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ARZNEISTOFFE

Givinostat|Duvyzat®|40|2025

 
STOFFGRUPPE
40 Enzyminhibitoren, Präparate bei Enzymmangel und Transportproteine
WIRKSTOFF
Givinostat
FERTIGARZNEIMITTEL
Duvyzat®
HERSTELLER

Italfarmaco

ZIELSTRUKTUR
HDAC-HemmerHiston-Deacetylase-Hemmer
MARKTEINFÜHRUNG (D)
07/2025
DARREICHUNGSFORM

8,86 mg/ml Suspension zum Einnehmen

ATC-CODE
M09AX14
ORPHAN DRUG
Ja

Indikationen

Duvyzat ist zugelassen in Kombination mit einer Corticosteroid-Behandlung bei gehfähigen Patienten mit Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) ab einem Alter von sechs Jahren.

Wirkmechanismus

Givinostat ist ein Klasse-I- und -II-Histon-Deacetylase(HDAC)-Hemmer. Dadurch lässt sich der Krankheitsprozess bei der DMD positiv beeinflussen: Entzündliche Reaktionen nehmen ab, Muskelfaserschäden werden reduziert, es bildet sich weniger Narbengewebe und Fetteinlagerungen sind weniger häufig.

Anwendungsweise und -hinweise

Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht und erfolgt zweimal täglich. Kinder mit einem Gewicht von 10 bis unter 20 kg erhalten zweimal täglich 2,5 ml der oralen Suspension, ab 20 bis unter 40 kg sind es 3,5 ml, bei 40 bis unter 60 kg 5 ml und ab 60 kg beträgt die empfohlene Dosis 6 ml zweimal täglich. Falls die Einnahme einmal vergessen wurde, sollte keine doppelte Dosis eingenommen werden. Stattdessen wird die nächste reguläre Dosis zur üblichen Zeit verabreicht.

 

Die Suspension muss vor jeder Anwendung mindestens 30 Sekunden lang geschüttelt werden (circa 40-mal kippen um 180°). Eine unzureichend geschüttelte Suspension kann zu Über- oder Unterdosierung führen. Die Suspension soll nicht mit Flüssigkeiten verdünnt werden und sollte mit einer Mahlzeit eingenommen werden, um den bitteren Geschmack zu überdecken. Dosisanpassungen, zum Beispiel aufgrund von Durchfall, Thrombozytopenie oder erhöhten Triglyceridwerten, können notwendig werden.

 

Vor Therapiebeginn müssen Thrombozytenzahl und Triglyceride bestimmt werden. Eine Behandlung mit Givinostat darf nur erfolgen, wenn die Thrombozyten bei mindestens 150 × 109/l liegen. Beide Parameter sind auch im Behandlungsverlauf regelmäßig zu kontrollieren, da gegebenenfalls Dosisanpassungen notwendig sein können.

 

Zudem sollte bei Patienten mit Herzerkrankung oder Begleitmedikation, die eine QT-Verlängerung verursacht, ein EKG zu Behandlungsbeginn, bei Anwendung von Begleitmedikation und wenn klinisch indiziert, erstellt werden. Duvyzat soll nicht angewendet werden, wenn das QTc-Intervall > 500 ms oder die Änderung vom Ausgangswert > 60 ms beträgt.

Wichtige Wechselwirkungen

Vorsicht ist geboten, wenn Givinostat zusammen mit Medikamenten verabreicht wird, die das QT-Intervall verlängern. Bei Patienten, die eine Begleitmedikation erhalten, welche die Triglyceridwerte erhöht, sollte Givinostat ebenfalls nur mit Vorsicht angewendet werden, da das Risiko einer Hypertriglyceridämie erhöht sein kann.

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen in Studien zu Duvyzat waren Durchfall, Bauchschmerzen, Thrombozytopenie, Erbrechen, Hypertriglyceridämie und Fieber.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Basis für die bedingte Zulassung von Duvyzat sind Daten aus der EPIDYS-Studie. Die randomisierte und doppelblinde Studie lief über 18 Monate und schloss gehfähige DMD-Patienten im Alter ab sechs Jahren ein. Diese erhielten zusätzlich zur Corticosteroid-Behandlung entweder Givinostat oder Placebo. Primärer Endpunkt nach 18 Monaten war die Veränderung der Gehfähigkeit der Patienten, gemessen an der Zeit, die für das Erklimmen von vier Treppenstufen erforderlich ist (4 stairs climb, 4SC). Nach 18 Monaten benötigten die Patienten der Verumgruppe dafür durchschnittlich 1,25 Sekunden länger, die Patienten unter Placebo benötigten 3,03 Sekunden länger. Die langfristige Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit von Givinostat werden in einer laufenden Verlängerungsstudie bewertet.

Hintergrundinfos

Die Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) ist eine seltene neuromuskuläre Erkrankung, die durch Mutationen im Dystrophin-Gen ausgelöst wird. Sie betrifft in erster Linie Männer. Fehlt das Strukturprotein Dystrophin, bricht der Dystrophin-assoziierte Proteinkomplex zusammen. Das macht die Muskelfasern anfälliger für Schäden und erhöht die Histon-Deacetylase-(HDAC-)Spiegel in den Muskelzellen, wodurch die Aktivierung wichtiger Gene blockiert wird, die für die Erhaltung und Reparatur der Muskeln benötigt werden. Infolgedessen werden die Muskelfasern ständig geschädigt, was zu chronischen Entzündungen und schlechter Regeneration führt.

 

Mit der Zeit sterben die Muskelzellen ab und werden durch Narben- und Fettgewebe ersetzt. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung verschlimmert sich die Muskelschwäche, was zu Schwierigkeiten beim Gehen und schließlich zum Verlust des Gehvermögens führt. Im Laufe der Zeit werden auch die Herz- und Atemmuskulatur in Mitleidenschaft gezogen, was die Hauptursache für einen vorzeitigen Tod ist.

 

Zur Basistherapie in jeder Krankheitsphase zählen supportive und symptomatische Maßnahmen. Neben operativen und nicht-medikamentösen Verfahren wie Physiotherapie kommen auch Medikamente zum Einsatz, insbesondere Glucocorticoide. Im vergangenen Jahr kam mit Vamorolon ein modifiziertes Corticosteroid für DMD-Patienten ab vier Jahren in Deutschland auf den Markt.

Besonderheiten

Für die Lagerung von Duvyzat sind bezüglich der Temperatur keine besonderen Bedingungen vorgeschrieben. 
Duvyzat ist nach Anbruch 60 Tage verwendbar. 
Duvyzat ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Weitere Hinweise

Als Vorsichtsmaßnahme ist in der Schwangerschaft ein Verzicht auf Givinostat anzuraten. Auch während der Stillzeit sollte er nicht zum Einsatz kommen.

Vorläufige Bewertung

Sprunginnovation

Letzte Aktualisierung: 08.08.2025