Ausgabe 38/1999 |
20.09.1999 00:00 Uhr |
Editorial
Wo bleiben die Apotheken?
Titel
Pockenimpfstoffe in Deutschland
"Ein Drittel aller Menschen stirbt an Seuchen" - so titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 30. Juni 1998 einen Bericht der deutschen Sektion der Organisation 'Ärzte ohne Grenzen'. Infektionskrankheiten sind danach die häufigste Todesursache in den armen Ländern Afrikas und Asiens, während in den Industrieländern nur 1,2 Prozent der Todesfälle mit Seuchen in Verbindung gebracht werden können. Der medizinischen Wissenschaft gelang es bisher erst ein einziges Mal, eine eine Infektionskrankheit mit so großem Erfolg zu bekämpfen, dass sie von der epidemiologischen Weltkarte gestrichen werden konnte. Die Menschenpocken gelten für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 1979 als ausgerottet: Anlass genug, sich genauer mit der Geschichte jenes Arzneimittels zu befassen, das wesentlich dazu beigetragen hat und in mehr als einer Hinsicht eine Sonderstellung einnimmt.
Politik
Fischer will Globalbudget eventuell aufstocken
Bei der Gesundheitsreform 2000 sind einige Nachbesserungen geplant. Das hat Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) jetzt erstmals öffentlich eingeräumt. Bei den Korrekturen geht es auch um eine mögliche Aufstockung des umstrittenen Globalbudgets.
BLAK: Nur die freie Heilberufsapotheke ist der garant für Qualität
Angesichts der mehr als 1000-jährigen geschichte Bayerns sind 50 Jahre ein kleiner Zeitraum - für viele Institutionen allerdings ein sehr wichtiger. So auch für die Bayerische Landesapothekerkammer, die im August 1949 wiederbegründet wurde. Aus diesem Anlass lud die Berufsorganisation am Tag der Apotheke, dem 16. September, zu einem "Treffen der etwas anderen Art" nach München ein.
Schulte-Sasse wirft Akteuren Flucht aus der Verantwortung vor
Als Flucht vor der Verantwortung bezeichnete Dr. Hermann Schulte-Sasse, Leiter der Abteilung Krankenversicherung im Bundesministerium für Gesundheit, das Verhalten solcher Leistungserbringer, die fordern, dass mehr Geld in das Gesundheitssystem fließen müsse. Mit solchen Forderungen trügen sie "nichts, aber auch gar nichts" zur Lösung der Probleme bei, sondern vernebeln diese nur. Das sagte Schulte-Sasse, "einer der Architekten der Reform", bei einer Podiumsdiskussion beim Krankenhaus-Anbieter Forum kürzlich in Wiesbaden.
Außerdem in der Druckausgabe:
Aktionsprogramm: Der neue Sparkurs ist jetzt abgesteckt
Experten lehnen das Aktionsprogramm ab
Kein Kompromiss der Kassen beim Kanzler
Für den VFA ist die Reform eine Notlösung
Bald kein FCKW mehr in Dosier-Aerosolen
Politiker zeigen sich argumentationsresistent
Änderungen bei der Nachzulassung
Freier Dienstleistungsverkehr: BMG will Harmonisierung in der EU nicht vernachlässigen
630-DM-Jobs bringen Geld in die Kassen der Kassen
Gesundheitsreform 2000: Zahnärzte hoffen auf Veto des Bundesrates
Verfassungsrecht: Regress ist bedenklich
Behandlungsfehler nehmen zu
Pharmazie
Pharmacon Westerland:
Leflunomid ist ein echter Newcomer
Insgesamt 16 neue Arzneistoffe brachten es im ersten Halbjahr 1999 bis zur Marktreife. Einen kritischen Überblick über die wirklichen Innovationen und solche Präparate, die eher nicht halten, was ihre Hersteller versprechen, gaben Professor Dr. Hans-Dieter Höltje, Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Düsseldorf, und PZ-Chefredakteur Dr. Hartmut Morck in Westerland. Vor allem bei der Indikation Rheuma tat sich in den vergangenen Monaten einiges: Neben den bereits zugelassenen Wirkstoffen Lornoxicam, Dexketoprofen und Leflunomid steht die europäische Markteinführung der spezifischen COX-2-Hemmer kurz bevor.
