders breites Wirkspektrum gegen grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe sowie atypische Erreger als auch gegen multiresistente Keime aus. Tigecyclin kann deshalb als Monotherapie ohne vorangegangene Keim- und Resistenzbestimmung angewendet werden.
Die empfohlene Anfangsdosis bei Erwachsenen beträgt 100 mg Tigecyclin, gefolgt von 50 mg alle 12 Stunden über einen Zeitraum von 5 bis 14 Tagen. Die Dosis für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren richtet sich nach dem Körpergewicht. Jugendliche von 12 bis 18 Jahren bekommen 50 mg Tigecyclin alle 12 Stunden für 5 bis 14 Tage. Tygacil wird als 30- bis 60-minütige intravenöse Infusion gegeben, bei Kindern und Jugendlichen möglichst als 60-minütige Infusion.
Tigecyclin ist Substrat des Transporters P-Glykoprotein (P-Gp). Die gleichzeitige Gabe von P-Gp-Induktoren oder -Inhibitoren kann die Pharmakokinetik von Tigecyclin beeinflussen. Über einen nicht bekannten Mechanismus kann sich bei gleichzeitiger Gabe von Warfarin die Warfarin-Clearance vermindern. Signifikante INR-Veränderungen wurden nicht beobachtet, dennoch sollten die Gerinnungsparameter engmaschig überwacht werden. In vitro ist Tigecyclin kein Inhibitor des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP3A4.
Bedeutsamste unerwünschte Wirkungen in den Studien zu Tigecyclin waren gastrointestinale Beschwerden; die Patienten litten unter Übelkeit und Erbrechen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Tigecyclin beruht auf vier Phase-III-Studien. In zwei internationalen Multicenterstudien wurde der Wirkstoff versus Imipenem plus Cilastatin bei komplizierten intraabdominellen Infektionen verglichen. Es wurden 1658 Patienten randomisiert und 5 bis 14 Tage antibiotisch behandelt. Die klinischen Erfolgsraten lagen bei 88,2 Prozent unter Tigecyclin versus 89,3 Prozent unter der Kombination Imipenem/Cilastatin. Die Eradikationsraten betrugen 86,1 Prozent versus 86,2 Prozent. In zwei weiteren Phase-III-Studien wurde Tigecyclin mit Vancomycin plus Aztreonam bei schweren Haut- und Weichgewebeinfektionen verglichen. Es wurden 1129 Patienten mit tiefen Weichgewebeinfektionen randomisiert und maximal 14 Tage lang behandelt. Die klinischen Erfolgsraten für Tigecyclin lagen bei 86,7 Prozent versus 87,1 Prozent unter bisheriger Standardtherapie. Die Erfolgsraten zeigten sowohl bei mono- als auch polymikrobiellen Infektionen keine signifikanten Unterschiede.
Tygacil ist bei Temperaturen nicht über 25 °C zu lagern.
Tygacil ist verschreibungspflichtig.
Tigecyclin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Tigecyclin darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist unbedingt erforderlich. Während der Stillzeit sollte Tigecyclin mit Vorsicht angewendet und ein Abbruch des Stillens erwogen werden.
Letzte Aktualisierung: 19.02.2016