Eravacyclin|Xerava®|10|2022 |
Paion
100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Xerava ist zugelassen zur Behandlung komplizierter intraabdomineller Infektionen bei Erwachsenen.
Strukturell ist Eravacyclin ein Tigecyclin-ähnliches Tetrazyklin. Im Gegensatz zu Tigecyclin befindet sich jedoch am D-Ring des Tetrazyklin-Gerüsts an Position C-7 statt einer Dimethylaminogruppe ein Fluoratom und am C-9-Atom statt einer 2-Tertiärbutylglycylamidogruppe ein Pyrrolidinoacetamid.
Wie andere Tetrazykline hemmt Eravacyclin die bakterielle Proteinsynthese, indem es an die ribosomale 30S-Untereinheit bindet. Eine gesicherte Wirksamkeit liegt gegen folgende Erreger vor: Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Staphylococcus aureus, Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium und Viridans Streptococcus spp. Nicht wirksam ist es gegen Pseudomonas aeruginosa.
Eravacyclin wird als etwa 60-minütige intravenöse Infusion verabreicht. Die empfohlene Dosis beträgt 1 mg/kg Körpergewicht alle zwölf Stunden über einen Zeitraum von vier bis 14 Tagen.
Wie bei anderen Tetrazyklinen können schwere und gelegentlich tödliche Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. In solchen Fällen muss die Behandlung mit Eravacyclin sofort eingestellt und entsprechende Notfallmaßnahmen eingeleitet werden. Ebenfalls Wirkstoffklassen-typisch ist das Auftreten von Clostridioides-difficile-assoziierter Diarrhö. Unter diesen Umständen sollte erwogen werden, die Eravacyclin-Behandlung zu beenden und unterstützende Maßnahmen zusammen mit einer spezifischen Therapie von Clostridioides difficile einzuleiten. Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sollten nicht gegeben werden. Antibiotika-spezifisch ist zudem das Auftreten einer Pankreatitis, die in einigen Fällen unter Xerava schwerwiegend verlief. Bei Verdacht auf diese Nebenwirkung sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Eine längere Anwendung kann ein übermäßiges Wachstum nicht sensibler Mikroorganismen einschließlich Pilzen zur Folge haben. Tritt eine solche Superinfektion auf, muss die Therapie womöglich unterbrochen und eine alternative antimikrobielle Behandlung angewendet werden.
Bei der gleichzeitigen Anwendung mit starken CYP3A-Induktoren sollte die Eravacyclin-Dosis um etwa 50 Prozent auf 1,5 mg/kg Körpergewicht erhöht werden. Die gleichzeitige Gabe von starken CYP3A-Inhibitoren ist klinisch nicht relevant. Jedoch sollten Patienten, die zusätzlich Faktoren aufweisen, die die Exposition erhöhen können, wie schwere Leberschäden und/oder Adipositas, auf Nebenwirkungen überwacht werden.
Eravacyclin ist in vitro ein Substrat für die Transporter PGP, OATP1B1 und OATP1B3. Eine Arzneimittelwechselwirkung in vivo kann nicht ausgeschlossen werden.
Häufig beobachtete Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Reaktionen an der Injektionsstelle sowie Gefäßerkrankungen wie Phlebitis und Thrombophlebitis.
Kontraindiziert ist Xerava bei Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen Antibiotika der Tetracyclin-Klasse.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Xerava basiert auf den randomisierten doppelblinden Phase-III-Studien IGNITE 1 und IGNITE 4. IGNITE 1 untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Eravacyclin im Vergleich zu Ertapenem. Dazu wurden 541 Patienten mit komplizierter intraabdominaler Infektion (cIAI) für Eravacyclin (1 mg/kg alle zwölf Stunden intravenös) oder Ertapenem (1g täglich intravenös) randomisiert. Primärer Endpunkt waren die klinischen Heilungsraten zum Zeitpunkt der Test-of-Cure-Konsultation in der mikrobiologischen Intent-to-treat-Population. Diesen erreichten in der Eravacyclin-Gruppe 86,8 Prozent der Patienten und in der Ertapenem-Gruppe 87,6 Prozent, was die Nichtunterlegenheit von Eravacyclin belegt. Beide Medikamente wurden gut vertragen.
IGNITE4 zog einen Vergleich zwischen Eravacyclin und Meropenem. 500 Patienten mit cIAI erhielten entweder Eravacyclin (1 mg/kg alle zwölf Stunden) oder Meropenem (1 g alle 8 Stunden intravenös für vier bis 14 Tage). Primärer Endpunkt war ebenfalls der Nachweis der statistischen Nichtunterlegenheit der klinischen Heilungsraten. Auch hier zeigte sich Xerava nicht unterlegen (90,8 versus 91,2 Prozent Heilungsrate).
Eravacyclin ist ein vollsynthetisches Antibiotikum, das bereits 2018 von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zur Behandlung von komplizierten intraabdominellen Infektionen (cIAI) bei Erwachsenen zugelassen wurde. Seit August 2022 ist es im Handel.
Xerava ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C und im Umkarton (Lichtschutz) zu lagern.
Xerava ist verschreibungspflichtig.
Eravacyclin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
https://www.ema.europa.eu/en/documents/overview/xerava-epar-medicine-overview_de.pdf
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/xerava-epar-product-information_de.pdf
Xerava sollte während der Zahnentwicklung (während des zweiten und dritten Trimenons der Schwangerschaft und bei Kindern unter acht Jahren) nicht angewendet werden, da es zu bleibenden gelb-grau-braunen Verfärbungen der Zähne führen kann. Prinzipiell darf
Xerava sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, eine Behandlung ist aufgrund des klinischen Zustands der Frau erforderlich.
Eine Behandlung während des Stillens wird nicht empfohlen, auch das wegen der Gefahr der Zahnverfärbung beim gestillten Säugling.
Schrittinnovation
Letzte Aktualisierung: 07.09.2022