Pivmecillinam|X-Systo®|10|2016 |
Karo Pharma
400 mg Filmtabletten
X-Systo ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit einer akuten unkomplizierten Zystitis, die durch Mecillinam-empfindliche Bakterien hervorgerufen wird.
Pivmecillinam ist ein Prodrug des β-Lactam-Antibiotikums Mecillinam, einem β-Lactam mit schmalem Wirkspektrum, das vor allem gegen gramnegative Bakterien wirkt und die Biosynthese der Zellwand dieser Bakterien stört. Untersuchungen zeigen, dass Mecillinam hoch aktiv zum Beispiel gegen Escherichia coli, Klebsiella spp., Proteus spp. und Enterobacter spp. ist.
Die empfohlene Behandlungsdauer mit X-Systo beträgt drei Tage. An diesen Tagen nehmen die Patienten dreimal täglich eine 400-mg-Filmtablette zu den Mahlzeiten ein. Sie sollten die Tabletten dabei immer mit mindestens einem halben Glas Wasser schlucken.
Die gleichzeitige Gabe des Gichtmittels Probenecid kann die Ausscheidung von Pivmecillinam reduzieren und dementsprechend den Blutspiegel des Antibiotikums erhöhen. Dagegen kann die Ausscheidung von Methotrexat durch Pivmecillinam vermindert sein. Die gleichzeitige Behandlung mit Valproinsäure sollte aufgrund des erhöhten Risikos eines Carnitinmangels unterbleiben. Die bakterizide Wirkung von Pivmecillinam kann beeinträchtigt sein, wenn gleichzeitig bakteriostatisch wirksame Antibiotika gegeben werden, etwa Erythromycin oder Tetracycline.
Die in Studien zu Pivmecillinam am häufigsten berichteten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Durchfall und vulvovaginale Pilzinfektionen. Im Falle von Durchfall nach der Einnahme sind auch die Möglichkeit einer pseudomembranösen Kolitis zu bedenken und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
X-Systo ist kontraindiziert bei Patienten, bei denen der Durchgang durch die Speiseröhre beeinträchtigt ist sowie bei Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen Penicilline oder Cephalosporine. Nicht angewendet werden darf es außerdem bei Patienten mit genetischen Stoffwechselstörungen, die zu einem schweren Carnitinmagel führen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In einer 2014 im „Journal of Antimicrobial Chemotherapy“ publizierten Studie mit 39 Patienten, die an einer durch ESBL-produzierende Enterobakterien hervorgerufenen Harnwegsinfektion litten, schnitt Pivmecillinam gut ab (DOI: 10.1093/jac/dkt404). Die bakteriologische Heilungsrate betrug rund 80 Prozent, wenn die Patienten mit dreimal täglich 200 oder 400 mg Pivmecillinam behandelt wurden. Wie die Ergebnisse einer anderen, im „International Journal of Antimicrobial Agents“ veröffentlichten Studie zeigen, gibt es auch hinsichtlich der Resistenzproblematik gute Nachrichten. So blieben die Resistenzen gegen E. coli, einem wichtigen Erreger von Harnwegsinfektionen, zwischen den Jahren 2000 und 2008 gering und lagen unter 2 Prozent (DOI: 10.1016/j.ijantimicag.2011.09.013). Das traf auf die beiden anderen Mittel der ersten Wahl bei unkomplizierten Harnwegsinfekten, Fosfomycin-Trometamol und Nitrofurantoin, aber auch zu.
Ganz neu ist Pivmecillinam nicht. Bereits in den 1980er-Jahren wurden in Deutschland Zulassungen für Präparate erteilt, die diesen Wirkstoff enthielten. Im Handel verfügbar waren diese allerdings nicht, sodass X-Systo zum Zulassungszeitpunkt das einzige Pivmecillinam-haltige Arzneimittel in Deutschland war. Pivmecillinam wird in anderen Ländern, etwa Skandinavien, seit Langem erfolgreich zur Behandlung von Harnwegsinfektionen eingesetzt.
Bei der Lagerung von X-Systo sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
X-Systo ist verschreibungspflichtig.
Pivmecillinam
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
In der Schwangerschaft kann X-Systo zum Einsatz kommen, falls dies klinisch erforderlich ist. Auch stillende Frauen darf der Arzt mit X-Systo behandeln.
Letzte Aktualisierung: 26.06.2020