Agalsidase beta|Fabrazyme®|40|2001 |
Genzyme GmbH
35 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Fabrazyme ist zugelassen zur langfristigen Enzymersatztherapie bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab acht Jahren gesichertem Morbus Fabry.
Agalsidase beta ersetzt das bei Fabry-Patienten fehlende Enzym α-Galactosidase A. Es wird in Zellkulturen von gentechnisch veränderten Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) hergestellt. Die Aminosäure- und Nukleotidsequenzen des rekombinanten Enzyms sind identisch mit der natürlichen Form.
Die empfohlene Dosis beträgt 1 mg Agalsidase beta pro kg Körpergewicht; diese wird alle 14 Tage in einer mindestens zweistündigen Infusion verabreicht.
Wechselwirkungen über das Cyptochrom-P450-System sind bei Agalsidase beta unwahrscheinlich.
Agalsidase sollte nicht zusammen mit Chloroquin, Amiodaron, Benoquin oder Gentamicin verabreicht werden, da theoretisch das Risiko einer Hemmung der intrazellulären α-Galactosidase-Aktivität besteht.
Etwa die Hälfte der Patienten litt am Infusionstag an Nebenwirkungen wie Fieber, Schüttelfrost, Muskel- und Kopfschmerzen oder Rigor (Muskelsteifigkeit). Überempfindlichkeitsreaktionen können durch Verlangsamung der Infusionsrate und Vorbehandlung mit Antihistaminika, Analgetika und Kortikosteroiden gemildert werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In einer doppelblinden multinationalen Phase-III-Studie erhielten 58 Patienten entweder alle zwei Wochen intravenös Agalsidase beta (1 mg/kg KG) oder Placebo. Bei 20 von 29 Patienten hatte das Verum die GL-3-Ablagerungen im Nierenendothel nach 20-wöchiger Therapie (insgesamt elf Infusionen) hydrolysiert. Diese Clearance wurde bei keinem Teilnehmer der Placebogruppe beobachtet. Auch in den Gefäßen der Haut und des Herzens sank der GL-3-Spiegel deutlich ab. In einer sechsmonatigen Verlängerungsphase bekamen auch die Patienten der Placebogruppe das Enzym, mit gleichem Erfolg. Bei den anderen Patienten blieb der Nutzen über zwölf Monate erhalten. 88 Prozent entwickelten IgG-Antikörper gegen das Enzympräparat, die die Wirksamkeit aber nicht beeinträchtigten.
Morbus Fabry ist eine X-chromosomal rezessiv vererbte Erkrankung, die das gesamte Gefäßendothel in unterschiedlicher Ausprägung erfasst. Durch einen Gendefekt wird α-Galactosidase A (auch Ceramid-Trihexosidase genannt) fehlerhaft oder nicht mehr produziert. Dieses lysosomale Enzym ist am Abbau von neutralen Glykosphingolipiden mit terminalen α-Galactosyl-Ketten beteiligt. Fehlt das Enzym, sammeln sich Stoffwechselzwischenprodukte in den Lysosomen an. Überwiegend wird GL-3 (Ceramid-Trihexosid) in der Niere, im Herzen und im Nervensystem angehäuft. Viele Patienten sterben im 40. bis 50. Lebensjahr an Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen. Die Zahl der Fabry-Patienten wird in Europa auf etwa 5000 geschätzt.
Fabrazyme ist bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern.
Die rekonstituierte Lösung kann nicht gelagert, sondern muss sofort weiterverarbeitet werden.
Die verdünnte Lösung sollte aus mikrobiologischer Sicht sofort verwendet werden. Sie kann bei Temperaturen von 2–8 °C maximal 24 Stunden aufbewahrt werden.
Fabrazyme ist verschreibungspflichtig.
Während der Schwangerschaft sollte Fabrazyme nur verwendet werden, wenn die zwingend erforderlich ist. Bei einer Anwendung in der Stillzeit sollte abgestillt werden.
Letzte Aktualisierung: 28.03.2017