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ARZNEISTOFFE

Modafinil|Vigil®|71|1998

STOFFGRUPPE
71 Psychopharmaka
WIRKSTOFF
Modafinil
FERTIGARZNEIMITTEL
Vigil®
HERSTELLER

Teva

MARKTEINFÜHRUNG (D)
10/1998
DARREICHUNGSFORM

100 mg Tabletten

200 mg Tabletten

ATC-CODE
N06BA07
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Vigil ist für die Therapie der Narkolepsie zugelassen. Narkolepsie ist gekennzeichnet durch einen imperativen Schlafdrang sowie durch ausgeprägte Müdigkeit und häufiges Einschlafen am Tag.

Wirkmechanismus

Der exakte Wirkmechanismus, durch den Modafinil die Wachheit fördert, ist unbekannt. Es soll die zentralen serotonergen Bahnen beeinflussen und damit die Effekte von Noradrenalin an zentralen α-1-Rezeptoren verstärken. Folglich beeinträchtigen α-1-Rezeptorenblocker wie Prazosin die Wirksamkeit von Modafinil.

Modafinil ist kein Amphetamin.

Anwendungsweise und -hinweise

Die empfohlene Tagesdosis beträgt zu Beginn 200 mg Modafinil. Die Tages-Gesamtdosis kann entweder als Einzeldosis am Morgen oder auf zwei Dosen verteilt (eine morgens und eine mittags) eingenommen werden. Patienten, die auf die genannte Dosierung nur unzureichend Ansprechen, können Tagesdosierungen von bis zu 400 mg als Einzeldosis oder verteilt auf zwei Dosen erhalten. Die Tabletten sollten als Ganzes eingenommen werden.

 

Bei Patienten mit schwerer Einschränkung der Leberfunktion sollte die Dosis halbiert werden. Zu Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion liegen keine ausreichenden Informationen über Unbedenklichkeit und Wirksamkeit der Dosierung vor. Das gilt auch für die Behandlung von älteren Patienten. Vor dem Hintergrund einer potenziell geringeren Clearance und einer erhöhte systemischen Verfügbarkeit sollte bei Patienten über 65 Jahre die Therapie mit einer Dosierung von 100 mg täglich beginnen. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollte Modafinil nicht angewendet werden.

Wichtige Wechselwirkungen

Modafinil wird über CYP-Enzyme metabolisiert. Die gleichzeitige Gabe starker CYP-Induktoren wie Carbamazepin oder Phenobarbital könnte den Plasmaspiegel von Modafinil herabsetzen.

 

Modafinil könnte seinerseits CYP2C19 inhibieren. Bei gleichzeitiger Suppression von CYP2C9 kann die Phenytoin-Clearance herabgesetzt sein. Auch Substanzen, die hauptsächlich über CYP2C19 verstoffwechselt werden (zum Beispiel Diazepam, Propranolol und Omeprazol) könnten bei gleichzeitiger Modafinil-Gabe eine herabgesetzte Clearance haben und daher eine Dosisreduktion erfordern.

 

Die Induktion von CYP3A4/5 durch Modafinil kann außerdem die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva herabsetzen. Daher werden für Patienten unter Modafinil-Therapie alternative/begleitende empfängnisverhütende Methoden empfohlen. Deren Anwendung sollte über einen Zeitraum von zwei weiteren Monaten nach dem Absetzen von Modafinil fortgesetzt werden.

 

Eine Anzahl von trizyklischen Antidepressiva und selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern werden hauptsächlich über CYP2D6 metabolisiert. Bei Patienten mit einem Mangel an CYP2D6 (circa 10 % der kaukasischen Bevölkerung) kann der normalerweise untergeordnete Stoffwechselweg über CYP2C19 eine größere Bedeutung erlangen. Da Modafinil CYP2C19 hemmen kann, benötigen diese Patienten möglicherweise eine niedrigere Dosierung von Antidepressiva.

 

Modafinil hemmt möglicherweise auch CYP2C9. Dadurch kann bei gleichzeitiger Gabe die Warfarin-Clearance herabgesetzt sein. Daher sollte während der ersten beiden Einnahmemonate von Modafinil und nach einer Dosisanpassung die Prothrombinzeit regelmäßig überwacht werden.

 

In vitro wurde außerdem eine Induktion von CYP1A2, CYP2B6 und CYP3A4/5 beobachtet. Die Ergebnisse klinischer Interaktions-Studien weisen darauf hin, dass CYP3A4/5-Substrate davon am stärksten betroffen sein könnten. Diese Substrate sind insbesondere durch CYP3A4-Enzyme im Magen-Darm-Trakt einem signifikanten präsystemischen Abbau ausgesetzt. In einem Fallbericht wurde bei einem Patienten, der Ciclosporin erhielt und gleichzeitig eine Behandlung mit Modafinil begann, eine 50-prozentige Reduktion des Ciclosporinspiegels beobachtet.

Nebenwirkungen

Bei den Nebenwirkungen von Modafinil wurden Kopfschmerzen von rund jedem fünften Patienten genannt. Die Kopfschmerzen sind in der Regel leicht bis mittelschwer, dosisabhängig und verschwinden nach wenigen Tagen.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Patienten mit nicht kontrollierter mittelschwerer bis schwerer Hypertonie und bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen darf Modafinil nicht angewendet werden.

 

Darüber hinaus gilt es, eine Reihe besonderer Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. So wurden im Zusammenhang mit der Anwendung von Modafinil schwere Hautreaktionen, inklusive eines Stevens-Johnson-Syndrom, toxischer epidermaler Nekrolyse und dem Hypersensitivitätssyndrom DRESS (Drug Rash with Eosinophilia an Systemic Symptoms) sowie Überempfindlichkeits-Reaktionen mit Multiorganversagen berichtet. Zudem ist bei Patienten mit verschiedenen psychiatrischen Vorerkrankungen Vorsicht geboten.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Hintergrundinfos

Modafinil, Diphenylmethylsulfinylacetamid, ist ein Psychostimulans, das dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt war und nur auf BTM-Rezepten verordnet werden durfte. Seit 2008 ist der verschreibungspflichtige Wirkstoff nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft und wird somit auf normalem Rezept verordnet.

 

Bisher wurde Narkolepsie symptomatisch mit Amphetaminen wie Methylphenidat (Ritalin) als Psychostimulans und mit nicht sedierenden Antidepressiva behandelt.

Besonderheiten

Bei der Lagerung von Vigil sind keine besonderen Bedingungen einzuhalten.

Vigil ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Modafinil

Modafinil

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

modafinil.wrl

Weitere Hinweise

Modafinil sollte während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die eine Schwangerschaft nicht wirksam verhüten, nicht angewendet werden. Da Modafinil die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva herabsetzen kann, sind zusätzliche empfängnisverhütende Methoden erforderlich. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Auch während der Stillzeit sollte Modafinil nicht angewendet werden.

Letzte Aktualisierung: 12.03.2018