Dexamfetamin|Attentin®|71|2011 |
Medice Arzneimittel
5 mg Tabletten
10 mg Tabletten
20 mg Tabletten
Attentin ist zur Behandlung der therapierefraktären Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen von 6 bis 17 Jahren im Rahmen einer therapeutischen Gesamtstrategie zugelassen. Eine Verordnung ist nur bei den wenigen Kindern erlaubt, die auf eine ausreichend lange Behandlung mit Methylphenidat in maximaler und verträglicher Dosis nicht ansprechen. Zur Behandlung Erwachsener ist Attentin nicht zugelassen.
Dexamfetamin ist ein sympathomimetisches Amin mit einer zentral stimulierenden Wirkung. Das kann sich positiv auf Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit auswirken. Der Wirkmechanismus beruht wahrscheinlich größtenteils auf der Freisetzung von Catecholaminen in bestimmten Regionen des Gehirns. Auch eine Blockade der Wiederaufnahme von Neurotransmittern wird diskutiert. Dadurch bleibt die erhöhte Konzentration an Neurotransmittern im synaptischen Spalt länger bestehen.
Die Dosis von Dexamfetamin muss sorgfältig auftitriert werden. Die empfohlene Startdosis liegt bei täglich 5 bis 10 mg. Falls erforderlich, kann die Tagesdosis jeweils wöchentlich in Schritten von 5 mg erhöht werden. Die maximale Tagesdosis beträgt in der Regel 20 mg. In seltenen Fällen können bei älteren Kindern Dosen von 40 mg täglich für eine optimale Einstellung notwendig sein.
Der Einnahmezeitpunkt sollte entsprechend der Symptomausprägung im Tagesverlauf gewählt werden. Apotheker können dazu raten, die Tabletten immer in der gleichen Weise in Bezug auf die Mahlzeiten einzunehmen, vorzugsweise zu oder direkt nach dem Essen. Dexamfetamin wird schnell aus dem Gastrointestinaltrakt absorbiert. Die Einnahme von einer Attentin-Tablette führte bei gesunden Probanden nach durchschnittlich 1,5 Stunden zu maximalen Blutplasmaspiegeln. Die Halbwertszeit lag im Mittel bei 10 Stunden.
Da Dexamfetamin zu Abhängigkeit führen kann, muss der Arzt eine Langzeitanwendung vermeiden und behandlungsfreie Zeitabschnitte (vorzugsweise in den Schulferien) einplanen. In dieser Zeit sollte der Arzt das Verhalten der Patienten ohne medikamentöse Behandlung beurteilen und entscheiden, ob die Symptome weiterhin die medikamentöse Therapie rechtfertigen. Auf jeden Fall ist zu beachten, dass nach längerer Einnahme von Dexamfetamin eine ausschleichende Therapie nötig ist. Das abrupte Absetzen kann starke Müdigkeit und Depressionen verursachen.
Die gleichzeitige Anwendung von Dexamfetamin mit Betablockern kann zu einem schweren Blutdruckanstieg führen, da Dexamfetamin deren Wirkung hemmt. Andere Arzneistoffe können dagegen die Wirkung von Attentin abschwächen oder verstärken. Zur erstgenannten Gruppe zählen zum Beispiel Lithium, Reserpin und Ascorbinsäure. Beispiele für Wirkverstärker von Dexamfetamin sind Disulfiram, Natriumbicarbonat und einige Thiazide.
Unter der Therapie mit Dexamfetamin ist ein breites Spektrum von Nebenwirkungen möglich. Ärzte sollten vor Therapiestart eine sorgfältige Familienanamnese von plötzlichen Herzerkrankungen und unerwartetem Tod erheben und eine körperliche Untersuchung auf bestehende Herzerkrankungen durchführen. Unter der Therapie mit Dexamfetamin sollten laufend Blutdruck und Puls sowie das Körperwachstum kontrolliert werden. Dexamfetamin kann Blutdruck und Puls erhöhen sowie Wachstum und Appetit hemmen. Auch die Entwicklung neuer oder die Verschlechterung bereits bestehender psychiatrischer Störungen sollte der Arzt im Auge behalten.
Die Liste der Kontraindikationen ist lang. So ist Attentin unter anderem während der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Glaukom oder bei vorbestehenden Herz-Kreislauf- oder zerebrovaskulären Erkrankungen kontraindiziert. Auch Patienten, die mit nicht-selektiven, irreversiblen MAO-Hemmern behandelt werden, dürfen kein Dexamfetamin bekommen. Hier besteht die Gefahr einer hypertensiven Krise.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Eine 2009 im Fachmagazin »European Child & Adolescent Psychiatry« (doi: 10.1007/s00787-009-0054-3) publizierte Metaanalyse aus 23 Studien verglich die Wirkstärke von Amfetamin-Präparaten mit jener von Methylphenidat-Präparaten. Die Autoren kommen darin zu dem Schluss, dass die Amfetamin-Präparate moderat wirksamer sind als die Methylphenidat-Präparate. Sie führen das auf Unterschiede im Wirkmechanismus zurück.
Attentin ist bei Temperaturen nicht über 25 °C sowie vor Feuchtigkeit geschützt (Originalverpackung) zu lagern.
Attentin muss als Betäubungsmittel auf einem entsprechenden Rezept verordnet werden. Da Dexamfetamin ein hohes Abhängigkeitspotenzial besitzt und auch häufig missbraucht wurde/wird, sollte der Arzt Patienten hinsichtlich Zweckentfremdung, Missbrauch und Fehlgebrauch des Präparates überwachen.
Dexamfetamin
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Während der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Schwangerschaftsdrittel, ist Dexamfetamin kontraindiziert. Muss das Arzneimittel während der Stillzeit gegeben werden, ist Abstillen erforderlich.
Letzte Aktualisierung: 19.10.2022