Filgotinib|Jyseleca®|05|2020 |
Gilead
100 mg Filmtabletten
200 mg Filmtabletten
Jyseleca ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis (RA), die auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARD) unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Es wird als Monotherapie eingesetzt oder mit Methotrexat (MTX) kombiniert.
Filgotinib ist ein reversibler Inhibitor der Januskinase-Familie. Diese intrazellulären Enzyme leiten Signale von Zytokinen und Wachstumsfaktoren von der Zelloberfläche ins Zellinnere weiter und setzen damit eine komplexe Signalkaskade in Gang. Die JAK-Subtypen sind in diverse physiologische Prozesse involviert.
Im Vergleich zu den anderen JAK-Hemmern inhibiert Filgotinib recht spezifisch die JAK1-Kinase, die für die Signalübertragung inflammatorischer Zytokine wichtig ist. In Untersuchungen mit gesunden Probanden unterdrückte Filgotinib dosisabhängig die IL-6-induzierte STAT1-Phosphorylierung (STAT: Signaltransduktoren und Aktivatoren der Transkription). Effekte auf die JAK2-assoziierte GM-CSF-induzierte STAT5-Phosphorylierung wurden nicht festgestellt. Bereits zwei Wochen nach Behandlungsbeginn nahm der Entzündungsmarker C-reaktives Protein im Serum ab; dies hielt über den 24-wöchigen Behandlungszeitraum an.
Die empfohlene Dosis beträgt einmal täglich 200 mg Filgotinib peroral mit oder unabhängig von einer Mahlzeit. Für Patienten über 75 Jahren oder mit mittelschwerer oder schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance 15 bis 60 ml/min) wird eine Dosis von 100 mg Filgotinib täglich empfohlen.
In-vitro-Studien zum Einfluss von Filgotinib auf CYP2B6, CYP1A2, PGP und BCRP waren nicht eindeutig. Da eine In-vivo-Wirkung kann nicht ausgeschlossen werden kann, sollten entsprechende Substrate mit enger therapeutischer Breite unter Vorsicht eingesetzt werden.
Filgotinib und sein wirksamer Metabolit sind in vitro Inhibitoren von OATP1B1 und OATP1B3. Klinische Studien wurden hierzu nicht durchgeführt. Eine Wechselwirkung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die gleichzeitige Anwendung mit empfindlichen OATP1B1- oder OATP1B3-Substraten wird daher nicht empfohlen. Zu diesen gehören Valsartan und Statine.
Die in Studien zu Filgotinib am häufigsten berichteten Nebenwirkungen sind Übelkeit (3,5 Prozent), Infektionen der oberen Atemwege (3,3 Prozent) oder des Harntrakts (1,7 Prozent) sowie Schwindelgefühl (1,2 Prozent). Letzteres ist wichtig für Patienten, die Auto fahren wollen. Ansonsten hat Filgotinib keinen oder kaum Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
Unter einer Filgotinib-Therapie besteht ein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen. Am häufigsten war eine Lungenentzündung (seltener als 1 Prozent). Zu den beobachteten opportunistischen Infektionen zählen Tuberkulose (TB), ösophageale Candidiasis und Kryptokokkose. Daher sollte der Arzt Risiken und Nutzen einer Therapie sorgfältig abwägen, wenn Patienten an chronischen Infektionen leiden oder aufgrund anderer Erkrankungen dafür besonders gefährdet sind, oder ein TB-Risiko haben.
Filgotinib darf bei Patienten mit aktiver Tuberkulose (TB) oder aktiven schweren Infektionen sowie bei schwangeren Frauen nicht angewendet werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Filgotinib wurden in drei randomisierten, doppelblinden multizentrischen Phase-III-Studien (FINCH 1, 2 und 3) geprüft. Eingeschlossen wurden knapp 3500 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver RA, die entweder unzureichend auf MTX oder auf Biologika angesprochen hatten oder MTX-naiv waren. Je nach Studienprotokoll erhielten sie 100 oder 200 mg Filgotinib einmal täglich, Adalimumab alle zwei Wochen oder Placebo einmal täglich, meist plus MTX oder andere konventionelle synthetische DMARD wie Hydroxychloroquin, Sulfasalazin oder Leflunomid.
In allen drei Studien erreichten die Patienten unter Filgotinib bereits in Woche 2 höhere ACR20-Ansprechraten (ACR: Kriterien des American College of Rheumatology) als unter Placebo oder MTX. Das Ansprechen blieb bis Woche 52 erhalten. Bei den strengeren ACR-50- und -70-Kriterien waren alle Verumgruppen besser als Placebo, wobei die höhere Filgotinib-Dosis tendenziell besser abschnitt. Ebenso erreichte ein signifikant höherer Anteil der Patienten, die Filgotinib 200 mg plus MTX oder ein anderes konventionelle DMARD erhalten hatten, eine niedrige Krankheitsaktivität und/oder Remission in den Wochen 12 und 24 im Vergleich zu Patienten unter Placebo oder MTX. In der FINCH-1-Studie war Filgotinib 200 mg dem Antikörper Adalimumab in Woche 12 nicht unterlegen. Zudem verbesserte sich die körperliche Funktionsfähigkeit der Patienten unter Filgotinib 200 mg signifikant.
Dass die Wirksamkeit langfristig anhält, zeigt eine offene Phase-II-Langzeitfortsetzungsstudie (DARWIN 3). Die ACR20/50/70-Ansprechraten blieben bei Patienten, die Filgotinib 200 mg als Monotherapie oder mit MTX erhielten, bis zu drei Jahre erhalten.
Jyseleca ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen.
Jyseleca ist verschreibungspflichtig.
Filgotinib
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während und für mindestens eine Woche nach Ende der Therapie mit Filgotinib zuverlässig verhüten. Während der Schwangerschaft ist Filgotinib kontraindiziert. In der Stillzeit soll es nicht eingesetzt werden.
Analogpräparat
Letzte Aktualisierung: 03.11.2020