Ziconotid|Prialt®|05|2006 |
Eisai
100 μg/ml Infusion
Prialt ist indiziert zur Behandlung von starken chronischen Schmerzen bei Erwachsenen, die eine intrathekale Analgesie benötigen.
Ziconotid ist ein Giftstoff aus der marinen Kegelschnecke Conus magus. Es ist kein Opioid und interagiert nicht mit Opiatrezeptoren. Vielmehr wirkt das 25-Aminosäuren-Peptid als Antagonist an spannungsabhängigen Calciumkanälen vom N-Typ (NCCB), die in bestimmten neuronalen Zellen und in höchster Dichte im Hinterhorn des Rückenmarks vorkommen. Dort regulieren NCCB- Kanäle die Freisetzung von Neurotransmittern, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Durch Bindung an die Calciumkanäle verhindert der Arzneistoff den Calciumeinstrom in die primären nozizeptiven afferenten Nervenzellen, in der Folge die Freisetzung von Neurotransmittern und letztlich die Weiterleitung des Schmerzsignals ins Gehirn.
Ziconotid wird als Dauerinfusion über einen intrathekalen Katheter appliziert, der von einer externen oder intern implantierten Infusionspumpe gespeist wird. Man beginnt mit 2,4 µg/Tag und titriert langsam bis zur erforderlichen Dosis auf. Die Maximalmenge liegt bei 21,6 µg/Tag. Bei etwa drei Viertel der Patienten reichte eine Tagesdosis unter 9,6 µg. Die Analgesie ist reversibel und dosisabhängig.
Das Nebenwirkungsprofil der intrathekalen Ziconotid-Therapie ist beachtlich. Die in klinischen Langzeitstudien am häufigsten berichteten unerwünschten Effekte waren Schwindel, Übelkeit, Nystagmus, Verwirrtheit, anormaler Gang, Gedächtnis- und Sehstörungen, Kopfschmerz, Erbrechen und Somnolenz. Bislang wurden keine Atemdepression oder Toleranz gegenüber Ziconotid beobachtet.
Die Kombination mit einer intrathekalen Chemotherapie ist kontraindiziert.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
In drei randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien wurde Ziconotid bei Patienten mit malignen und nicht-malignen Schmerzen geprüft. In zwei Kurzzeitstudien über fünf bis sechs Tage linderte das Verum die Schmerzen, gemessen mit der visuellen Analogskala der Schmerzintensität (VASPI), deutlich besser als Placebo. Der VASPI-Score verbesserte sich um 51 Prozent unter Verum und um 18 Prozent unter Placebo, in der zweiten Studie um 31 versus 6 Prozent. 48 beziehungsweise 34 Prozent der Patienten sprachen auf Ziconotid an, aber nur 17 beziehungsweise 13 Prozent auf Placebo.
Die dritte zulassungsrelevante Studie lief über 21 Tage und schloss Patienten ein, bei denen eine intrathekale Therapie mit anderen Analgetika versagt hatte. Die Dosis wurde langsamer gesteigert und lag zum Schluss deutlich niedriger als in den Kurzzeitstudien. Die Wirksamkeit war geringer, aber auch die Häufigkeit und Schwere von Nebenwirkungen. Der VASPI-Score sank bei diesen schwerkranken Menschen um 15 Prozent unter Verum und 7 Prozent unter Placebo.
Prialt ist bei 2–8 °C zu lagern und darf nicht einfrieren. Um das Arzneimittel vor Licht zu schützen, muss die Durchstechflasche im Umkarton aufbewahrt werden.
Prialt ist verschreibungspflichtig.
Die Anwendung von Prialt während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. Während der Stillzeit muss entschieden werden, ob das Stillen oder die Therapie mit Prialt unterbrochen werden soll. Ergebnisse aus Tierversuchen lassen vermuten, dass die weibliche, nicht jedoch die männliche, Fertilität durch eine Therapie mit Prialt vermindert werden könnte.
Letzte Aktualisierung: 19.02.2016