Sebelipase alfa|Kanuma®|40|2015 |
Alexion Pharma
2 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Kanuma ist zugelassen zur langfristigen Enzymersatztherapie bei Patienten aller Altersgruppen mit einem Mangel an lysosomaler saurer Lipase (LAL-Mangel).
Sebelipase alfa ist eine rekombinante, humane lysosomale saure Lipase (rhLAL).Sie bindet an Rezeptoren auf der Zelloberfläche und wird dann in Lysosomen aufgenommen. Sebelipase alfa katalysiert die lysosomale Hydrolyse von Cholesterolestern und Triglyceriden zu Cholesterol, Glycerol und freien Fettsäuren. In der Folge sinken Leberfettgehalt und Transaminasen. Durch den Abbau von Cholesterolestern und Triglyceriden im Lysosom sinken auch LDL- und Non-HDL-Cholesterol sowie Triglyceride, und das HDL-Cholesterol nimmt zu.
Die Enzymsubstitution mit Sebelipase alfa soll möglichst schnell nach der Diagnose beginnen. Die Anfangsdosis bei Säuglingen unter sechs Monaten mit rasch fortschreitendem LAL-Mangel beträgt 1 mg/kg einmal wöchentlich als intravenöse Infusion. Eine Dosissteigerung auf wöchentlich 3 mg/kg ist möglich. Kinder und Erwachsene, die vor dem Alter von sechs Monaten keinen rasch fortschreitenden LAL-Mangel haben, bekommen 1 mg/kg alle zwei Wochen intravenös. Die Infusion soll etwa zwei Stunden lang laufen.
Die schwersten Nebenwirkungen, die in Studien zu Sebelipase alfa bei drei von 100 Patienten auftraten, sind allergische Reaktionen bis hin zur Anaphylaxie. Die Patienten müssen daher genau beobachtet werden. Treten solche Reaktionen auf, können eine zeitweilige Unterbrechung der Infusion, die Verlangsamung der Infusionsgeschwindigkeit und/oder die Gabe von Antihistaminika, Antipyretika und/oder Corticosteroiden erforderlich sein. Bei schweren Symptomen sollte die Infusion sofort beendet werden. Vor allem bei Säuglingen können Antikörper gegen das Arzneimittel auftreten.
Kanuma ist kontraindiziert bei Patienten mit ebensbedrohlicher Überempfindlichkeit (anaphylaktische Reaktion) gegen den Wirkstoff, wenn Rechallenge-Versuche keinen Erfolg haben.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Sebelipase alfa wurde in Studien bei Patienten mit LAL-Mangel im Alter ab einem Monat bis zu 58 Jahren untersucht. In einer offenen Studie mit neun schwer kranken Säuglingen überlebten sechs Kinder das erste Jahr, ein Kind starb mit 15 Monaten. Schon in den ersten Behandlungswochen verbesserten sich die Leberenzyme, und die Kinder wuchsen. Als Vergleich diente eine historische Kohorte: Keiner der 21 Säuglinge lebte unbehandelt länger als acht Monate.
In einer doppelblinden Studie erhielten 66 Kinder und Erwachsene entweder Sebelipase alfa (1 mg/kg) oder Placebo. Hauptindikator für die Wirksamkeit war der Anteil der Patienten, die nach 20 Wochen normale Konzentrationen des Leberenzyms Alanin-Aminotransferase (ALT) hatten. Unter Verum erreichten 31 Prozent der Patienten normale ALT-Konzentrationen, verglichen mit 7 Prozent unter Placebo. Außerdem sanken die Werte von LDL-Cholesterol und Triglyceriden deutlich stärker, und die HDL-Werte stiegen. In der offenen Verlängerungsphase erhielten 65 der 66 Patienten das Verum, der Erfolg stellte sich ein oder hielt an. In einer separaten offenen Studie bei Erwachsenen mit LAL-Mangel hielt die Verbesserung der Serumtransaminase- und Lipidwerte über 104 Wochen an.
LAL-Mangel zählt zu den autosomal-rezessiven lysosomalen Speicherkrankheiten und ist eine seltene Erkrankung, die Menschen in jedem Alter betreffen kann. Erkrankte Säuglinge sterben oft innerhalb der ersten sechs Lebensmonate daran. Zugrunde liegt ein genetischer Defekt, der zum deutlichen Rückgang oder Verlust der Aktivität des Enzyms lysosomale saure Lipase (LAL) führt.
Infolge der mangelnden Enzymaktivität reichern sich Cholesterolester und Triglyceride in den Lysosomen an, was zu Wachstumsstörungen und schweren Leberschäden führt. Leberfettgehalt und Transaminasen steigen. Es kommt zu Hepatomegalie, Fibrose und Zirrhose. Auch die Milz vergrößert sich; Anämie und Thrombozytopenie entstehen. Die Patienten haben erhöhte LDL-Cholesterol- und Triglycerid-Werte und niedrige HDL-Werte (Dyslipidämie). Zudem steigt das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen und Atherosklerose.
Kanuma ist bei 2-8 °C (Kühlschrank) sowie im Originalkarton (Lichtschutz) zu lagern. Es darf nicht einfrieren.
Kanuma ist verschreibungspflichtig.
Als Vorsichtsmaßnahme sollte eine Anwendung von Sebelipase alfa während der Schwangerschaft vermieden werden. Es ist nicht bekannt, ob Sebelipase alfa in die Muttermilch ausgeschieden wird. Es muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Sebelipase alfa unterbrochen werden soll. Dabei soll sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigt werden.
Letzte Aktualisierung: 29.03.2021