Sparfloxacin|Zagam®|10|1997 |
Rhône-Poulenc Rorer
In Deutschland nicht mehr auf dem Markt.
Zagam ist zugelassen zur Behandlung von radiologisch bestätigten ambulant erworbenen Lungenentzündungen, die auf eine konventionelle Therapie nicht angesprochen haben und durch gegen andere Antibiotika resistente Pneumokokken verursacht werden oder in einem epidemiologischen Umfeld auftreten, das auf ein hohes Risiko eines multiresistenten Stammes hinweist. Diese Einschränkung der Anwendung wurde wegen der schweren Nebenwirkungen durch Sparfloxacin, wie Fototoxizität, Hautreaktionen, Muskel- und Gelenkschmerzen, kardiovaskuläre und gastrointestinale Störungen, zentralnervöse und psychiatrische Störungen, Konjunktivitis und Uveitis sowie Thrombozytopenie, ausgesprochen.
Sparfloxacin ist ein Chemotherapeutikum aus der Gruppe der Chinolone und damit den Gyrasehemmern zuzuordnen. Es erfasst alle wesentlichen grampositiven und gramnegativen sowie die sogenannten atypischen Erreger einer behandlungsbedürftigen exazerbierten chronischen Bronchitis und einer Pneumonie. Gegenüber dem Serumspiegel werden im Oberflächenfilm der Lunge 20fach höhere und in den Alveolar-Makrophagen 50fach höhere Konzentrationen nachgewiesen.
Sparfloxacin ist ein difluoriertes Chinolonderivat, das strukturell dem Ciprofloxacin am meisten ähnelt. Der chemische Name lautet 5-Amino-1-cyclopropyl-7-(cis-3,5- dimethyl-piperazinyl)–6,8-difluor–1,4-dihydro-4-oxo-3-chinoloncarbonsäure (IUPAC). Die Aminogruppe in der 5-Position des Chinolonkerns unterscheidet Sparfloxacin von anderen Mitgliedern der Fluorchinolonreihe
Sparfloxacin hemmt wie alle Chinolone die bakterielle DNA-Gyrase (Topoisomerase II), insbesondere deren Untereinheit A, und verhindert dadurch das Öffnen und Schließen des DNA-Stranges. Die bakterielle Topoisomerase ist für die Überspiralisierung und Entspiralisierung der DNA erforderlich. Sparfloxacin wirkt bakterizid.
Für die Behandlung von ambulant erworbenen Pneumonien, einschließlich Infektionen durch S. pneumoniae, wird Sparfloxacin am ersten Tag in einer Initialdosis von 400 mg gegeben, gefolgt von einer einmal täglichen Gabe von 200 mg über zehn Tage.
Patienten mit einer schweren Nierenfunktionsstörung (Creatinin-Clearance < 30 ml/min) sollten 200 mg an jedem zweiten Tag erhalten.
Die gleichzeitige Anwendung von Sparfloxacin und antiarrhythmisch wirkenden Arzneimitteln oder anderen Arzneimitteln, die Torsades de pointes hervorrufen können (Verlängerung des QT-Intervalls), sollte vermieden werden. Zu diesen gehören Astemizol, Erythromycin, Chinin, Chloroquin, Halofantrin, Pentamidin, Probucol, Terfenadin, Vincamin, einige trizyklische Antidepressiva und einige Neuroleptika.
Sparfloxacin bildet wie andere Fluorchinolone mit zweiwertigen und dreiwertigen Kationen Komplexe. Daher sollen Eisensalze und Magnesium- oder Aluminium-haltige Antacida mindestens zwei Stunden vor oder nach der Anwendung von Sparfloxacin eingenommen werden.
Um zu vermeiden, dass die Krampfschwelle deutlich herabgesetzt wird, sollte Sparfloxacin nicht gleichzeitig mit Theophyllin oder NSAR gegeben werden, da Chinolon-Antibiotika die Krampfschwelle erniedrigen können.
Im Wesentlichen entspricht das Verträglichkeitsprofil von Sparfloxacin dem der Chinolonklasse. Gastrointestinale Störungen (Diarrhö (< 3 Prozent), Übelkeit (< 2 Prozent) und Erbrechen (< 2 Prozent)) gehören zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen. Wie sich aus den gesammelten Daten mehrerer klinischer Prüfungen ergeben hat, treten diese unerwünschten Wirkungen weniger häufig unter Sparfloxacin als unter Erythromycin oder Amoxicillin plus Ofloxacin auf. Die Häufigkeit von Kopfschmerzen und Schlafstörungen (beide unter 2 Prozent), aller unerwünschten Wirkungen (4,8 Prozent) wie auch unerwünschter Wirkungen, die das Absetzen der Behandlung erforderten, war vergleichbar zu der unter Vergleichsmedikation.
