Insulin icodec|Awiqli®|12|2024 |
Novo Nordisk
700 Einheiten/ml Injektionslösung im Fertigpen
Awiqli ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit Diabetes mellitus.
Insulin icodec ist ein Ultra-Langzeitinsulin mit einer Wirkdauer von einer Woche. Die lange Halbwertszeit wurde auf zwei Wegen erreicht. Zum einen ermöglicht ein Albumin-gebundener Insulinspeicher eine langsame und kontinuierliche Wirkstoffabgabe. Dazu wurde an Position B29 der Aminosäurekette des Insulinmoleküls – wie bei Insulin degludec – ein Spacer eingefügt, an den eine Fettsäure gekoppelt ist. Während die Fettsäure bei Insulin degludec 16 C-Atome umfasst, sind es bei Insulin icodec 20. Je länger die Fettsäurekette, desto stärker die Bindung an Albumin. Zum anderen weist Insulin icodec im Vergleich zu anderen Insulinen eine verminderte Affinität zum Insulinrezeptor beziehungsweise eine langsamere Rezeptor-vermittelte Clearance auf. Ferner besitzt es eine höhere molekulare Stabilität durch verminderten enzymatischen Abbau. Diese Eigenschaften konnte man durch einen Aminosäureaustausch an nur drei Stellen im Molekül erreichen. An Position 14 der A-Kette von Insulin wurde Tyrosin gegen Glutaminsäure getauscht, an Position 16 der B-Kette Tyrosin gegen Histidin und an Position 25 der B-Kette Phenylalanin gegen Histidin.
Bei Typ-1-Diabetes muss Awiqli immer mit einem Bolusinsulin kombiniert werden. Bei Typ-2-Diabetes sind eine Monotherapie oder die Kombination mit oralen Antidiabetika, GLP-1-Rezeptoragonisten und/oder Bolusinsulin möglich. Bei Kindern und Jugendlichen sind Sicherheit und Wirksamkeit des neuen Insulins noch nicht erwiesen. Das gilt auch für Patienten mit neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes.
Die Applikation von Insulin icodec erfolgt einmal wöchentlich als subkutane Injektion in den Oberschenkel, Oberarm oder die Bauchdecke. Auch bei diesem Insulin sollen die Injektionsstellen gewechselt werden und die Patienten sollen bei jeder Injektion eine neue Nadel verwenden.
Bei Typ-2-Diabetikern, die bisher noch kein Insulin bekommen haben und die eine Insulintherapie mit Awiqli beginnen, wird eine wöchentliche Anfangsdosis von 70 Einheiten empfohlen. Anschließend sollte die Dosis einmal wöchentlich individuell angepasst werden.
Diabetikern, die von ein- oder zweimal täglich verabreichtem Basalinsulin auf Insulin icodec umsteigen, wird empfohlen, die erste Insulin-icodec-Gabe am Tag nach der letzten verabreichten Dosis ihres alten Basalinsulins zu injizieren. Die empfohlene Dosis Awiqli entspricht der täglichen Basalinsulin-Gesamtdosis multipliziert mit 7, gerundet auf die nächsten 10 Einheiten. Lediglich für die erste Injektion wird eine zusätzliche einmalige Aufsättigungsdosis von 50 Prozent empfohlen, falls ein schnelleres Erreichen der Blutzuckerkontrolle bei Patienten mit Typ-2-Diabetes angestrebt wird. Für Patienten mit Typ-1-Diabetes wird diese Aufsättigungsdosis bei der ersten Injektion immer empfohlen. Ein Beispiel: Hat ein Typ-1-Diabetiker insgesamt bisher 30 Einheiten eines Basalinsulins gespritzt, so rechnet man für die erste Dosis 7 x 30 Einheiten x 1,5 = 315 Einheiten. Aufgerundet wird dann auf 320 Einheiten. Ab der zweiten Woche errechnet sich die wöchentliche Dosis dann wie folgt: 7 x 30 Einheiten = 210 Einheiten.
