Insulin degludec|Tresiba®|12|2014 |
Novo Nordisk
100 Einheiten/ml Injektionslösung im Fertigpen
200 Einheiten/ml Injektionslösung im Fertigpen
100 Einheiten/ml Injektionslösung in einer Patrone
Tresiba kann zur Behandlung des Diabetes mellitus ab einem Alter von einem Jahr zum Einsatz kommen.
Bei Typ-2-Diabetes kann das Tresiba allein oder in einer Kombination mit oralen Antidiabetika, GLP-1-Rezeptor-Agonisten und Bolusinsulin angewendet werden. Bei Typ-1-Diabetikern muss Tresiba mit kurz/schnell wirkendem Insulin kombiniert werden, um den mahlzeitenbezogenen Insulinbedarf zu decken.
Insulin degludec unterscheidet sich in seiner Primärstruktur nur minimal von Humaninsulin. Lediglich die letzte Aminosäure der B-Kette, Threonin, fehlt. Stattdessen wurde an das Insulinmolekül über einen Linker aus γ-Glutaminsäure eine C16-Fettsäure angehängt. Das Insulinanalogon zeichnet sich dadurch aus, dass es im Gegensatz zu NPH-Insulinen und anderen basalen Insulinanaloga wie Insulin glargin und Insulin detemir mit circa 25 Stunden eine wesentlich längere Halbwertszeit besitzt. Die Wirkdauer liegt über 42 Stunden hinaus im therapeutischen Dosierungsbereich. Diese Eigenschaft von Insulin degludec beruht darauf, dass das Insulin in der Injektionslösung in Form von Di-Hexameren vorliegt. Das in geringen Mengen enthaltene Phenol aus der Lösung verteilt sich nach der Injektion, sodass sich die Di-Hexamere über einzelne Seitenketten-Kontakte zu langen Multihexamer-Ketten im Unterhautfettgewebe zusammenlagern können. Aus diesem Depot werden langsam und gleichzeitig Insulin-Monomere freigesetzt und in den Blutkreislauf abgegeben, wenn sich das enthaltene Zink verteilt. Dieser Verzögerungsmechanismus ist die Grundlage für das flache und stabile Wirkprofil von Insulin degludec.
Insulin degludec wird einmal täglich subkutan appliziert. Die Dosis sollte der Arzt patientenindividuell festlegen. Vorzugsweise sollten die Patienten Insulin degludec immer zur gleichen Tageszeit spritzen. Das Injektionsintervall ist aber im Gegensatz zu anderen Basalinsulinen flexibler. Zwischen zwei Spritzen ist immer ein Mindestabstand von acht Stunden einzuhalten.
Folgende Arzneistoffe können den Insulinbedarf senken: orale Antidiabetika, GLP-1-Rezeptoragonisten, Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer), Betarezeptorenblocker, Angiotensin-Converting-Enzym (ACE)-Hemmer, Salicylate, anabole Steroide und Sulfonamide.
Folgende Arzneistoffe können den Insulinbedarf erhöhen: orale Kontrazeptiva, Thiazide, Glucocorticoide, Schilddrüsenhormone, Sympathomimetika, Wachstumshormon und Danazol.
Betarezeptorenblocker können die Symptome einer Hypoglykämie verschleiern.
Octreotid/Lanreotid kann den Insulinbedarf sowohl senken als auch erhöhen.
Alkohol kann die Blutzucker senkende Wirkung von Insulin verstärken oder verringern.
Die Nebenwirkungen sind mit denen anderer Insulinanaloga vergleichbar. Es wurden keine unerwarteten Nebenwirkungen berichtet. Am häufigsten waren Hypoglykämien und Reaktionen an der Injektionsstelle.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Insulin degludec wurde in drei Hauptstudien mit mehr als 1500 Typ-1-Diabetikern und in sechs Hauptstudien mit mehr als 4000 Typ-2-Diabetikern untersucht. Die Studien mit Typ-1-Diabetikern verglichen Insulin degludec mit Insulin glargin oder Insulin detemir. Zusätzlich spritzten sich diese Patienten zu den Mahlzeiten ein Bolusinsulin. In den Studien mit Typ-2-Diabetikern wurde Insulin degludec mit Insulin glargin und Insulin detemir verglichen. Die Patienten konnten nach Bedarf auch andere Antidiabetika oder schnell wirkende Insuline zu den Mahlzeiten erhalten.
Insulin degludec war bezüglich der Verbesserungen des HbA1c-Werts sowohl bei Typ-1-Diabetes als auch bei Typ-2-Diabetes den anderen Basalinsulinen nicht unterlegen. Über die Studien hinweg betrug die durchschnittliche Senkung des HbA1c-Wertes unter Insulin degludec 0,6 Prozent bei Typ-1-Diabetikern und 1,2 Prozent bei Typ-2-Diabetikern. In einer prospektiv geplanten Metaanalyse über sieben Studien mit Typ-1- und Typ-2-Diabetikern war Insulin degludec im Vergleich zu Insulin glargin hinsichtlich der Gesamtzahl von therapiebedingten bestätigten hypoglykämischen Episoden und hinsichtlich bestätigter nächtlicher Unterzuckerungs-Episoden überlegen. Während nächtliche hypoglykämische Episoden sowohl bei Typ-1- als auch bei Typ-2-Diabetikern seltener auftraten, zeigte sich ein Vorteil bei den Unterzuckerungen insgesamt nur bei Typ-2-Diabetikern, bei Typ-1-Diabetikern war die Gesamtzahl im Vergleich zu Insulin glargin dagegen leicht erhöht.
Tresiba muss bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) gelagert werden. Es darf nicht einfrieren. Patronen sollten im Umkarton, Fertigpens mit aufgesetzter Kappe aufbewahrt werden, um das Arzneimittel vor Licht zu schützen.
Nach dem ersten Öffnen sollte Tresiba nicht bei Temperaturen über 30 °C gelagert werden. Eine Lagerung der Fertipens im Kühlschrank ist weiterhin möglich. Dies gilt nicht für Patronen. Patronen sollten im Umkarton, Fertigpens mit aufgesetzter Kappe aufbewahrt werden, um das Arzneimittel vor Licht zu schützen.
Nach Anbruch ist Tresiba maximal acht Wochen verwendbar.
Tresiba ist verschreibungspflichtig.
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR)
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
Nutzenbewertung des IQWiG vom 30.07.2014
Nutzenbewertung des G-BA vom 15.09.2014 (aufgehoben)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 28.05.2015 (neues Anwendungsgebiet)
Nutzenbewertung des IQWiG vom 27.02.2019 (Diabetes mellitus Typ 2) (neue wissenschaftliche Erkenntnisse)
Es liegen keine klinischen Erfahrungen über die Anwendung von Insulin degludec bei Schwangeren vor. In Tierversuchen konnte kein Unterschied zwischen Insulin degludec und Humaninsulin festgestellt werden. Es liegen keine klinischen Erfahrungen über die Anwendung in der Stillzeit vor.
Letzte Aktualisierung: 30.08.2021