Fototoxische Reaktionen von belichteten Hautarealen mit Sonnenbrand, Erythem, Hautödem und Blasenbildung traten in europäischen klinischen Prüfungen bei 2 Prozent der Patienten auf. Sie treten damit unter Sparfloxacin häufiger auf als unter anderen Fluorchinolonen. Diese Hautreaktionen können sich innerhalb von ein bis 14 Tagen nach Beginn der Therapie entwickeln und auch solange andauern. Ein längerer Aufenthalt in der Sonne oder unter dem Solarium sollte daher während einer Therapie mit Sparfloxacin in jedem Fall vermieden werden.
Unter der Gabe von Sparfloxacin wurde eine leichte Verlängerung des QT-Intervalls um 3 Prozent gemessen, die fast ausschließlich ohne klinische Symptome blieb. Sie birgt jedoch das Risiko für die Entwicklung potenziell tödlich verlaufender Herzrhythmusstörungen wie Torsades de Pointes. Wie bei anderen Chinolonen wurde in Einzelfällen eine Sehnenentzündung oder ein Sehnenabriss beobachtet.
Es ist unbedingt erforderlich, während der gesamten Behandlungsdauer und bis zu fünf Tage danach eine Exposition gegenüber Sonnenlicht, hellem, natürlichem Licht und UV-Strahlung zu vermeiden.
Ferner sollte Sparfloxacin nicht bei Patienten mit Sehnenbeschwerden nach früherer Anwendung von Fluorchinolonen, Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase sowie bei gleichzeitiger Gabe von Amiodaron, Sotalol und Bepridil sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Sparfloxacin hat sich in mehreren Studien bei ambulant erworbenen Pneumonien als wirksam erwiesen. Die Heilungsraten lagen bei 80 bis 84 Prozent. Diese sind in direkten klinischen Vergleichsstudien mit denen von Amoxicillin, Amoxicillin/Clavulansäure, Erythromycin, Roxithromycin und Amoxicillin in Kombination mit Ofloxacin vergleichbar. Sparfloxacin führte zu Heilungsraten von 79 bis 87 Prozent bei Patienten mit dokumentierter Infektion mit S. pneumoniae und bis zu 98 Prozent bei Patienten mit anderen bakteriellen Infektionen. Die Erfolgsraten bei älteren (> 70 Jahre) und jüngeren Patienten waren vergleichbar.
Klinische Prüfungen in den USA zeigten unter Sparfloxacin eine Ansprechrate von 86 bis 87 Prozent, eine angenommene bakteriologische Ansprechrate von 77 bis 97 Prozent und eine vergleichbare klinische Wirksamkeit wie unter Erythromycin und Cefaclor. Bei Patienten mit dokumentierter Infektion durch S. pneumoniae betrugen die Eradikationsraten unter Sparfloxacin 91 bis 96 Prozent.
Bei Infektionen der unteren Atemwege (hauptsächlich akute Exazerbationen einer chronischen Bronchitis) unterschied sich die klinische Erfolgsrate mit 84 bis 89 Prozent unter Sparfloxacin nicht von der unter Therapie mit anderen Antibiotika (Amoxicillin, Cefuroximaxetil, Clarithromycin und Ofloxacin). Die umfangreichste Studie (mit mehr als 700 Patienten) zeigte klinische Wirksamkeitsraten von 84 Prozent für Sparfloxacin und 86 Prozent für die Kombination Amoxicillin/Clavulansäure.
In einer europäischen Studie beobachtete man nach einer fünftägigen Behandlungsphase mit Sparfloxacin eine mit der Kombination Amoxicillin/Clavulansäure vergleichbare klinische Wirksamkeit. Die angenommenen Eradikationsraten waren mit 82 bis 96 Prozent hoch. Sparfloxacin erwies sich bei japanischen Patienten mit Pneumonie als genauso wirksam wie Ofloxacin. (93 versus 91 Prozent)
Sparfloxacin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist Sparfloxacin kontraindiziert.
Letzte Aktualisierung: 26.06.2018