Simoctocog alfa|Nuwiq®|16|2014 |
Octapharma
250 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
500 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
1000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
2000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
2500 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
3000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
4000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
Nuwiq ist zugelassen zur Behandlung und Prophylaxe von Blutungen bei Patienten aller Altersgruppen mit Hämophilie A (angeborener Faktor-VIII-Mangel).
Simoctocog alfa wird in genetisch veränderten, menschlichen, embryonalen Nierenzellen hergestellt. Das gereinigte Protein besteht aus 1440 Aminosäuren, deren Sequenz vergleichbar ist mit der 90- und 80-kDa-Form des humanen Blutgerinnungsfaktors VIII. Die B-Domäne, die für die Blutgerinnung keine physiologische Funktion hat, fehlt.
In der Gerinnungskaskade wirkt aktivierter Faktor VIII als Kofaktor für aktivierten Faktor IX und beschleunigt die Umwandlung von Faktor X in aktivierten Faktor X. Dieser wandelt Prothrombin in Thrombin um, das wiederum Fibrinogen in Fibrin umwandelt. Aus dem nicht wasserlöslichen Fibrin entsteht letztlich ein Blutgerinnsel.
Zur Blutungsprophylaxe wird Simoctocog alfa alle zwei bis drei Tage gespritzt. Die Dosierung richtet sich nach der Schwere der Hämophilie und nach dem Körpergewicht. Bei Kindern können kürzere Intervalle und höhere Dosen notwendig sein als bei Erwachsenen. Für Kinder unter zwei Jahren liegen noch keine Daten vor; dennoch kann das Präparat laut Fachinformation bei allen Altersgruppen angewendet werden.
Wird Simoctocog alfa nicht prophylaktisch angewendet, sondern zur Behandlung einer Blutung oder bei Operationen, richtet sich die Dosis nach dem Ort und dem Ausmaß der Blutung beziehungsweise nach der Größe des chirurgischen Eingriffs. Da die Faktor-VIII-Aktivität und die Halbwertszeit von Patient zu Patient unterschiedlich ausfallen können, muss vor allem bei größeren Operationen die Wirksamkeit mittels Gerinnungsanalyse genau kontrolliert werden.
Nach Dosisfindung und Einweisung in die Injektionstechnik im Hämophilie-Zentrum können die Patienten beziehungsweise ihre Eltern die Behandlung mit Simoctocog alfa selbst übernehmen. Dazu müssen sie die Injektionslösung zunächst rekonstituieren. Dies darf nur mittels des mitgelieferten Infusionssets geschehen, da andernfalls die Gefahr besteht, dass die Oberfläche des Infusionssets den Wirkstoff adsorbiert. Um Inkompatibilitäten zu vermeiden, darf Simoctocog alfa nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Der Patient injiziert die erforderliche Dosis mit einer Geschwindigkeit von maximal 4 ml pro Minute langsam intravenös. Nicht verwendetes Arzneimittel ist zu verwerfen.
Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen mit Simoctocog durchgeführt.
In den Zulassungsstudien mit 135 Patienten traten folgende Nebenwirkungen je einmal und damit gelegentlich auf: Kopfschmerzen, Schwindel, Mundtrockenheit, Rückenschmerzen, Entzündung und Schmerzen an der Injektionsstelle, Bildung von nicht neutralisierenden Antikörpern gegen Simoctocog alfa.
Wie alle Faktor-VIII-Präparate kann auch Simoctocog alfa seine Wirksamkeit dadurch einbüßen, dass der Patient neutralisierende Antikörper dagegen bildet, sogenannte Hemmkörper. Das Risiko für diese schwerwiegende Komplikation ist bei den ersten 20 Injektionen am größten. In klinischen Studien entwickelte keiner der 135 Teilnehmer Hemmkörper gegen Simoctocog alfa. Bei den untersuchten Patienten handelte es sich um Erwachsene und Kinder mit schwerer Hämophilie A, die zuvor bereits andere Faktor-VIII-Präparate erhalten hatten. Ein erwachsener Patient entwickelte einen Antikörper gegen den Wirkstoff, der jedoch nicht neutralisierend und dessen Titer sehr niedrig waren.
Als Fremdeiweiß kann Simoctocog alfa Überempfindlichkeits- oder allergische Reaktionen bis hin zur Anaphylaxie auslösen. Die Patienten beziehungsweise ihre Eltern sind zu instruieren, wie sie bei Frühsymptomen wie Nesselausschlag, Engegefühl in der Brust oder Hypotonie zu verfahren haben: das Arzneimittel sofort absetzen und den Arzt kontaktieren.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Patienten mit Hämophilie A bilden keinen oder zu wenig Faktor VIII. Da die Krankheit X-chromosomal rezessiv vererbt wird, sind nahezu ausschließlich Männer betroffen. Sie leiden unter starken Blutungen in Gelenken, Muskeln oder inneren Organen, die spontan oder infolge von Unfällen auftreten können. Um diese zu verhindern, besteht die Standardtherapie der Hämophilie A aus dem Ersatz des Faktors VIII. Sie beginnt in der Regel, sobald das Kleinkind anfängt zu krabbeln, da dann die Unfallgefahr steigt, und muss lebenslang fortgesetzt werden.
Nuwiq ist bei 2-8 °C (Kühlschrank) und unter Lichtschutz (Umkarton) zu lagern. Es darf nicht einfrieren.
Nuwiq ist nach Rekonstitution in Lösung bei Raumtemperatur über 24 Stunden physikalisch und chemisch stabil, sollte aber nach Möglichkeit unmittelbar nach der Zubereitung verbraucht werden, um eine mikrobiologische Kontamination zu vermeiden.
Nuwiq ist verschreibungspflichtig.
Da es keine Daten zur Anwendung von Simoctocog alfa bei Schwangeren oder Stillenden gibt, soll das Präparat in diesen Fällen nur angewendet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Allerdings wird diese Situation vermutlich fast nie eintreten, da Frauen nur äußerst selten an Hämophilie A leiden.
Letzte Aktualisierung: 29.09.2021