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ARZNEISTOFFE

Ertugliflozin|Steglujan®|12|2018

STOFFGRUPPE
12 Antidiabetika
WIRKSTOFF
Ertugliflozin
FERTIGARZNEIMITTEL
Steglujan®
HERSTELLER

MSD

MARKTEINFÜHRUNG (D)
05/2018
DARREICHUNGSFORM

5 mg/100 mg Filmtabletten

15 mg/100 mg Filmtabletten

ATC-CODE
A10BK04
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Steglujan ist eine Kombination aus Ertugliflozin und Sitagliptin. Steglujan wird zusammen mit Diät und Bewegung bei erwachsenen Typ-2-Diabetikern angewendet, deren Blutzuckerspiegel mit Metformin und/oder einem Sulfonylharnstoff in Kombination mit entweder Ertugliflozin oder Sitagliptin nicht zufriedenstellend eingestellt wurde. Da es in Deutschland bisher kein Ertugliflozin-Monopräparat gibt, muss die Kombination mit Sitagliptin erfolglos ausprobiert worden sein, um diese Anforderung zu erfüllen.

 

Steglujan darf außerdem bei Patienten zum Einsatz kommen, die bereits mit der Kombination aus Ertugliflozin und Sitagliptin in Form von einzelnen Tabletten behandelt werden. In Deutschland ist dies nur eine theoretische Variante. Die Einführung von Ertugliflozin als Monopräparat und von einer Fixkombination aus Ertugliflozin und Metformin soll jedoch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Wirkmechanismus

Ertugliflozin hemmt den Natrium-abhängigen Glucose-Co-Transporter 2 (Sodium Dependent Glucose Transporter 2, SGLT-2). Dieser ist der Haupttransporter, der für die Wiederaufnahme des Zuckers in den Nieren verantwortlich ist. 90 Prozent der renalen Glucose-Reabsorption laufen über ihn. Durch die Blockade von SGLT-2 lässt sich die Rückresorption des Zuckers reduzieren und somit dessen Ausscheidung mit dem Harn forcieren.

 

Typisch für diese Klasse von Antidiabetika ist, dass sie die Glucose-Last unabhängig von der Betazellfunktion und einer Insulinresistenz senken. Sie bewirken die Ausscheidung überschüssiger Glucose über den Urin, sodass der Blutzucker sinkt. Zudem haben sie günstige Effekte auf Körpergewicht und Blutdruck.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 5 mg Ertugliflozin/100 mg Sitagliptin einmal täglich. Sofern eine zusätzliche Blutzuckersenkung notwendig ist, kann die Dosis bei Patienten, welche die Anfangsdosis vertragen, auf 15 mg Ertugliflozin/100 mg Sitagliptin einmal täglich erhöht werden.

 

Wenn Ertugliflozin in Kombination mit Insulin oder einem Insulin-Sekretagogum angewendet wird, muss möglicherweise die Insulindosis oder die Dosis des Insulin-Sekretagogums verringert werden, um das Risiko einer Hypoglykämie zu reduzieren.

Da die Wirkung der SGLT-2-Hemmer von der Nierenfunktion des Patienten abhängt, ist sie geringer, wenn die Nierenleistung eingeschränkt ist. Die Überprüfung der Nierenfunktion wird deshalb vor Beginn der Behandlung und danach in regelmäßigen Abständen empfohlen.

 

Bei Patienten mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) unter 60 ml/min/ 1,73m2 wird Ertugliflozin nicht empfohlen. Bei einer eGFR anhaltend unter 45 ml/min/1,73 m² sollte der Arzt die Behandlung abbrechen. Dialysepflichtige oder Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz sollten Ertugliflozin gar nicht erhalten. Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung sollten Ärzte Ertugliflozin nicht verordnen, da hierzu Studien fehlen. Auch Schwangere und Stillende sollten es nicht erhalten.

 

Obwohl das Prinzip der SGLT-2-Hemmung auch bei Typ-1-Diabetes funktionieren müsste, rät der Hersteller davon ab, Ertugliflozin bei diesen Patienten einzusetzen.

