Pharmazeutische Zeitung online
ARZNEISTOFFE

Alglucosidase alfa|Myozyme®|40|2006

STOFFGRUPPE
40 Enzyminhibitoren, Präparate bei Enzymmangel und Transportproteine
WIRKSTOFF
Alglucosidase alfa
FERTIGARZNEIMITTEL
Myozyme®
HERSTELLER

Genzyme Europe

MARKTEINFÜHRUNG (D)
05/2006
DARREICHUNGSFORM

Lyophilisat für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
A16AB07
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Myozyme ist zugelassen zur langfristigen Enzymersatztherapie bei Patienten aller Altersgruppen mit gesichertem Morbus Pompe.

Wirkmechanismus

Alglucosidase alfa (rhGAA) ist eine rekombinante Form der humanen sauren alfa-1,4-Glukosidase. Das Glykoprotein wird mittels rekombinanter DNA-Technologie aus Zellkulturen der Ovarien chinesischer Hamster gewonnen. Es ersetzt das bei Patienten mit Morbus Pompe fehlende Enzym.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis von Alglucosidase alfa liegt bei 20 mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen.

Wichtige Wechselwirkungen

Da Alglucosidase alfa ein rekombinantes humanes Protein ist, sind Wechselwirkungen mit dem Cytochrom-P-450-Enzym unwahrscheinlich.

Nebenwirkungen

Die häufigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen von Alglucosidase alfa waren Infusionsnebenwirkungen wie Fieber, Erröten, Urtikaria oder Exanthem. Daneben kam es zu Tachykardie, Tachypnoe, Husten sowie einer verminderten Sauerstoffsättigung. Die meisten UAWs verliefen leicht bis mittelschwer und traten während oder bis zu zwei Stunden nach der Infusion auf. Die Mehrzahl der Patienten entwickelte innerhalb von drei Monaten Therapie IgG-Antikörper gegen Alglucosidase alfa. Die Antikörpertiter sollten regelmäßig überwacht werden.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Alglucosidase alfa wurde in vier kleinen Studien untersucht. In einer randomisierten, historisch kontrollierten Open-label-Studie erhielten 18 nicht beatmete Patienten mit der schweren infantilen Verlaufsform ein Jahr lang alle zwei Wochen entweder 20 oder 40 mg/kg des Enzyms. Primäre Endpunkte waren Überleben oder beatmungsfreies Überleben. Nach einem Jahr lebten noch alle 18 Patienten, die zu Beginn der Studie sechs Monate alt oder jünger waren; 15 von ihnen kamen ohne Beatmung aus. In der historischen Kontrolle war hingegen von 42 Patienten mit 18 Monaten nur noch einer am Leben. Die Behandlung besserte zudem die Kardiomyopathie. Die übermäßige linksventrikuläre Herzmasse sowie die motorischen Funktionen und das Körperwachstum im Vergleich zum Studienbeginn nahmen ab. Eine zweite Studie mit 21 Morbus-Pompe-Patienten im Alter von sechs Monaten bis 3,5 Jahren legt nahe, dass die motorische Funktion und die Atmung umso stärker verbessert werden, je früher die Therapie beginnt. In zwei weiteren Studien mit fünf 5- bis 15-jährigen beziehungsweise zehn 9- bis 54-jährigen Patienten konnte eine Behandlung mit 20 mg/kg vor allem die Lungenfunktion verbessern. Die Wirkung auf motorische Funktionen war unterschiedlich, zum Teil konnten aber verlorengegangene Fähigkeiten wiedergewonnen werden.

Hintergrundinfos

Patienten mit Morbus Pompe weisen einen Mangel an alfa-1,4-Glukosidase auf, womit der durch dieses Enzym katalysierte Glykogenabbau in den Lysosomen nicht mehr ausreichend ist und Glykogen akkumuliert. Die wachsenden Lysosomen können reißen, was zu einer Selbstverdauung der Zelle führt. Da Glykogen vor allem in Muskelzellen zu finden ist, kommt es zur Muskeldystrophie. Skelett-, Herz- und Zwerchfellmuskel sind betroffen, die Patienten sterben meist an Atemversagen, je nach Schwere der Verlaufsform schon vor dem ersten Lebensjahr oder im Jugend-/Erwachsenenalter.

Besonderheiten

Myozyme ist bei 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern.
Myozyme ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Sofern nicht absolut erforderlich, sollte Myozyme während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Mütter, die Myozyme erhalten, sollten nicht stillen.

Letzte Aktualisierung: 14.01.2016