Fett macht fett
"Es gibt keine ausschließliche Adipositastherapie. Es ist immer ein Bündel von Maßnahmen." Die Behandlung Übergewichtiger mit Antiadiposta hält Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz aus Frankfurt nur dann für sinnvoll, wenn sie in umfassendes Therapiekonzept eingebunden ist.
Pharmakokinetik besonders im Alter variabel
Im Jahr 2050 werden in den USA rund 830.000 Menschen über 100 Jahre alt sein. Das errechneten zumindest Statistiker anhand aktueller demographischer Zahlen. "Es werden immer mehr, und wir wissen viel zu wenig über die Pharmakokinetik im Alter", sagte Professor Dr. Heyo Kroemer, Pharmakologe an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald.
Außerdem in der Druckausgabe:
Gesundes Essen
Schutz für gestresste Zellen
Stabilität versus Verträglichkeit und Wirksamkeit
Nur hochwertige Vitaminpräparate haben in der Apotheke Zukunft
Immer mehr Kinder reagieren auf Nahrungsmittel allergisch
Parenterale und enterale Ernährung ergänzen sich gegenseitig
Darreichungsformen in der Hand des alten Menschen
Aromatische Amine in Fuchsin
Rheumatoide Arthritis: Leflunomid erweitert therapeutisches Repertoire
Medizin
Vom bellenden Wachhund zur Dauerfolter
Chronische Schmerzen nehmen den ganzen Menschen in Besitz, mehr noch, sie hinterlassen Spuren. Sie brennen sich unaufhörlich in das Nervensystem ein, bis sich der Schmerz verselbständigt und zur eigenständigen Krankheit wird. Dann werden andere Körperfunktionen und die Psyche in Mitleidenschaft gezogen. Akuter Schmerz muss der "bellende Wachhund der Gesundheit" bleiben. Wie der chronische Schmerz möglichst frühzeitig zu unterbinden ist, haben Experten in letzter Zeit eingehend untersucht. Einige Highlights von Veranstaltungen rund um den Welt-Schmerzkongress in Wien.
Alzheimer-Impfung im Tierversuch erfolgreich
Die Immunisierung mit Amyloid-b-Protein verhindert die Entstehung von Amyloid-Plaques und ist zudem in der Lage, bereits gebildete Ablagerungen wieder aufzulösen. Mit diesem Studienergebnis wartet ein Forscherteam aus San Francisco auf. Dabei handelt es sich immerhin um den ersten klinisch relevanten Ansatz, der die Progression von Alzheimer-assoziierten Veränderungen im Gehirn von Alzheimer-mutierten Mäusen aufzuhalten vermag. Ob freilich die Bereinigung von bereits vorhanden Plaques und damit unwiderruflich untergegangene Neurone einen Benefit für den Verlauf der Erkrankung bedeutet, ist in weiteren Studien zu klären.
Wirtschaft und Handel
Gehe und Sanacorp: Poker um Herba
Zwei deutsche Pharmagroßhändler machen derzeit dem Aufsichtsrat der österreichischen, apothekereigenen Herba Chemosan AG zu schaffen. Er befürchtet eine feindliche Übernahme aus dem Nachbarland. Die Stuttgarter Gehe AG hat den freien Aktionären und Mitarbeitern von Herba ein Angebot von 17.000 Schilling je Aktie unterbreitet und ist überzeugt, dass die Verwaltung aufgrund dieses "attraktiveren Angebots" die Übertragung weiterer Aktien an Sanacorp, Planegg, nicht mehr genehmigen wird.
Pharmabranche für Liberalisierung der Werbung
Britische Arzneimittelhersteller sind derzeit bestrebt, das Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel zu liberalisieren. Sie testen, wie weit die Industrie gehen kann, ehe die Behörden gegen die Werbung einschreiten.
Außerdem in der Druckausgabe:
FDA bestimmt Trend - Pharmabörse
Hilfe im Privathaushalt - Steuertipp
Meldungen
Magazin
Friedliche Revolution: Orgelkonzert in der Nikolaikirche
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