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ARZNEISTOFFE

Eliglustat|Cerdelga®|40|2015

STOFFGRUPPE
40 Enzyminhibitoren, Präparate bei Enzymmangel und Transportproteine
WIRKSTOFF
Eliglustat
FERTIGARZNEIMITTEL
Cerdelga®
HERSTELLER

Genzyme

MARKTEINFÜHRUNG (D)
04/2015
DARREICHUNGSFORM

84 mg Hartkapseln

ATC-CODE
A16AX10
ORPHAN DRUG
Ja

Indikationen

Cerdelga ist für die Langzeitbehandlung von erwachsenen Patienten mit Morbus Gaucher Typ 1 bestimmt, die in Bezug auf CYP2D6 langsame, intermediäre oder schnelle Metabolisierer sind.

Wirkmechanismus

Eliglustat ist ein Glucocerebrosid-Synthase-Inhibitor. Dadurch wird die Anreicherung von Glucocerebrosiden bei Morbus Gaucher verhindert und die klinischen Manifestationen gemildert.

Anwendungsweise und -hinweise

Eliglustat wird hauptsächlich über CYP2D6 in der Leber metabolisiert. Vor Therapiestart muss daher zwingend der CYP2D6-Metabolisierungsstatus bestimmt werden. Erst danach kann der Arzt entscheiden, ob er Eliglustat bei dem entsprechenden Patienten einsetzen kann, und wenn ja, in welcher Höhe er den Wirkstoff dosieren muss. Intermediäre und schnelle CYP2D6-Metabolisierer sollten zweimal täglich eine Kapsel à 84 mg Eliglustat schlucken, langsame CYP2D6-Metabolisierer einmal täglich eine Kapsel.

Wichtige Wechselwirkungen

Eliglustat wird primär über CYP2D6 und in geringerem Maße über CYP3A4 metabolisiert. Eine gleichzeitige Einnahme von Substanzen, die die Aktivität von CYP2D6 oder CYP3A4 beeinflussen, kann die Plasmakonzentration von Eliglustat verändern.

 

Eliglustat hat sich in vitro als Inhibitor von PGP und CYP2D6 erwiesen; die gleichzeitige Einnahme von Eliglustat mit Substanzen, die Substrate von PGP oder CYP2D6 sind, kann die Plasmakonzentrationen dieser Substanzen erhöhen.

Nebenwirkungen

Die meisten in Studien zu Eliglustat beobachteten Nebenwirkungen sind leichter und vorübergehender Natur. Die unter Eliglustat am häufigsten berichtete Nebenwirkung ist Dyspepsie (bei etwa 6 Prozent der Patienten). Häufig traten unter anderem auch Arthralgie, Ermüdung und Blähungen auf. Weniger als 2 Prozent der mit Eliglustat behandelten Patienten brachen die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen dauerhaft ab.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Eliglustat ist kontraindiziert bei Patienten, die in Bezug auf CYP2D6 intermediäre oder schnelle Metabolisierer sind und einen starken oder mäßig starken CYP2D6-Hemmer gleichzeitig mit einem starken oder mäßig starken CYP3A-Inhibitor einnehmen, sowie bei Patienten, die langsame CYP2D6-Metabolisierer sind und einen starken CYP3A-Hemmer einnehmen. Unter diesen Bedingungen sind die beiden wichtigen Stoffwechselwege für den Metabolismus von Eliglustat beeinträchtigt, und es sind erheblich erhöhte Plasmakonzentrationen des Wirkstoffs zu erwarten.

 

Cerdelga ist außerdem kontraindiziert bei in Bezug auf CYP2D6 schnellen Metabolisierern (EMs) mit schwerer Leberfunktionsstörung und bei in Bezug auf CYP2D6 schnellen Metabolisierern (EMs) mit leichter oder mittelschwerer Leberfunktionsstörung, die einen starken oder mäßig starken CYP2D6-Inhibitor einnehmen.

 

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Teil des klinischen Entwicklungs­programmes von Eliglustat sind zwei zulassungsrelevante Phase-III-Studien. In die placebokontrollierte Doppelblindstudie ENGAGE wurden 40 therapie­naive Patienten mit Morbus Gaucher Typ 1 aufgenommen. Primärer Endpunkt war die prozentuale Veränderung des Milzvolumens. Patienten der Verumgruppe zeigten nach neunmonatiger Behandlung mit Eliglustat eine durchschnittliche Verkleinerung der Milz von 28 Prozent. Dem ­gegenüber stand eine Vergrößerung der Milz von gut 2 Prozent bei den Patienten der Placebogruppe. Auch bei den sekundären Endpunkten überzeugte Eliglustat. Die Behandlung mit Eliglustat ging – anders als die mit Placebo – mit einer Verbesserung der Thrombozytenzahl und des Hämo­globinspiegels sowie einer Verringerung des Lebervolumens einher.

 

Ziel der zweiten Phase-III-Studie ENCORE mit 160 Patienten war es, zu prüfen, ob die Erkrankung stabil blieb, wenn die Patienten von einer Enzym­ersatztherapie mit Imiglucerase auf Eliglustat umgestellt wurden. Hierbei erfüllte Eliglustat die zuvor festgelegten Kriterien für Nicht-Unterlegenheit gegenüber Imiglucerase, die aus einem kombinierten Endpunkt mit den Parametern Milzgröße, Hämo­globinwert, Thrombozytenzahl und Lebervolumen bestanden. Nach zwölfmonatiger Behandlung lag der Prozentsatz der Patienten, die diesen kombinierten Endpunkt erreicht hatten, bei etwa 85 Prozent in der Eliglustat-Gruppe und etwa 94 Prozent in der Imiglucerase-Gruppe.

Hintergrundinfos

Morbus Gaucher ist eine erblich bedingte lysosomale Speicherkrankheit, von der weltweit weniger als 10.000 Menschen betroffen sind. Ursache der Erkrankung ist ein genetisch bedingter Mangel des Enzyms β-Glucocerebro­sidase, das den Abbau bestimmter Lipidmoleküle katalysiert.

 

Hierdurch entstehen vergrößerte, lipidspeichernde Zellen, die sich in verschiedenen Regionen des Körpers ansammeln können, vorwiegend jedoch in Milz, Leber und Knochenmark. Die Infiltration von Geweben mit diesen sogenannten Gaucher-Zellen kann eine Vielzahl verschiedener Symptome verursachen, darunter Vergrößerungen von Milz und Leber, Anämie, Blutungen und Hämatome sowie Knochen­brüchigkeit. Bei der häufigsten Form des Morbus Gaucher, dem Typ 1, ist das Gehirn normalerweise nicht betroffen.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Cerdelga sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.

Cerdelga ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Eliglustat

Eliglustat

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Eliglustat_01.wrl

Weitere Hinweise

Die Anwendung von Eliglustat in der Schwangerschaft sollte aus Vorsichtsgründen vermieden werden. In der Stillzeit muss entschieden werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Eliglu­stat verzichtet werden soll.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 08.03.2021