Tianeptin|Tianeurax®|71|2012 |
Neuraxpharm
12,5 mg Filmtabletten
Tianeurax ist zugelassen zur Behandlung von Episoden einer Major Depression bei Erwachsenen.
Tianeptin ist ein trizyklisches Antidepressivum. Im Gegensatz zu anderen Antidepressiva verstärkt es jedoch die Wiederaufnahme von Serotonin in den Neuronen, ist also ein Serotonin-Reuptake-Enhancer (SRE). Dieser Effekt steht im Widerspruch zu konventionellen Depressionstheorien und wird durch neuere Untersuchungen auch infrage gestellt. Vielmehr scheint für die Wirkung der modulierende Einfluss von Tianeptin auf das glutamaterge System verantwortlich zu sein. Glutamat ist einer der Neurotransmitter, die eine Rolle bei der Genese der Depression und auch der Neuroneogenese spielen. In diesem Zusammenhang konnte im Tierversuch gezeigt werden, dass Tianeptin stressbedingte strukturelle und zelluläre Veränderungen im Gehirn verhindern oder sogar rückgängig machen kann und so den Hippocampus und den präfrontalen Cortex vor den nachteiligen Folgen des mit der Depression verbundenen Stresses schützt.
Die empfohlene Dosis von Tianeptin beträgt dreimal täglich 12,5 mg, eingenommen vor den Mahlzeiten. Bei älteren Patienten (über 70 Jahre) und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollte die Dosis auf zweimal täglich 12,5 mg reduziert werden. Das Apothekenpersonal kann den Hinweis geben, dass die Wirkung nach 7 bis 14 Tagen einsetzt. Bei einer Depression nach Alkoholentzug ist mit einem Wirkeintritt nach vier bis acht Wochen zu rechnen. Wie bei anderen psychotropen Arzneimitteln sollte kein abruptes Absetzen von Tianeptin erfolgen. Die Dosis sollte stattdessen über einen Zeitraum von einer bis zwei Wochen schrittweise reduziert werden. Wenn eine Allgemeinanästhesie notwendig ist, sollte der Narkosearzt über die Einnahme von Tianeurax informiert sein, und das Mittel sollte möglichst einen bis zwei Tage vor dem Eingriff abgesetzt werden.
Tianeptin darf nicht gleichzeitig mit MAO-Hemmern eingenommen werden, da dadurch das Risiko für Kreislaufkollaps, Bluthochdruck, Hyperthermie, Krämpfe und Tod verstärkt wird. Falls eine Behandlung mit einem MAO-Hemmer nötig ist, sollten Patienten Tianeptin mindestens 14 Tage zuvor absetzen. Bei mit SSRI oder SNRI vorbehandelten Patienten sollten diese Substanzen langsam reduziert und abgesetzt werden, bevor eine Behandlung mit Tianeptin begonnen wird, um Absetzphänomene gering zu halten.
Als besonderen Vorteil von Tianeptin führt der Hersteller die bessere Verträglichkeit an. Verglichen mit anderen Trizyklika kam es signifikant seltener zu autonomen und ZNS-Nebenwirkungen. Auch gastrointestinale Störungen, eine Zunahme von Gewicht und Herzfrequenz und ein Tremor wurden signifikant seltener unter der Einnahme von Tianeptin beobachtet.
Verglichen mit SSRI weist das neue Antidepressivum ein ähnliches Profil auf. Unter ihm traten seltener gastrointestinale Nebenwirkungen, Tremor und Palpitationen auf (allerdings nicht signifikant), dagegen trat Mundtrockenheit häufiger auf als unter Fluoxetin. Im Vergleich zu Paroxetin war Tianeurax signifikant besser verträglich. Insgesamt kommt es weniger häufig zu sexuellen Funktionsstörungen als unter SSRI.
Die gleichzeitige Anwendung von Tianeptin mit nichtselektiven MAO-Hemmern ist kontraindiziert.
Wenn von einer Behandlung mit MAO-Hemmern auf eine Tianeptin-Behandlung umgestellt wird, sollten diese mindestens zwei Wochen vorher abgesetzt werden. Für die Umstellung von Tianeptin auf einen MAO-Hemmer ist ein Absetzen von Tianeptin 24 Stunden vorher ausreichend.
Bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren darf Tianeurax nicht angewendet werden.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Wirksamkeit von Tianeptin wurde in zwei placebokontrollierten Studien überprüft. Primärer Studienendpunkt war eine Abnahme der Werte in der Montgomery-Åsberg Depressionsskala (MADRS). In beiden Studien war Tianeptin signifikant wirksamer als Placebo. Des Weiteren liegen Studien mit Tianeptin versus Amitriptylin (50 bis 100 mg/Tag), Clomipramin (100 bis 200 mg/Tag), Dothiepin (150 bis 225 mg/Tag), Imipramin (100 bis 200 mg/Tag), Maprotilin (75 mg/Tag) und Mianserin (30 bis 80 mg/Tag) vor. Hier erwies sich Tianeptin (25 bis 50 mg/Tag) hinsichtlich der antidepressiven und anxiolytischen Wirkung gegenüber den tri- und tetrazyklischen Antidepressiva als ebenbürtig.
In eine Metaanalyse wurden fünf Studien eingeschlossen, in denen die Wirksamkeit von Tianeptin mit derjenigen der SSRI Fluoxetin, Paroxetin und Sertralin verglichen wurde. Auch hier wurde die Wirksamkeit anhand des Einflusses auf die MADRS-Scores ermittelt. Auch bei der Gruppe der schwer depressiven Studienteilnehmer (Ausgangs-MADRS ≥ 28) war Tianeptin ebenso effektiv wie die Vergleichs-SSRI.
Tianeurax ist bei Temperaturen nicht über 30 °C zu lagern.
Tianeurax ist verschreibungspflichtig.
Tianeptin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Die Einnahme von Tianeurax während der Schwangerschaft und Stillzeit wird nicht empfohlen.
Letzte Aktualisierung: 30.06.2022