Vildagliptin|Jalra®|12|2007 |
UCB
50 mg Tabletten
Vildagliptin ist als Monotherapie angezeigt zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, wenn Diät und Bewegung als Therapie allein nicht ausreichen und Metformin nicht eingesetzt werden kann. Außerdem ist es zugelassen in einer peroralen Zweifachkombination mit Meformin, einem Sulfonylharnstoff oder einem Thiazolidindion (PPARγ-Agonisten) sowie in einer Dreifachkombination mit einem Sulfonylharnstoff und Metformin. Auch die Kombination mit Insulin ist möglich.
Seit Dezember 2011 ist der Wirkstoff auch für die Behandlung von Typ-2-Diabetikern mit moderater bis schwerer Nierenfunktionseinschränkung zugelassen. Davor war Vildagliptin nur für Patienten ohne oder mit leichter Nierenfunktionsstörung zugelassen.
Vildagliptin gehört zu den Dipeptidylpeptidase-4-Hemmern (DPP-4-Hemmer). Diese steigern die Aktivität des Darmhormons Glucagon-like peptide-1 (GLP-1). GLP-1 gehört ebenso wie das Glucose-dependent-insulinotropic-peptide (GIP) zur Gruppe der Inkretinhormone. Nach der Aufnahme von Kohlenhydraten sezernieren die endokrinen L-Zellen im Dünndarm GLP-1, während K-Zellen GIP in den Blutkreislauf abgegeben. Als Folge steigt die Insulinsekretion: Etwa 60 Prozent der postprandialen Insulinantwort gehen auf das Konto der beiden Peptide. Dies geschieht jedoch nur unter hyperglykämischen Bedingungen; bei Normo- oder Hypoglykämie erhöhen die Peptide die Insulinsekretion nicht. Man weiß seit Langem, dass der Inkretineffekt bei Menschen mit Typ-2-Diabetes vermindert ist. GLP-1 hat vielfältige Effekte. Es hemmt die Glucagonfreisetzung, die bei Typ-2-Diabetikern oft erhöht ist. In der Folge sinkt die hepatische Glucoseproduktion. Zudem verzögert es die Magenentleerung. Allerdings hat das endogene GLP-1 nur eine kurze Halbwertszeit, da es innerhalb weniger Minuten durch das Enzym DPP-4 zu unwirksamen Metaboliten abgebaut wird. Ein Weg, die Wirkung des endogenen GLP-1 zu steigern, ist die Hemmung seines Abbaus. Wird DPP-4 gehemmt, bleiben GLP-1, GIP und andere Substrate des Enzyms länger aktiv. Diesen Ansatz verfolgen die Gliptine.
Die empfohlene Tagesdosis beträgt 100 mg Vildagliptin, aufgeteilt auf je eine Einzeldosis à 50 mg morgens und abends, wenn es als Monotherapie, in Kombination mit Thiazolidindion, in Kombination mit Metformin und einem Sulfonylharnstoff oder in Kombination mit Insulin (mit und ohne Metformin) gegeben wird.
In einer Zweifach-Kombination mit einem Sulfonylharnstoff beträgt die empfohlene Tagesdosis 50 mg Vildagliptin.
Da Vildagliptin kein Cytochrom-P450-Substrat ist und diese Enzyme weder hemmt noch induziert, ist das Wechselwirkungspotenzial mit anderen Arzneimitteln gering.
Häufige Nebenwirkungen von Vildagliptin in Kombination mit Metformin waren Tremor, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, bei Vildagliptin plus Sulfonylharnstoff waren es Tremor, Kopfschmerzen, Schwindel sowie Asthenie und bei Vildagliptin plus Thiazolidindion kam es häufig zum Anstieg des Körpergewichts und zu peripheren Ödemen.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Vildagliptin wurde in sieben Hauptstudien mit mehr als 4000 Typ-2-Diabetikern untersucht. Drei dieser Studien prüften die Wirkungen einer Monotherapie bei insgesamt fast 2200 Patienten, die zuvor nicht mit Antidiabetika behandelt worden waren, und verglichen diese mit Placebo, Metformin oder dem Thiazolidindion Rosiglitazon. Nach 24-wöchiger Einnahme des DPP-4-Hemmers sank der HbA1c-Wert um rund 1 Prozent gegenüber einem Ausgangswert um 8 Prozent, der Effekt war jedoch geringer als bei Metformin und Rosiglitazon.
Im Rahmen der anderen vier Studien wurden die Wirkungen von Vildagliptin in den Dosierungen 50 oder 100 mg täglich über 24 Wochen mit denjenigen von Placebo verglichen, wobei Vildagliptin oder Placebo zusätzlich zu Metformin, Pioglitazon, Glimepirid oder Insulin verabreicht wurde. Vildagliptin senkte den HbA1c-Wert wirksamer als Placebo. In Kombination mit Metformin oder Pioglitazon zeigte die 100 mg-Dosis mit der HbA1c-Senkung um bis zu 1 Prozent eine höhere Wirksamkeit als die 50 mg-Tagesdosis. In Kombination mit dem Sulfonylharnstoff Glimepirid reduzierten sowohl 50 mg als auch 100 mg Vildagliptin den HbA1c-Wert um rund 0,6 Prozent.
Vildagliptin wurde anfangs unter dem Namen Galvus® (Novartis Pharma) auf den Markt gebracht. Neben dem Mono-Präparat stehen fixe Kombinationen, zum Beispiel mit Metformin, zur Verfügung.
Jalra sollte stets in der Originalverpackung aufbewahrt werden, um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen.
Jalra ist verschreibungspflichtig.
Vildagliptin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/000771/WC500020328.pdf
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000771/WC500020327.pdfhttp://www.emea.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/galvus/emea-combined-h771de.pdf
Deutsche Diabetes Gesellschaft:
www.ddg.info
Aufgrund fehlender Daten darf Vildagliptin während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. In der Stillzeit sollte es ebenfalls nicht eingenommen werden.
Letzte Aktualisierung: 01.12.2015