Verschiedene Arzneimittel können den Insulinbedarf senken. Zu diesen gehören unter anderem GLP-1-Rezeptoragonisten, Monoaminoxidasehemmer, Betarezeptorenblocker und anabole Steroide. Zu den Arzneimitteln, die den Insulinbedarf erhöhen können, gehören orale Kontrazeptiva, Glucocorticoide und Schilddrüsenhormone. Alkohol kann die den Blutzucker senkende Wirkung des Insulins verstärken oder abschwächen. Betarezeptorenblocker können die Symptome einer Hypoglykämie verschleiern.
Die am häufigsten beobachtete Nebenwirkung von Insulin icodec ist eine Unterzuckerung. Bei Typ-1-Diabetikern gab es im Vergleich zu Insulin degludec ein erhöhtes Hypoglykämie-Risiko, weshalb sie nur dann mit Insulin icodec behandelt werden sollten, wenn ein eindeutiger Nutzen von einer wöchentlichen Dosierung erwartet wird. Eine häufig beobachtete Nebenwirkung sind Reaktionen an der Injektionsstelle.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Awiqli stützt sich auf Ergebnisse des Phase-III-Studienprogramms ONWARDS. Dieses umfasst sechs klinische Studien, in denen Wirksamkeit und Sicherheit von einmal wöchentlich verabreichtem Insulin icodec versus herkömmlichen Basalinsulinen untersucht wurden. Insgesamt waren mehr als 4000 Erwachsene mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes eingeschlossen. Der primäre Endpunkt war jeweils die Nichtunterlegenheit der Blutzuckerkontrolle unter Insulin icodec im Vergleich zu anderen Basalinsulinen, gemessen an der Veränderung des HbA1c-Werts in Woche 52 beziehungsweise 26. Alle Studien erreichten ihren primären Endpunkt.
Drei Beispiele: In ONWARDS-1 wurden knapp 1000 zuvor insulinnaive Typ-2-Diabetiker über 52 Wochen entweder wöchentlich mit Insulin icodec oder täglich mit Insulin glargin behandelt. In der Insulin-icodec-Gruppe sank der HbA1c-Wert von durchschnittlich 8,5 auf 6,9 Prozent, in der Insulin-glargin-Gruppe von 8,4 auf 7,1 Prozent.
In ONWARDS-2 wurden 526 Typ-2-Diabetiker, die zuvor bereits ein Basalinsulin erhalten hatten, entweder auf wöchentliches Insulin icodec oder tägliches Insulin degludec eingestellt. Nach 26 Wochen war der HbA1c-Wert im ersten Studienarm von durchschnittlich 8,2 auf 7,2 Prozent gesunken, in der zweiten Gruppe von durchschnittlich 8,1 auf 7,4 Prozent. In der Studie ONWARDS-6 mit knapp 600 Typ-1-Diabetikern betrug die Senkung des HbA1c-Werts gegenüber dem Ausgangswert nach 26 Wochen –0,47 Prozent unter Insulin icodec und –0,51 Prozent unter Insulin degludec.
Awiqli ist bei Temperaturen von 2 bis 8 °C (Kühlschrank) sowie vor Licht geschützt (aufgesetzte Kappe) zu lagern. Es darf nicht einfrieren.
Nach Anbruch darf Awiqli für höchstens zwölf Wochen bei maximal 30 °C aufbewahrt werden.
Awiqli ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.11.2024 (Diabetes mellitus Typ 1)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.11.2024 (Diabetes mellitus Typ 2)
Aufgrund fehlender Erfahrungen während der Schwangerschaft muss Frauen im gebärfähigen Alter geraten werden, Awiqli abzusetzen, wenn sie schwanger werden oder schwanger werden möchten. In der Stillzeit ist zu entscheiden, ob auf das Stillen verzichtet oder die Behandlung mit Insulin icodec beendet werden soll.
Sprunginnovation
Letzte Aktualisierung: 13.06.2025