Tedizolid|Sivextro®|10|2015 |
MSD
außer Vertrieb
Sivextro ist zur Behandlung akuter bakterieller Haut- und Weichgewebeinfektionen bei Erwachsenen zugelassen.
Das in Sivextro enthaltene Tedizolid-Phosphat ist ein Prodrug, das von endogenen Phosphatasen im Gewebe und Plasma in den mikrobiologisch aktiven Anteil Tedizolid umgewandelt wird. Tedizolid ist wie Linezolid ein Vertreter der Oxazolidinone. Die antibakterielle Aktivität beruht auf der Bindung an die 50S-Untereinheit der bakteriellen Ribosomen, was zur Hemmung der Proteinsynthese führt. Tedizolid ist in erster Linie aktiv gegen grampositive Bakterien. In vitro wirkt es bakteriostatisch gegen Enterokokken, Streptokokken und Staphylokokken. Zum Beispiel hat sich der Wirkstoff auch gegen den Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) als wirksam erwiesen. Andere Standardantibiotika sind gegen diesen Keim unwirksam.
Als Initialtherapie können Sivextro-Filmtabletten oder das Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung angewendet werden. Patienten, die zunächst die parenterale Darreichungsform erhalten, können bei klinischer Indikation zur oralen Form wechseln. Die in der Fachinformation empfohlene Dosis beträgt 200 mg Tedizolid einmal täglich über sechs Tage. Sicherheit und Wirksamkeit des Antibiotikums über einen längeren Anwendungszeitraum sind nicht belegt.
Wird Sivextro infundiert, sollte dies über einen Zeitraum von 60 Minuten erfolgen. Die Filmtabletten können zu oder unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden. Bei Einnahme im Nüchternzustand wird die Spitzenkonzentration des Antibiotikums sechs Stunden eher erreicht als bei Anwendung zusammen mit einer fett- und kalorienreichen Mahlzeit. Wenn die antibiotische Wirkung möglichst rasch erzielt werden soll, empfiehlt sich die intravenöse Anwendung von Tedizolid. Eine Dosisanpassung bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion ist nicht erforderlich. Falls eine Dosis vergessen wurde, sollte sie so bald wie möglich nachgeholt werden, sofern bis zur nächsten planmäßigen Gabe noch mehr als acht Stunden verbleiben.
In-vitro-Studien haben gezeigt, dass Tedizolid eine Enzyminduktion hervorrufen kann. Das kann zu einer verminderten Wirksamkeit von anderen, gleichzeitig angewendeten Arzneimitteln mit enger Substratspezifität zu CYP3A4, CYP2B6, CYP2C9 und P-Glykoprotein führen. Laut Fachinformation kann die Enzyminduktion auch die Wirksamkeit von hormonalen Kontrazeptiva verringern. Ferner besteht potenziell die Möglichkeit einer Wechselwirkung zwischen oralem Tedizolid und oral angewendeten Substraten des Brustkrebs-Resistenzproteins. Falls möglich, sollte der Arzt deshalb in Betracht ziehen, die Anwendung der Begleittherapie während der sechstägigen Behandlung mit Tedizolid zu unterbrechen. Aufgrund einer potenziell inhibitorischen Wirkung von Tedizolid auf den organischen Anionen- Transporter OATP1B1 sollte der Arzt erwägen, Medikamente, deren Wirkspiegel durch die OATP1B1-Hemmung stark ansteigen, während der sechstägigen Behandlung mit Tedizolid abzusetzen.
Häufige Nebenwirkungen von Tedizolid waren in Studien Übelkeit (7 Prozent), Durchfall (3 Prozent), Erbrechen (2 Prozent) und Kopfschmerzen (4 Prozent). Diese Nebenwirkungen waren im Allgemeinen leicht oder mittelschwer.
In der Fachinformation von Sivextro wird darauf hingewiesen, dass Sicherheit und Wirksamkeit von Tedizolid bei Patienten mit Neutropenie bisher nicht untersucht worden sind. Deshalb sollten in diesen Fällen andere Therapiemöglichkeiten in Betracht gezogen werden. Auch gibt es einen Hinweis, dass Patienten angehalten werden sollten, Symptome von Sehstörungen, zum Beispiel Veränderungen der Sehschärfe und des Farbensehens sowie verschwommenes Sehen oder Gesichtsfeldausfälle, zu melden und abklären zu lassen. Hintergrund dafür sind mögliche optische Neuropathien. Bislang sind diese aber bei Patienten, die über den empfohlenen Therapiezeitraum von sechs Tagen behandelt wurden, noch nicht berichtet worden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In zwei Hauptstudien zu Tedizolid mit insgesamt mehr als 1300 Patienten mit akuten bakteriellen Infektionen der Haut oder von Hautstrukturen, wie Cellulitis, Hautabszesse und Wundinfektionen, wurde Tedizolid mit Linezolid verglichen. In beiden Studien erhielten die Patienten entweder einmal täglich 200 mg Tedizolid über sechs Tage oder zweimal täglich 600 mg Linezolid über zehn Tage. Hauptindikator für die Wirksamkeit war jeweils der Anteil an Patienten, deren Infektion nach der Behandlung geheilt war. Dabei zeigte sich zwischen den beiden Antibiotika kein Unterschied. Egal ob Tedizolid- oder Linezolid-Gruppe: Es konnten in der ersten Studie 86 Prozent der Patienten, in der zweiten Studie 88 Prozent der Patienten geheilt werden.
Bei der Lagerung von Sivextro sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.
Sivextro ist verschreibungspflichtig.
Tedizolid
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
Schwangere sollten aus Vorsichtsgründen auf Tedizolid verzichten. In der Stillzeit ist abzuwägen, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder auf die Behandlung mit Tedizolid verzichtet werden sollte. Frauen im gebärfähigen Alter müssen unter Tedizolid eine zuverlässige Empfängnisverhütungsmethode anwenden. Dabei ist zu beachten, dass Tedizolid möglicherweise die Wirksamkeit von hormonalen Kontrazeptiva verringert.
Letzte Aktualisierung: 31.03.2021