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ARZNEISTOFFE

Avalglucosidase alfa|Nexviadyme®|40|2022

STOFFGRUPPE
40 Enzyminhibitoren, Präparate bei Enzymmangel und Transportproteine
WIRKSTOFF
Avalglucosidase alfa
FERTIGARZNEIMITTEL
Nexviadyme®
HERSTELLER

Sanofi Genzyme

MARKTEINFÜHRUNG (D)
08/2022
DARREICHUNGSFORM

100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung

ATC-CODE
A16AB22
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Nexviadyme ist zugelassen für die langfristige Enzymersatztherapie zur Behandlung des Morbus Pompe.

Wirkmechanismus

Avalglucosidase alfa ist so konzipiert, dass es an den Mannose-6-Phosphat (M6P)-Rezeptor bindet, über den dessen Aufnahme in die Zellen und der Transport zum Lysosom erfolgt. Das Molekül weist im Vergleich zu Alglucosidase alfa einen durchschnittlich 15-fach höheren Anteil an M6P-Resten auf. Das soll dazu führen, dass Avalglucosidase alfa besonders gut in die Körperzellen aufgenommen und der Abbau von Glykogen in den Zielgeweben verbessert wird.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis beträgt 20 mg Avalglucosidase alfa pro kg Körpergewicht bei Anwendung einmal alle zwei Wochen. Das Arzneimittel wird intravenös infundiert. Zur Vermeidung oder Verringerung von allergischen Reaktionen können Patienten mit Antihistaminika, Antipyretika und/oder Corticoiden vorbehandelt werden. Bei Patienten, die bei den ersten Infusionen keine wesentlichen Nebenwirkungen zeigen, kann die Infusion zu Hause erwogen werden.

Nebenwirkungen

Die in Studien zu Avalglucosidase alfa am häufigsten berichteten unerwünschten Arzneimittelwirkungen waren Juckreiz, Ausschlag, Kopfschmerzen, Urtikaria, Fatigue, Übelkeit und Schüttelfrost.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Eine wichtige Basis für die Zulassung von Nexviadyme sind die Ergebnisse der randomisierten und doppelblinden COMET-Studie, in der Avalglucosidase alfa bei 100 LOPD-Patienten mit Alglucosidase alfa verglichen wurde. Entweder erhielten die Teilnehmer über 49 Wochen alle zwei Wochen 20 mg/kg Körpergewicht (KG) Avalglucosidase alfa oder Alglucosidase. Primärer Endpunkt war die Veränderung der forcierten Vitalkapazität (FVC) in sitzender Position von Studienbeginn bis Woche 49. Unter Avalglucosidase alfa verbesserte sich die FVC um 2,9 Prozent gegenüber dem Ausgangswert, unter Alglucosidase alfa um 0,5 Prozent. Damit ist eine Nichtunterlegenheit von Avalglucosidase alfa statistisch nachgewiesen. Eine statistisch signifikante Überlegenheit wurde knapp verfehlt.

 

Die Ergebnisse der Mini-COMET-Studie, in der Avalglucosidase alfa bei IOPD-Patienten untersucht wurde, zeigten nach sechs Monaten bei sekundären Endpunkten zur Wirksamkeit eine Verbesserung oder Stabilisierung, etwa beim Quick-Motor-Function-Test, beim pädiatrischen Behinderungsindex sowie bei der Messung der Augenlidstellung. Untersucht wurden in der Studie IOPD-Patienten, die unter Alglucosidase alfa nicht ausreichend gut angesprochen hatten oder deren Zustand sich verschlechtert hatte.

Hintergrundinfos

Morbus Pompe zählt zu den lysosomalen Speicherkrankheiten. Ein anderer Name für die Erkrankung lautet Glykogen-Speicherkrankheit Typ II. Verursacht wird sie durch einen genetischen Defekt im Gen für das Glykogen-abbauende Enzym saure α-Glucosidase (GAA). Das Enzym fehlt oder hat eine zu niedrige Aktivität. Das führt zur Anreicherung von Glykogen, was dann Funktionsstörungen in mehreren Organen, insbesondere in der Muskulatur, dem Herzen und der Leber, nach sich zieht.

 

Morbus Pompe kann bereits im Säuglingsalter auftreten (IOPD, infantile-onset Pompe Disease), das ist die schwerste Form der Erkrankung. In der späten Verlaufsform (late-onset Pompe Disease, LOPD) kommt es fortschreitend zu Schädigungen.

Besonderheiten

Nexviadyme ist im Kühlschrank (2–8 °C) zu lagern.

Nexviadyme ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Nexviadyme darf während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter die potenziellen Risiken, auch für den Fetus, überwiegt. Ähnlich in der Stillzeit: Dann darf die Enzymersatztherapie nur zum Einsatz kommen, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter die potenziellen Risiken, auch für das gestillte Kind, überwiegt.

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Letzte Aktualisierung: 31.08.2022