Olipudase alfa|Xenpozyme®|40|2022 |
Sanofi Genzyme
20 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Xenpozyme ist zugelassen zur Behandlung von Manifestationen eines Mangels an saurer Sphingomyelinase außerhalb des zentralen Nervensystems bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ASMD Typ A/B oder B.
Olipudase alfa ist eine humane saure Sphingomyelinase, die mittels rekombinanter DNA-Technologie in Ovarialzellen des Chinesischen Hamsters hergestellt wird. Es soll das defekte Enzym ersetzen und dadurch die Anreicherung von Fetten in Lysosomen reduzieren. Da das Enzym die Blut-Hirn-Schranke nicht überwindet, ist kein Effekt auf zerebrale Symptome zu erwarten.
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt bei Erwachsenen 0,1 mg Olipudase alfa pro kg Körpergewicht (KG) und wird bis Woche 14 gesteigert bis zur Erhaltungsdosis von 3 mg/kg KG (alle zwei Wochen). Bei Kindern und Jugendlichen startet man mit 0,03 mg/kg KG und steigert bis Woche 16 ebenfalls zu dieser Erhaltungsdosis. Bei Menschen mit einem BMI über 30 wird ein optimales Körpergewicht zugrunde gelegt. Je nach Dosis beträgt die Infusionsdauer zwischen 18 und 220 Minuten (fast 3,7 Stunden). Xenpozyme wird alle zwei Wochen als intravenöse Infusion, vorzugsweise mit einer Infusionspumpe, verabreicht.
Das Therapieregime soll potenzielle Nebenwirkungen reduzieren, denn durch den raschen Abbau von angereichertem Sphingomyelin entstehen proinflammatorische Abbauprodukte, die infusionsbedingte Reaktionen und/oder vorübergehend erhöhte Leberwerte verursachen können.
Die Patienten sollten während und für einen angemessenen Zeitraum nach der Infusion engmaschig überwacht werden. Sie müssen die möglichen Symptome einer Überempfindlichkeit/Anaphylaxie kennen und wissen, dass sie bei deren Auftreten sofort medizinische Hilfe aufsuchen müssen.
Bei älteren Patienten sowie bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion wird keine Dosisanpassung empfohlen.
Da es sich bei Olipudase alfa um ein rekombinantes humanes Protein handelt, sind keine Cytochrom-P450-vermittelten Arzneimittelwechselwirkungen zu erwarten.
Sehr häufige Nebenwirkungen unter der Therapie mit Olipudase alfa sind Kopfschmerzen, Fieber, Juckreiz, Urtikaria, Übelkeit und Erbrechen, Bauch- und Muskelschmerzen sowie erhöhte Blutspiegel von C-reaktivem Protein als Entzündungsmarker. In klinischen Studien traten infusionsbedingte Reaktionen, einschließlich Überempfindlichkeit (allergische Reaktionen), bei mehr als der Hälfte der Erwachsenen und bei zwei Drittel der Kinder auf.
Als schwerwiegende Nebenwirkung kam es bei einem Patienten mit vorgeschädigtem Herzmuskel zu Extrasystolen. Anaphylaktische Reaktionen und schwere Fälle von Urtikaria, Ausschlag, Überempfindlichkeit und erhöhtem Blutspiegel von Alanin-Aminotransferase wurden bei Kindern berichtet. Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen im Zusammenhang mit der Infusion waren bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit von Xenpozyme wurde in drei klinischen Studien (ASCEND bei Erwachsenen, ASCEND-Peds bei pädiatrischen Patienten und eine Verlängerungsstudie) an insgesamt 61 Patienten mit ASMD untersucht. Die Enzymsubstitution verbesserte bei Erwachsenen und bei Kindern die Lungenfunktion und reduzierte das Milzvolumen.
An der Hauptstudie der Phase II/III nahmen 36 Erwachsene mit ASMD Typ B oder A/B (medianes Alter 30 Jahre) teil. Sie hatten eine Diffusionskapazität der Lunge für Kohlenmonoxid (DLco) kleiner/gleich 70 Prozent des Sollwerts und ein Milzvolumen von mehr als dem Sechsfachen der Norm. Kohlenmonoxid wird in kleinen Mengen verwendet, um zu messen, wie viel Sauerstoff von der Lunge ins Blut gelangt.
Nach einem Jahr war der Anstieg der DLco-Werte in der Verumgruppe größer als in der Gruppe der Patienten, die Placebo erhielten (Anstieg um durchschnittlich 22 versus 3 Prozent). Ein Anstieg um mehr als 15 Prozent wird als bedeutsame Verbesserung angesehen. Darüber hinaus verringerte sich das Milzvolumen bei Patienten unter Verum um durchschnittlich 39 Prozent, während es unter Placebo um durchschnittlich 0,5 Prozent anstieg. Hier gilt eine Reduktion um mehr als 30 Prozent als klinisch bedeutsam. Bereits in Woche 26 der Behandlung wurden signifikante Verbesserungen der DLco, des Milz- und Lebervolumens sowie der Thrombozytenzahl festgestellt. Zusätzlich ging Lyso-Sphingomyelin, das im Plasma von ASMD-Patienten erheblich erhöht ist, signifikant zurück, was eine Abnahme des Sphingomyelin-Gehalts in den Geweben widerspiegelt. In einer Verlängerungsstudie über vier Jahre zeigte die Enzymsubstitution anhaltende Effekte.
In der zweiten Hauptstudie waren 20 Patienten unter 18 Jahren (vier Jugendliche, neun Kinder, sieben Säuglinge und Kleinkinder) eingeschlossen, die über 64 Wochen Xenpozyme erhielten. Das Arzneimittel hatte bei Kindern und Erwachsenen vergleichbare Effekte. Lungenfunktion, Milz- und Lebervolumen, Thrombozytenzahl und Längenwachstum verbesserten sich. Es kam zu einem durchschnittlichen Anstieg der DLco um 33 Prozent und einer Abnahme des Milzvolumens um 49 Prozent nach einem Jahr. In einer Verlängerungsstudie zeigten sich bis zu fünf Jahre anhaltende Effekte.
Die lysosomale Speicherkrankheit ASMD (Acid Sphingomyelinase Deficiency), früher als Niemann-Pick-Krankheit bezeichnet, konnte bislang nur symptomatisch behandelt werden. Mit der Enzymersatztherapie Olipudase alfa ist erstmals eine kausale Therapieoption verfügbar. Es gibt drei Typen dieser Speicherkrankheit (A, B und C) mit unterschiedlichen genetischen Ursachen und Symptomen. Aufgrund einer genetischen Mutation fehlt Patienten mit ASMD Typ A, A/B und B eine funktionierende saure Sphingomyelinase. Dieses Enzym kommt in Lysosomen vor und wird für den Abbau von Sphingomyelinen (Sphingophospholipiden) benötigt. Wird Sphingomyelin nur unzureichend verstoffwechselt, häuft es sich an, was die Funktion von Leber, Milz, Lunge, Herz und Gehirn beeinträchtigt. Zu den Symptomen der ASMD gehören unter anderem vergrößerte Milz und Leber, Lungenerkrankungen und Wachstumsverzögerung.
Xenpozyme ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern. Xenpozyme ist verschreibungspflichtig.
Eine Anwendung von Xenpozyme während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen, es sei denn, der mögliche Nutzen für die Mutter überwiegt die möglichen Risiken.
In der Stillzeit muss entschieden werden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Xenpozyme zu unterbrochen werden soll.
Sprunginnovation
Letzte Aktualisierung: 04.11.2022