Pharmazeutische Zeitung online
ARZNEISTOFFE

Etanercept|Enbrel®|05|2000

STOFFGRUPPE
05 Analgetika/Antirheumatika
WIRKSTOFF
Etanercept
FERTIGARZNEIMITTEL
Enbrel®
HERSTELLER

Pfizer

MARKTEINFÜHRUNG (D)
06/2000
DARREICHUNGSFORM

10 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen

25 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung

25 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze

50 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze

50 mg Injektionslösung im Fertigpen

25 mg Injektionslösung in einer Patrone für ein Dosiergerät

50 mg Injektionslösung in einer Patrone für ein Dosiergerät

ATC-CODE
L04AB01
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Enbrel ist in Kombination mit MTX zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit aktiver rheumatoider Arthritis, die auf Basistherapeutika einschließlich Methotrexat nicht ausreichend ansprechend. Enbrel kann auch als Monotherapie zum Einsatz kommen, wenn MTX nicht angewendet werden kann. Enbrel ist ebenfalls indiziert zur Behandlung der schweren, aktiven und progressiven rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat behandelt worden sind.

 

Enbrel steht auch für Jugendliche und Kinder über zwei Jahren mit aktiver polyartikulärer juveniler chronischer Arthritis zur Verfügung. Diese sollten die Substanz nur dann erhalten, wenn sie MTX nicht vertragen oder sie auf die Therapie nicht ansprachen.

 

Enbrel ist außerdem zugelassen zur Behandlung von Jugendlichen ab 12 Jahren mit einer Psoriasis-Arthritis oder Enthesitis-assoziierter Arthritis, die MTX nicht vertragen oder darauf nicht angesprochen haben.

 

Darüber hinaus ist Enbrel indiziert bei Erwachsenen mit aktiver und progressiver Psoriasis-Arthritis, die auf eine vorhergehende Basistherapie unzureichend ansprachen, sowie bei axialer Spondyloarthritis, Morbus Bechterew und bei nicht-röntgenologischer axialer Spondyloarthritis.

 

Enbrel ist außerdem zugelassen zur Behandlung Erwachsener mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, die auf eine andere systemische Therapie nicht angesprochen haben, diese nicht vertrugen oder bei denen eine Kontraindikation vorliegt, sowie bei Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren mit schwerer chronischer Plaque-Psoriasis, die auf eine andere systemische Therapie oder eine Lichttherapie nicht angesprochen haben oder diese nicht vertragen.

Wirkmechanismus

Etanercept ist ein per Genexpression aus Eierstockzell-Linien chinesischer Hamster synthetisiertes Fusionsprotein aus dem extrazellulären Bindungsanteil des menschlichem Tumornekrosefaktor(TNF)-α-Rezeptor und dem Fc-Anteil des humanen Immunglobulin G1 (IgG1).

 

TNF-α wird im Organismus von Makrophagen und aktivierten T-Zellen produziert. Das Zytokin ist an zahlreichen immunvermittelten Entzündungsprozessen beteiligt. Unter anderem aktiviert TNF-α die Expression von Adhäsionsmolekülen auf der Oberfläche von Endothelzellen, die den Einstrom von Leukozyten ins Gelenk fördern, und stimuliert die Freisetzung von Metallomatrixproteasen, die Knorpel und Gelenk zerstören. Unter dem Einfluss von TNF-α werden aber auch vermehrt andere entzündungsfördernde Zytokine wie Interleukin-1, -6 und -8 gebildet.

 

TNF-α entfaltet seine proinflammatorische Wirkung über zwei Rezeptorsubtypen, die sowohl in löslicher Form als auch an Membranen gebunden vorkommen. TNF zirkuliert in Form trimerer Moleküle. Etanercept bindet an zwei Stellen dieser Trimere und verhindert so, dass das Zytokin mit den membranständigen Rezeptoren interagiert.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Dosis in den meisten Indikationen beträgt für erwachsene Patienten zweimal wöchentlich 25 mg oder einmal wöchentlich 50 mg Entanercept. Sie wird als subkutane Injektion verabreicht. Die Therapie wird über zunächst 12 Wochen durchgeführt und kann bei Patienten, die darauf ansprachen, über bis zu 24 Wochen fortgeführt werden. Bei Patienten, die nach zwölf Wochen kein Ansprechen zeigten, muss die Fortsetzung der Therapie sorgfältig abgewogen werden.

