Idursulfase|Elaprase®|40|2007 |
Shire Human Genetic Therapies
2 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Elaprase ist zur Langzeitbehandlung von Patienten mit Morbus Hunter (Mukopolysaccharidose II (MPS II)) zugelassen.
Idursulfase ist die gereinigte Form des lysosomalen Enzyms Iduronat-2-Sulfatase. Es wird in einer menschlichen Zelllinie hergestellt und weist ein humanes Glykosylierungsprofil auf, das dem des natürlich vorkommenden Enzyms mit etwa 76 Kilodalton analog ist. Durch das Ersetzen des fehlenden oder unzureichend vorhandenen Enzyms kommt es zu einer Verbesserung oder Stabilisierung der Erkrankung.
Elaprase wird wöchentlich in einer Dosis von 0,5 mg/kg Körpergewicht intravenös über einen Zeitraum von drei Stunden gegeben. Sofern der Patient keine Infusionsreaktionen wie Ausschlag, Juckreiz, Fieber, Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck oder Rötung zeigt, kann die Infusion auch schneller verabreicht werden.
Idursulfase wird in den zellulären Lysosomen verstoffwechselt. Mit Wechselwirkungen über Cytochrom-P450-Isoenzyme ist daher nicht zu rechnen.
Häufigste Nebenwirkungen in den Studien zu Idursulfase waren Hautreaktionen (Ausschlag oder Juckreiz), Fieber, Kopfschmerzen, Hypertonie und Schwellungen an der Infusionsstelle. Andere sehr häufige Nebenwirkungen waren Sodbrennen und Brustschmerzen. Die Reaktionen, die im Zusammenhang mit der Infusion standen, waren durch Verlangsamen oder Unterbrechen der Infusion oder mit Antihistaminika, Antipyretika, niedrig dosierten Corticosteroiden oder Beta-Sympathomimetika gut beherrschbar. Keiner der Patienten brach während der klinischen Studien die Behandlung aufgrund einer Infusionsreaktion ab.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Elaprase beruht auf einer placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 96 Morbus-Hunter-Patienten. Sie erhielten 52 Wochen lang entweder wöchentlich 0,5 mg/kg (n = 32), 0,5 mg/kg jede zweite Woche (n = 32) oder Placebo (n = 32). Primärer Endpunkt waren die Parameter Lungenfunktion und die Gehstrecke, die ein Patient in sechs Minuten zurücklegen kann. Idursulfase verbesserte verglichen mit Placebo sowohl die Lungenfunktion als auch die Gehfähigkeit signifikant. Nach 52 Wochen konnten die Patienten unter Idursulfase in sechs Minuten 43,3 Meter gehen, während die Patienten unter Placebo nur 8,2 Meter zurücklegen konnten. Insgesamt 11 von 31 Patienten (36 Prozent) in der wöchentlich behandelten Gruppe gegenüber 5 von 31 Patienten (16 Prozent) in der Placebo-Gruppe hatten eine Steigerung der FEV1 von mindestens 200 ccm bei oder vor Ende der Studie, was auf eine dosisabhängige Verbesserung bei der Atemwegsobstruktion hinweist. Die Patienten in der wöchentlich behandelten Gruppe konnten am Ende der Studie eine klinisch signifikante, durchschnittlich 15-prozentige Verbesserung der FEV1 verzeichnen.
Morbus Hunter, auch Mukopolysaccharidose (MPS) Typ II genannt, ist eine seltene, erblich bedingte Stoffwechselerkrankung. Sie wurde erstmals 1917 von dem schottischen Arzt John Hunter beschrieben. Ursache ist ein defektes Gen auf dem X-Chromosom, das für die Iduronat-2-Sulfatase kodiert. In der Folge können Glykosaminoglykane (GAG) nicht mehr abgebaut werden. Sie sammeln sich nach und nach in den Zellen an und schädigen diese. Dadurch kommt es zu zahlreichen Symptomen, vor allem zu Atemnot und massiven Gehbeschwerden. Die Lebenserwartung bei MPS Typ II variiert stark. Patienten mit leichter Verlaufsform haben eine annähernd normale Lebenserwartung, wenn Herz und Lunge nicht zu stark betroffen sind. Schwer erkrankte Patienten erreichen selten die Pubertät.
Die Mukopolysaccharidose Typ II kann verschiedene Ausprägungsgrade zeigen:
Kinder mit schwerster Verlaufsform zeigen schon im Kleinkindalter Symptome der Erkrankung und eine Beteiligung des Nervensystems. Diese Form eines Morbus Hunter nennt man juvenile Form oder Typ A. Patienten mit leichter Form eines Morbus Hunter sind normal intelligent und hauptsächlich beeinträchtigt durch Einlagerungen von Speichermaterial in den Herzmuskel. Diese leichte Form bezeichnet man als Typ B oder Erwachsenen-Form.
Neueste Untersuchungen aus Deutschland vermuten einen Fall von MPS Typ II auf 156.000 Geburten. Insgesamt schätzt man einen Fall von Mukopolysaccharidosen auf 29.000 Geburten. Da der Gendefekt rezessiv auf dem X-Chromosom liegt, erkranken weitaus mehr Männer als Frauen, da diese den Defekt mit dem zweiten X Chromosom ausgleichen können. Dies ist Männern mit dem Y-Chromosom nicht möglich. „Gesunde“ Frauen können jedoch das defekte Chromosom an ihre Kinder weitergeben („Konduktorin“).
Elaprase ist im Kühlschrank (2–8 °C) zu lagern. Nicht einfrieren.
Elaprase ist verschreibungspflichtig.
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und Gebrauchsinformation:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000700/WC500023008.pdf
Gesellschaft für Mukopolysaccharidosen:
www.mps-ev.de
Aus Gründen der Vorsicht soll Idursulfase während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. In der Stillzeit muss unter Abwägung von möglichem Nutzen und möglichen Risiken entschieden werden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Idursulfase abgebrochen werden soll.
Letzte Aktualisierung: 19.11.2015