Pharmazeutische Zeitung online
ARZNEISTOFFE

Etoricoxib|Arcoxia®|05|2004

STOFFGRUPPE
05 Analgetika/Antirheumatika
WIRKSTOFF
Etoricoxib
FERTIGARZNEIMITTEL
Arcoxia®
HERSTELLER

Grünenthal

MARKTEINFÜHRUNG (D)
09/2004
DARREICHUNGSFORM

30 mg Filmtabletten

60 mg Filmtabletten

90 mg Filmtabletten

120 mg Filmtabletten

ATC-CODE
M01AH05
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Arcoxia ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren mit Reizzuständen degenerativer und entzündlicher Gelenkerkrankungen wie Arthrose oder rheumatoider Arthritis, mit Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) sowie mit Schmerzen und Entzündungen bei einem Gichtanfall in der akuten symptomatischen Phase. Darüber hinaus ist Arcoxia zugelassen zur Kurzzeitbehandlung mäßig starker Schmerzen nach Zahnoperationen.

 

Bei der Entscheidung, einen selektiven COX-2-Hemmer zu verschreiben, muss das individuelle Gesamtrisiko des Patienten berücksichtigt werden.

Wirkmechanismus

Etoricoxib ist ein selektiver COX-2-Hemmer.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis von Etoricoxib richtet sich nach der Indikation. Sie beträgt etwa bei Arthrose 30 mg, bei rheumatoider Arthritis und Morbus Bechterew 60 mg und bei der akuten Gichtarthritis 120 mg täglich.

 

Nach peroraler Gabe wird Etoricoxib rasch und vollständig resorbiert. Der Wirkstoff wird über CYP-Enzyme fast vollständig metabolisiert und renal ausgeschieden. Für die Therapie bedeutet dies, dass die Wirkung schnell, meist innerhalb von einer Stunde, eintritt und über 24 Stunden anhält. Dank der langen Halbwertszeit von 22 Stunden genügt die einmal tägliche Einnahme. Zwar kann das Arzneimittel unabhängig von der Nahrung geschluckt werden, jedoch tritt die Wirkung bei Nüchterngabe schneller ein.

Wichtige Wechselwirkungen

Bei Patienten, die zusätzlich zu Etoricoxib orale Antikoagulanzien wie Warfarin einnehmen, sollten hinsichtlich ihrer Prothrombinzeit engmaschig überwacht werden, insbesondere in den ersten Tagen nach Therapiebeginn oder nach einer Dosisänderung von Etoricoxib.

 

Bei Patienten (und dies gilt insbesondere bei älteren Patienten!), die zusätzlich zu Etoricoxib NSAR, Diuretika, ACE-Hemmer oder AT-II-Hemmer anwenden, sollte auf eine akute Verschlechterung der Nierenfunktion geachtet werden. Dies gilt auch für die gleichzeitige Gabe von Ciclosporin und Tacrolimus.

 

Die gleichzeitige Gabe von ASS in analgetisch wirksamen Dosierungen und von anderen NSAR wird nicht empfohlen, da ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Blutungen besteht. Die gleichzeitige Gabe Ethinylestradiol-haltiger oraler Kontrazeptiva kann mit einer Erhöhung spezifischer Nebenwirkungen einher gehen, zum Beispiel venöser Thromboembolien bei Risikopatientinnen, da Etoricoxib durch eine Inhibition der humanen Sulfotransferaseaktivität, insbesondere der SULT1E1, die Ethinylestradiol-Wirkspiegel erhöhen kann. Entsprechendes gilt auch für eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren.

 

In vitro hemmte Etoricoxib nicht CYP1A2, CYP2C9, CYP2C19, CYP2D6, CYP2E1 und CYP3A4. Es wird hingegen selbst maßgeblich über diese Enzyme metabolisiert. Außer bei der gleichzeitigen Gabe von Rifampicin, einem starken CYP-Induktor, wurden bisher jedoch keine keine klinisch relevanten Wechselwirkungen beobachtet. Eine Kombination von Rifampicin und Etoricoxib wird nicht empfohlen.

Nebenwirkungen

Häufigste Nebenwirkungen in Studien zu Etoricoxib waren Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden (Diarrhöe, Übelkeit, Dyspepsie), Müdigkeit und grippeartige Erkrankungen. In einer kombinierten Analyse der Daten aus zehn klinischen Studien war die Inzidenz von Perforationen, Ulzera und Blutungen des oberen Magen-Darm-Traktes weniger als halb so hoch wie unter nicht COX-selektiven NSAR (Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen).

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Die Liste der Kontraindikationen ist lang. So darf Etoricoxib nicht bei Patienten mit einem aktiven peptischen Ulkus oder einer gastrointestinalen Blutung angewendet werden. Patienten, die nach der Gabe von ASS oder einem NSAR einschließlich einem COX-2-Hemmer bereits einmal mit einem Bronchopasmus, einer akuten Rhinitis oder einer Urtikaria reagiert haben, dürfen Etoricoxib ebenfalls nicht einnehmen. Dasselbe gilt für Patienten mit schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, entzündlichen Darmerkrankungen, Herzinsuffizienz ab NYHA II, nicht kontrolliertem Blutdruck über 140:90 mmHG, KHK, PaVK und/oder zerebrovaskulären Erkrankungen. Etoricoxib ist außerdem in der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Wirksamkeit und Verträglichkeit der Einmalgabe von Etoricoxib wurden in zahlreichen Studien geprüft. Bei 189 Patienten mit akuter Gichtarthritis reduzierte Etoricoxib (120 mg) Gelenkschmerzen und klinische Entzündungszeichen bei achttägiger Gabe ebenso effektiv wie dreimal täglich 50 mg Indometacin. In einer Dosisfindungsstudie mit 617 Patienten mit Kniegelenksarthrose war das NSAR in jeder Dosis dem Placebo überlegen. Den besten Effekt erreichten 60 mg. Tagesdosen von 30, 60 oder 90 mg Etoricoxib linderten den Gelenkschmerz ebenso gut wie dreimal täglich 50 mg Diclofenac. Außerdem konnte sich Etoricoxib (60 mg) gegen zweimal täglich 500 mg Naproxen behaupten. In einer zwölfwöchigen Studie mit 816 Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) schnitt Etoricoxib 90 mg signifikant besser ab als Naproxen (500 mg zweimal täglich). Allerdings schieden 368 Patienten vorzeitig aus; mangelnde Wirksamkeit gaben 21 Prozent in Etoricoxib-Gruppe und 37 Prozent in Naproxen-Gruppe an.

Besonderheiten

Arcoxia ist in der Originalverpackung zu lagern, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.

Arcoxia ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Etoricoxib

Etoricoxib

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

etoricoxib.wrl

Weitere Hinweise

Etoricoxib ist in der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.

Letzte Aktualisierung: 13.05.2016