Pharmazeutische Zeitung online
ARZNEISTOFFE

Damoctocog alfa pegol|Jivi®|16|2019

STOFFGRUPPE
16 Antihämorrhagika (Antifibrinolytika und andere Hämostatika)
WIRKSTOFF
Damoctocog alfa pegol
FERTIGARZNEIMITTEL
Jivi®
HERSTELLER

Bayer

MARKTEINFÜHRUNG (D)
01/2019
DARREICHUNGSFORM

250 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung

 

500 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung

 

1000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung

 

2000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung

 

3000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung

ATC-CODE
B02BD39
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Jivi ist zugelassen zur Prophylaxe und Behandlung von Blutungen bei vorbehandelten Patienten ab zwölf Jahren mit Hämophilie A.

Wirkmechanismus

Damoctocog alfa pegol ist ein rekombinanter Faktor VIII, dessen Abbau durch Pegylierung verzögert ist. Die Halbwertszeit ist verglichen mit nicht pegyliertem Faktor VIII um den Faktor 1,4 verlängert.

Anwendungsweise und -hinweise

Die Dosis zur Prophylaxe beträgt 45 bis 60 I.E. Damoctocog alfa pegol pro kg Körpergewicht (KG) als intravenöse Injektion alle fünf Tage. Alternativ ist auch die Gabe von 60 I.E./kg KG alle sieben Tage oder von 30 bis 40 I.E./kg KG zweimal wöchentlich möglich. Welches Dosisintervall optimal ist, hängt unter anderem davon ab, wie hoch die Blutungsneigung ist und ob der Patient körperlich aktiv ist. Bei der Bedarfsbehandlung errechnet der behandelnde Arzt die erforderliche Dosis nach einer in der Fachinformation angegebenen Formel.

 

Jivi darf nur bei vorbehandelten Patienten ab zwölf Jahren eingesetzt werden. Der Grund ist eine mögliche Immunreaktion auf das PEG, die bei jüngeren Menschen häufiger auftritt als bei älteren. So kam es in einer klinischen Studie mit pädiatrischen Patienten bei 10 von 44 Unter-Sechsjährigen (23 Prozent) zur Bildung neutralisierender Antikörper gegen PEG. Ab dem Alter von zwölf Jahren wurde in Studien eine solche Reaktion nur bei einem von 159 behandelten Patienten beobachtet. Die Immunreaktion auf das PEG kann auch mit einer akuten Überempfindlichkeitsreaktion einhergehen und erfolgt meistens in den ersten vier Expositionstagen. Auch die in dem Arzneimittel enthaltenen Spuren von Maus- und Hamsterproteinen können allergische Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Patienten sollten daher über mögliche Anzeichen einer solchen Reaktion wie Nesselsucht, Brustenge, pfeifende Atmung und Blutdruckabfall informiert sein und die Anwendung bei deren Auftreten sofort abbrechen.

 

Auch gegen den Faktor VIII selbst können sich neutralisierende Antikörper, sogenannte Inhibitoren, bilden. Diese Gefahr besteht bei jeder Faktor-VIII-Substitutionstherapie und scheint unter Jivi nicht höher zu sein als unter anderen Präparaten. In den Studien zur Immunogenität gab es bei 159 behandelten Patienten keine neuen oder bestätigten Fälle von Inhibitoren-Bildung.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen von Damoctocog alfa pegol waren Kopfschmerzen, Husten und Fieber.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Maus- oder Hamsterproteine ist Jivi kontraindiziert.

 

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Studien

Insgesamt wurden in klinischen Studien 232 Patienten mit Jivi behandelt. Alle drei zugelassenen Dosierungsschemata kamen zum Einsatz. Die mediane annualisierte Blutungsrate betrug unter der Prophylaxe 2,09 für alle Blutungen und 0,0 für spontane Blutungen. In der Gruppe von Patienten, die nicht prophylaktisch, sondern bei Bedarf behandelt wurden, betrug die Blutungsrate dagegen 23,4. Die Blutungen konnten in 90,6 Prozent der Fälle mit einer oder zwei Injektionen von Jivi kontrolliert werden.

Hintergrundinfos

Hämophilie A ist eine erbliche Störung der Blutgerinnung, von der nahezu ausschließlich Männer betroffen sind. Die Patienten neigen aufgrund eines Mangels an Faktor VIII zu spontanen Blutungen. Um das zu verhindern, werden sie üblicherweise als Substitutionstherapie mit Faktor VIII behandelt. Entsprechende Präparate müssen aufgrund der kurzen Halbwertszeit von Faktor VIII alle zwei bis drei Tage gegeben werden. Bei Damoctocog alfa pegol ist der Abbau durch Pegylierung verzögert. Die Halbwertszeit ist verglichen mit nicht pegyliertem Faktor VIII um den Faktor 1,4 verlängert. Auch eine Behandlung bei Bedarf ist möglich, jedoch kommt es dann in der Regel zu mehr Blutungsepisoden.

Besonderheiten

Jivi ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C und im Umkarton zu lagern. Während der Dauer der Haltbarkeit kann es einmalig für höchstens sechs Monate bei maximal 25 °C aufbewahrt werden. Das Enddatum dieser Zeitspanne muss dann auf dem Umkarton vermerkt und das Arzneimittel nach Ablauf dieser Frist verwendet oder entsorgt werden. Die rekonstituierte Lösung ist bei Raumtemperatur bis zu drei Stunden stabil, sollte aber aus mikrobiologischer Sicht sofort verwendet werden.

Jivi ist verschreibungspflichtig.

Weitere Hinweise

Hämophilie A tritt bei Frauen nur selten auf. Daher liegen keine Erfahrungen zur Anwendung von Faktor VIII während der Schwangerschaft und Stillzeit vor. Faktor VIII sollte deshalb während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach eindeutiger Indikationsstellung angewendet werden.

Packshot

Letzte Aktualisierung: 13.02.2019