 

Eine Dosisanpassung bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörung ist nicht erforderlich.

Wichtige Wechselwirkungen

Die Kombinationen von Enbrel und Anakinra sowie von Enbrel mit Abatacept werden nicht empfohlen. Bei erwachsenen Patienten, die mit den Kombinationen behandelt wurden, wurde eine höhere Anzahl schwerwiegender Infektionen beobachtet, als bei Patienten unter der jeweiligen Monotherapie, ohne dass ein zusätzlicher klinischer Nutzen beobachtet wurde.

 

Ärzte sollten außerdem Vorsicht walten lassen, wenn sie eine Kombinationstherapie mit Sulfasalazin in Betracht ziehen.

 

Keine Wechselwirkungen wurden in klinischen Studien bei der gleichzeitigen Anwendung von Enbrel und Glucocorticoiden, Salicylaten (Ausnahme Sulfasalazin), NSAR, Analgetika oder MTX festgestellt. In Studien wurden außerdem keine klinisch relevanten pharmakokinetischen Wechselwirkungen mit MTX, Digoxin oder Warfarin beobachtet.

Nebenwirkungen

Die unter der Therapie mit Etanercept am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen sind Reaktionen an der Injektionsstelle (wie Schmerzen, Schwellung, Juckreiz, Rötung und Blutung), Infektionen (wie Infektionen der oberen Atemwege, Bronchitis, Blasenentzündungen und Hautinfektionen), allergische Reaktionen, Entwicklung von Autoantikörpern, Juckreiz und Fieber.

 

TNF-Antagonisten können das Immunsystem beeinflussen. Das kann Infektionen begünstigen. Schwerwiegende Infektionen traten bei weniger als 1 von 100 Patienten auf. Außerdem können maligne Erkrankungen begünstigt werden. Berichtet wurde unter anderem von Brust-, Lungen-, Haut- und Lymphdrüsenkrebs.

 

Darüber hinaus wurden schwerwiegende hämatologische, neurologische und Autoimmunreaktionen berichtet.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Patienten, bei denen eine Sepsis oder ein Risiko für eine Sepsis besteht, ist Enbrel kontraindiziert.

 

Bei Patienten mit aktiven Infektionen, einschließlich chronischer oder lokalisierter Infektionen, sollte eine Therapie mit Enbrel nicht begonnen werden.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Die Wirksamkeit von Etanercept wurde in klinischen Studien an Erwachsenen und Kindern untersucht. In einer placebokontrollierten, doppelblinden randomisierten Studie erhielten 234 Arthritis-Patienten, bei denen andere Basistherapeutika nicht mehr ansprachen, zweimal wöchentlich subkutan 10 mg beziehungsweise 25 mg Etanercept oder Placebo. In Bezug auf alle nach dem American College of Rheumatology (ACR) definierten Kriterien, zum Beispiel geschwollene und schmerzhafte Gelenke und Behinderungsgrad, sprach Etanercept nach sechs Monaten signifikant besser an als Placebo. Die Patienten litten seltener unter Gelenkschmerzen und konnten sich besser bewegen.

 

Beim Vergleich einer Kombination aus Methotrexat und Etanercept mit einer Methotrexat-Monotherapie war die Kombination erwartungsgemäß wirksamer. Bei Jugendlichen mit schwerer chronischer Arthritis besserte die Substanz ebenfalls signifikant alle Messparameter nach ACR gegenüber Placebo.

Besonderheiten

Enbrel ist bei Temperaturen zwischen 2–8 °C (Kühlschrank) aufzubewahren. Es darf nicht einfrieren.

 

Enbrel kann für einen einmaligen Zeitraum von bis zu vier Wochen bei Temperaturen bis maximal 25 °C aufbewahrt werden. Danach darf es nicht wieder gekühlt werden, sondern muss verbraucht oder verworfen werden.

 

Enbrel ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Enbrel-Behandlung und für drei Wochen nach deren Ende eine geeignete Verhütungsmethode anwenden. Eine Anwendung von Enbrel während der Schwangerschaft wird nicht empfohlen.

 

Da Immunglobuline in die Muttermilch übergehen können, muss entschieden werden, ab das Stillen oder die Behandlung mit Enbrel fortgesetzt werden soll.

Letzte Aktualisierung: 29.06.2022