Wichtige Wechselwirkungen

Aufgrund des Wirkmechanismus fördert Ertugliflozin die Flüssigkeitsausscheidung. Daher kann der Wirkstoff die Wirkung von Diuretika verstärken und so das Risiko für eine Dehydratation und eine Hypotonie erhöhen. Im Fall von Erkrankungen, die zu einem Flüssigkeitsverlust führen können, wird empfohlen, Patienten unter Ertugliflozin sorgfältig hinsichtlich ihres Volumenstatus und ihrer Elektrolytwerte zu überwachen. Eine vorübergehende Unterbrechung der Behandlung sollte in Betracht gezogen werden, wenn ein Flüssigkeitsverlust korrigiert werden muss.

Nebenwirkungen

Das Sicherheitsprofil von Ertugliflozin war mit dem anderer SGLT-2-Hemmer vergleichbar. Ein substanzeigenes Unterzuckerungsrisiko besteht nicht, in Kombination mit Insulin-Sekretagoga oder Insulin sind Hypoglykämien aber möglich. Genitale Pilzinfektionen traten bei Frauen sehr häufig auf, bei Männern häufig.

 

Eine erhöhte Anzahl von Amputationen der unteren Gliedmaßen, in erster Linie von Zehen, sind in klinischen Langzeitstudien mit einem anderen SGLT2-Inhibitor beobachtet worden. Ob es sich hierbei um einen Klasseneffekt handelt, ist nicht bekannt.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

In der Doppelblindstudie VERTIS SITA2 wurde Ertugliflozin im Vergleich zu Placebo bei 463 Patienten mit Typ-2-Diabetes untersucht, deren Blutzuckerspiegel mit Metformin (≥ 1500 mg/d) und Sitagliptin (100 mg/d) nicht ausreichend kontrolliert werden konnte. Zusätzlich zu diesen beiden Wirkstoffen erhielten die Studienteilnehmer randomisiert einmal täglich entweder 5 mg Ertugliflozin, 15 mg Ertugliflozin oder Placebo.

 

Die zusätzliche Gabe des SGLT-2-Hemmers führte nach 26 Wochen zu einer signifikanten Senkung des HbA1c-Wertes um 0,8 beziehungsweise 0,9 Prozent unter 5 beziehungsweise 15 mg Ertugliflozin im Vergleich zu 0,1 Prozent unter Placebo. Auch Effekte auf Körpergewicht und Blutdruck zeigten sich. So ging das Körpergewicht unter Ertugliflozin um 3 bis 3,3 kg im Vergleich zu 1,3 kg unter Placebo zurück. Der systolische Blutdruck wurde im Vergleich zu Placebo ebenfalls gesenkt (um 3,8 mmHg unter 5 mg Ertugliflozin; 4,8 mmHg unter 15 mg Ertugliflozin versus 0,9 mmHg unter Placebo).

 

In eine weitere Doppelblindstudie über 26 Wochen wurden mehr als 1200 Typ-2-Diabetiker aufgenommen, deren Blutzucker durch eine Metformin-Monotherapie (≥ 1500 mg/d) nicht ausreichend kontrolliert werden konnte. Die Probanden wurden randomisiert auf fünf Gruppen verteilt: Ertugliflozin 5 mg oder 15 mg, 100 mg Sitagliptin oder 100 mg Sitagliptin in Kombination mit Ertugliflozin 5 mg oder 15 mg, jeweils zur einmal täglichen Einnahme zusätzlich zur Fortsetzung einer Hintergrundtherapie mit Metformin. Während der HbA1c-Wert in den ersten drei Gruppen um etwa 1 Prozent sank, reduzierte er sich in den beiden Gruppen, die eine Kombination aus Sitagliptin und Ertugliflozin zusätzlich zu Metformin erhalten hatten, um 1,5 Prozent.

Hintergrundinfos

Seit 2021 steht Ertuglifluzin nicht nur als fixe Kombination mit Sitagliptin zur Verfügung, sondern unter dem Namen Steglatro® auch als Monotherapie. Dieses ist bei Patienten ab 18 Jahren mit Typ-2-Diabetes als Ergänzung zu Diät und Bewegung zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle zugelassen und kann sowohl als Monotherapie bei Patienten, die Metformin aufgrund von Kontraindikationen oder Unverträglichkeiten nicht einnehmen können, als auch zusätzlich zu anderen Antidiabetika eingesetzt werden.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Steglujan sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.

Steglujan ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Ertugliflozin

Ertugliflozin

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Ertugliflozin.wrl

Weitere Hinweise

Schwangere und Stillende sollten Ertugliflozin nicht erhalten.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 21.05.2022