Selbstmedikation bei Migräne |
Carolin Lang |
06.10.2022 11:00 Uhr |
Für die Wahl eines geeigneten Triptans ist die individuelle Migränecharakteristik maßgeblich. Bei eher starken Attacken mit dem Wunsch nach schneller Wirkung sind Almotriptan oder Sumatriptan vorteilhaft. Naratriptan hingegen eignet sich eher für längere Attacken, die vielleicht nicht ganz so stark sind, und bei Wiederkehrkopfschmerz – also wenn der Kopfschmerz bei länger andauernden Attacken nach Ende der erfolgreichen Wirkung eines Migränemedikaments wieder auftritt. Bei wiederkehrenden Kopfschmerzen kann bei wirksamer Erstdosis frühestens zwei Stunden danach eine zweite Dosis desselben Triptans eingenommen werden, bei Naratriptan müssen mindestens vier Stunden Abstand zur Erstdosis eingehalten werden.
Triptan | Wirkungseintritt (p.o.) | Halbwertszeit |
---|---|---|
Sumatriptan | 45 bis 60 Minuten | 2 Stunden |
Almotriptan | 45 bis 60 Minuten | 3,5 Stunden |
Naratriptan | 4 Stunden | 6 Stunden |
Unter anderem bei schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Triptane wegen ihrer vasokonstriktorischen Wirkung kontraindiziert. Da Sumatriptan und Almotriptan über das MAO-System metabolisiert werden, lassen MAO-Hemmer ihre Plasmaspiegel steigen; sie sollten nicht kombiniert werden. Werden Triptane mit Wirkstoffen kombiniert, die die Serotonin-Konzentration erhöhen, steigt die Gefahr eines Serotonin-Syndroms.
Als nicht verschreibungspflichtige Optionen zur Migräneprophylaxe führt die S1-Leitlinie ASS (100–300mg), Magnesium (2×300mg), Magnesium (2×300mg) in Kombination mit Vitamin B2 (2×200mg) und Coenzym Q10 (2×75mg) an, doch ist die wissenschaftliche Evidenz hier nur gering. Nicht medikamentöse Maßnahmen wie regelmäßiger aerober Ausdauersport, Entspannungsverfahren, kognitive Verhaltenstherapie oder Biofeedbacktherapie sind laut Leitlinie empfehlenswert.
Damit Pharmaziepraktikanten das Thema Migräne angepasst an die Produkte ihrer PJ-Apotheke noch einmal aufarbeiten können, steht im Serviceteil der PZ-Ausgabe Nummer 40 ein interaktives Arbeitsblatt zur Verfügung. Es kann auch als Anlass genutzt werden, das Thema mit den Kolleginnen und Kollegen in der Apotheke durchzusprechen. Gerne können Sie auch das PDF zum Download nutzen. Bisherige Themen der Serie waren: Schlafstörungen, Sodbrennen, Hämorrhoidalleiden, Lippenherpes, Obstipation, Heuschnupfen, Fußpilz, Nagelpilz, Sonnenschutz, Vaginalmykosen, Durchfall, Selbstmedikation im Alter, Husten, Blasenentzündung, Kopfläuse, Rauchentwöhnung und pharmazeutische Reiseberatung. Eine Übersicht ist auf der entsprechenden Themenseite zu finden.