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ARZNEISTOFFE

Galsulfase|Naglazyme®|40|2006

STOFFGRUPPE
40 Enzyminhibitoren, Präparate bei Enzymmangel und Transportproteine
WIRKSTOFF
Galsulfase
FERTIGARZNEIMITTEL
Naglazyme®
HERSTELLER

Biomarin

MARKTEINFÜHRUNG (D)
01/2006
DARREICHUNGSFORM

1 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
A16AB08
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Naglazyme ist zugelassen zur langfristigen Enzymersatztherapie bei Patienten mit Mukopolysaccharidose VI (MPS VI, Maroteaux-Lamy-Syndrom).

Wirkmechanismus

Gereinigte Galsulfase, eine rekombinante Form der humanen N-Acetylgalaktosamin-4-Sulfatsulfatase, ist ein Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von etwa 56 kD. Sie wird mittels rekombinanter DNA-Technologie aus Säugetierzellen des Chinesischen Hamsterovars hergestellt. Nach intravenöser Gabe wird Galsulfase rasch aus dem Blutkreislauf entfernt und vermutlich über Mannose-6-Phosphatrezeptoren in die Lysosomen aufgenommen.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosierung beträgt 1 mg Galsulfase pro kg Körpergewicht. Sie sollte einmal wöchentlich als vierstündige Infusion und nur von einem erfahrenen Arzt gegeben werden. Vor jeder Infusion sollten die Patienten zur Minimierung einer möglichen allergischen Reaktion ein Antihistaminikum und unter Umständen ein Antipyretikum erhalten.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen in den Studien zu Galsulfase waren Infusionsreaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Rigor, Hautausschlag und Urtikaria. Zudem traten Übelkeit, Erbrechen, Dyspnoe und Bronchospasmen sowie Kopf-, Bauch- und Gelenkschmerzen auf. Zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen gehörten laryngeales Ödem, Apnoe, Fieber, Urtikaria, Atemnot, Angioödem, Asthma und anaphylaktoide Reaktion.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Naglazyme ist in drei klinischen Studien untersucht worden. Sicherheit und Wirksamkeit wurden in einer randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie an 39 MPS-VI-Patienten im Alter von 5 bis 29 Jahren untersucht. Sie erhielten 24 Wochen lang entweder Verum (1 mg/kg) oder Placebo. Der primäre Endpunkt war die Gehstrecke in 12 Minuten im Vergleich zum Studienbeginn. Als sekundärer Endpunkt galt die Geschwindigkeit, mit der Treppen in drei Minuten überwunden werden konnten. Nach 24 Wochen verlängerte sich, verglichen mit Placebo, bei den mit Galsulfase behandelten Patienten die 12-Minuten-Gehstrecke um 92 ± 40 Meter. Auch das Treppensteigen fiel diesen Patienten leichter: Sie konnten 5,7 Stufen pro Minute mehr nehmen.

Hintergrundinfos

Charakteristikum von autosomal-rezessiv vererbten Krankheiten wie Mukopolysaccharidose VI (MPS VI)  ist ein Mangel an Enzymen, die in den Lysosomen Glykosaminoglykane (GAG) abbauen. Bei MPS VI ist dies das Enzym Arylsulfatase B. Infolgedessen sammeln sich GAGs an und lagern sich in Knochen, inneren Organen und bei vielen Patienten auch im Zentralnervensystem ab. Die auffälligsten Symptome sind Minderwuchs, ein großer Kopf sowie massive Bewegungsstörungen. In der Regel wird die Krankheit bei Kleinkindern im Alter von einem bis fünf Jahren diagnostiziert.

Besonderheiten

Naglazyme ist bei 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern. Das Arzneimittel darf nicht einfrieren.
Naglazyme ist verschreibungspflichtig.
Naglazyme wird nur an Krankenhaus versorgende Apotheken geliefert.

Weitere Hinweise

Naglazyme sollte nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, wenn dies nicht unbedingt erforderlich ist. Während der Behandlung mit Naglazyme sollten Frauen nicht stillen.

Letzte Aktualisierung: 28.01.2016