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ARZNEISTOFFE

Canagliflozin|Invokana®|12|2014

STOFFGRUPPE
12 Antidiabetika
WIRKSTOFF
Canagliflozin
FERTIGARZNEIMITTEL
Invokana®
HERSTELLER

Janssen-Cilag

MARKTEINFÜHRUNG (D)
03/2014
DARREICHUNGSFORM

nicht mehr im Handel; siehe Hintergrundinfos

ATC-CODE
A10BK02
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Invokana ist indiziert zur Monotherapie von erwachsenen Typ-2-Diabetikern, bei denen Diät und Bewegung allein den Blutzucker nicht ausreichend kontrollieren und eine Metformin-Therapie aufgrund von Unverträglichkeiten oder Gegenanzeigen als ungeeignet erachtet wird. Invokana kann auch in einer Kombinationstherapie mit anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln, einschließlich Insulin, eingesetzt werden, wenn diese den Blutzucker zusammen mit Diät und Bewegung nicht ausreichend kontrollieren.

Wirkmechanismus

Normalerweise wird Glucose in den Nieren glomerulär filtriert und später im proximalen Tubulus aktiv resorbiert. SGLT-2 ist der Haupttransporter, der für die Wieder­auf­nah­me von Zucker an dieser Stelle ver­ant­wort­lich ist, ein Natrium-abhängiger Glucose-Co-Trans­por­ter (sodium dependent glucose transporter, SGLT). 90 Prozent der renalen Glucose-Reabsorption laufen über ihn. Durch die selektive Blockade von SGLT-2 lässt sich die Rückresorp­tion von Zucker reduzieren und somit die Ausscheidung überschüssiger Glucose mit dem Harn forcieren.

Anwendungsweise und -hinweise

Als Anfangsdosis wird Patienten zur Einnahme von einmal täglich 100 mg Canaglifozin geraten, vorzugsweise vor der ersten Mahlzeit des Tages. Bei Patienten mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von mindestens 60 ml/min/1,73 m2 und wenn die 100-mg-Dosierung vertragen wurde, kann die Tagesdosis auf 300 mg erhöht werden.

 

Ab einem Alter von 75 Jahren sowie bei Patienten mit bekannter Herz-Kreislauf-Erkrankung und bei solchen, bei denen die initiale Canagliflozin-induzierte Diurese ein Risiko darstellt, sollte die Dosiserhöhung nur mit Vorsicht erfolgen. Wird Canagliflozin mit Insulin oder insulinotropen Antidiabetika wie Sulfonylharnstoffen kombiniert, muss die Dosis dieser Medikamente eventuell reduziert werden, um das Hypoglykämie-Risiko zu verringern.

 

Grundsätzlich ist die Wirkung von SGLT-2-Blockern immer von der Nierenfunktion des Patienten abhängig. Damit ist auch die Wirksamkeit von Canagliflozin bei verminderter Nierenfunktion geringer. Bei einer eGFR von weniger als 60 ml/min/1,73 m2 wird von Canagliflozin abgeraten. Patienten, die Canagliflozin vertragen haben und deren eGFR im Verlauf der Therapie unter 60 ml/min/1,73 m2 fällt, sollten maximal 100 mg einmal täglich erhalten. Bei einer persistierenden eGFR unter 45 ml/min/1,73 m2 sollte das Präparat abgesetzt werden. 

Wichtige Wechselwirkungen

Bestimmte Enzyminduktoren, zum Beispiel Johanniskraut, Rifampicin, Barbiturate, Phenytoin, Carbamazepin, Ritonavir und Efavirenz können die Bioverfügbarkeit von Canagliflozin vermindern und damit dessen Wirksamkeit verringern. Eine Überwachung der glykämischen Kontrolle kann in diesem Fall sinnvoll sein, um das Ansprechen auf das Antidiabetikum bewerten zu können. Zudem kann auch Colestyramin möglicherweise die Canagliflozin-Exposition reduzieren. Deshalb wird in der Fachinformation von Invokana empfohlen, Canagliflozin mindestens eine Stunde vor oder vier bis sechs Stunden nach der Einnahme des Gallensäurebinders einzunehmen.

Nebenwirkungen

Die in Studien am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen von Canagliflozin waren Hypoglykämien bei Kombination mit Insulin oder einem Sulfonylharnstoff, vulvovaginale Kandidosen, Harnwegsinfektionen sowie Polyurie und Pollakisurie. Aufgrund des Wirkmechanismus von SGLT-2-Inhibitoren fällt ein Urin-Blutzuckertest bei Anwendern positiv aus.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Canagliflozin sollte nicht bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz oder bei dialysepflichtigen Patienten angewendet werden, weil eine Wirksamkeit nicht zu erwarten ist. In der Fachinformation wird dazu geraten, die Nierenfunktion sicherheitshalber regelmäßig zu kontrollieren.

 

Aufgrund des Wirkmechanismus steigert Canagliflozin die Diurese. Das kann zu Blutdruckabfall und Dehydratation führen. Bei Risikopatienten, zum Beispiel bei bekannter Herz-Kreislauf-Erkrankung, ist daher Vorsicht geboten, wenn der SGLT-2-Hemmer zum Einsatz kommen soll. In der Fachinformation wird zudem davon abgeraten, den Wirkstoff zu verordnen, wenn gleichzeitig ein Schleifen-Diuretikum eingenommen wird. Denn dadurch kann der diuretische Effekt noch verstärkt werden, und das Risiko für Dehydratation und Hypotonie steigt. Bei Patienten, die einen Volumenmangel entwickeln, kann der Arzt erwägen, Canagliflozin vorübergehend abzusetzen. In der Zwischenzeit sollte er aber eine häufigere Blutzuckerkontrolle in Betracht ziehen.

 

Canagliflozin wurde nicht bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung untersucht und wird zur Anwendung bei diesen Patienten nicht empfohlen. Canagliflozin wurde zudem nicht bei Typ-1-Diabetikern untersucht und wird deshalb zur Anwendung in dieser Indikation nicht empfohlen.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Canagliflozin wurde in mehreren Hauptstudien mit insgesamt etwa 10 000 Typ-2-Diabetikern untersucht. Eine dieser Studien verglich den SGLT-2-Inhibitor mit Placebo bei der Anwendung als Monotherapie bei knapp 600 Patienten, deren Blutzuckerspiegel mit Diät und Bewegung allein nicht ausreichend gut kontrolliert werden konnte. Nach 26 Wochen sank der HbA1c-Wert in der 100-mg-Gruppe um 0,77 Prozent, in der 300-mg-Gruppe um 1,03 Prozent, während er unter ­Placebo um 0,14 Prozent zunahm. Weitere Studien untersuchten die Add-on-Gabe von Canagliflozin. In Studien, die den SGLT-2-Hemmer als Kombina­tionstherapie zusammen mit einem oder zwei anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln untersuchten, betrug die Reduktion des HbA1c-Wertes nach 26 Wochen im Vergleich zu Placebo 0,77 bis 0,93 Prozent bei der 300-mg-Dosis (-0,94 versus -0,17 Prozent beziehungsweise -1,06 versus -0,13 Prozent) und 0,62 bis 0,72 Prozent bei der 100-mg-Dosis (-0,79 versus -0,17 Prozent beziehungsweise -0,85 versus -0,13 Prozent). Bei Anwendung als Kombinationstherapie zusammen mit Insulin senkte Canagliflozin bei einer Dosis von 300 mg den HbA1c-Spiegel nach 18 Wochen um 0,73 Prozent mehr als Placebo (-0,72 versus +0,01 Prozent), während die 100-mg-Dosis zu einer Reduktion von 0,64 Prozent mehr als Placebo führte (-0,63 versus +0,01 Prozent).

Hintergrundinfos

Nachdem der Gemeinsame Bundesausschuss Canagliflozin auch in Kombination mit Metformin keinen Zusatznutzen bestätigt hat, nahm Hersteller Janssen-Cilag nach dem Monopräparat Invokana® (September 2014) im Februar 2015 auch das Kombinationsmittel Vokanamet® vom Markt. 

Besonderheiten

Invokana unterliegt der Verschreibungspflicht.

Formeln

Canagliflozin

Canagliflozin

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Canagliflozin_2.wrl

Weitere Hinweise

Zur Anwendung von Canagliflozin bei Schwangeren liegen keine Daten vor. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Es ist nicht bekannt, ob Canagliflozin und/oder seine Metabolite in die Muttermilch übergehen.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 14.06.2016