Migräne |
Rund jeder zehnte Deutsche leidet unter Migräne. Der anfallsartige Kopfschmerz trifft dreimal so viele Frauen wie Männer. Die weiteren Symptome sind individuell sehr verschieden. Meist berichten Betroffene von Übelkeit, Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen. In der Pharmakotherapie schwerer Migräneattacken sind Triptane nicht mehr wegzudenken. Zuweilen ist auch eine stationäre Aufnahme in eine Schmerzklinik zu erwägen.
Bei Migräne handelt es sich um eine primäre Kopfschmerzerkrankung, das heißt, sie tritt nicht als Folge einer anderen Erkrankung auf, etwa eines Bluthochdruck. Die Ursachen der Migräne sind nicht vollständig geklärt. Man geht von einer genetischen Disposition aus; bei entsprechend veranlagten Personen können bestimmte auslösende Faktoren zu einem Migräne-Anfall führen.
Eine akute Migräne-Attacke durchläuft meist bestimmte Phasen. Sie beginnt häufig mit einer Vorboten- oder Prodromalphase. Auf diese kann eine Auraphase folgen; beide können sich überlappen. Wichtig ist: Prodromal- und Auraphae sind nicht identisch. Danach folgt der typische Migränekopfschmerz: ein pochender bis pulsierender, halbseitiger Kopfschmerz hoher Intensität, der charakteristisch unter – selbst leichter – körperlicher Anstrengung zunimmt. Oft kommt es außerdem zu einer starken Empfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und/oder Gerüchen sowie zu Übelkeit und Erbrechen. Nach dem Abklingen des Kopfschmerzes kann sich eine Rückbildungsphase anschließen. Nach einem Migräne-Anfall fühlen sich viele Betroffene müde und erschöpft.
Kommt es an mindestens 15 Tagen im Monat zu Kopfschmerz – darunter mindestens 8, die die Kriterien einer Migräne-Attacke erfüllen – spricht man von einer chronischen Migräne, bei bis zu 14 Kopfschmerztagen von einer episodischen Migräne.
Nicht alle Betroffenen durchlaufen alle Phasen. So unterscheidet man Migräne mit und ohne Aura, aber auch Migräne mit Aura ohne Kopfschmerz („Augenmigräne“).
Bei manchen Patienten kündigte sich eine Migräne-Attacke mit Frühsymptomen (Prodromi) an. Hierzu gehören etwa Müdigkeit, Lärmempfindlichkeit, Heißhunger und/oder Verstopfung. Prodromi können wenige Stunden, aber auch bereits ein bis zwei Tage vor der eigentlichen Migräne-Attacke auftreten.
Aurasymptome treten zumeist vor dem Migränekopfschmerz auf. Zu ihnen gehören unter anderem
Charakteristisch ist, dass die Symptome langsam beginnen und wieder verschwinden und dass sie „wandern“. So kann etwa ein Skotom in der Mitte des Bildes beginnen und sich dann langsam an dessen Rand bewegen, um schließlich gänzlich abzuklingen.
Eine Aura kann allein auftreten, ohne anschließenden Migräne-Kopfschmerz. Und umgekehrt: Zu Migränekopfschmerz kann es auch ohne vorangehende Aurasymptome kommen (Migräne ohne Aura). Die Aura ist nicht identisch mit der Prodromalphase, es kann aber zu Überlappungen kommen.
Migräne-Trigger sind Faktoren, die bei entsprechend veranlagten Personen einen Migräne-Anfall auslösen können. Dazu gehören:
Circa 20 % der Frauen und 8 % der Männer sind von Migräne betroffen (Punktprävalenz). Die 1-Jahres-Prävalenz beträgt 10 bis 15 % mit einem Häufigkeitsgipfel bei den 20- bis 50-Jährigen. Frauen erkranken dreimal häufiger als Männer. Auch Kinder können an Migräne erkranken. Bei ihnen beträgt die Punkt-Prävalenz zwischen 3 und 7 %. Bis zur Pubertät sind Jungen und Mädchen gleich häufig betroffen. (Leitlinie Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), Stand 01/2018, online verfügbar unter https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-057l_S1_Migraene-Therapie_2019-10.pdf)
Zur Linderung eines akuten Migräne-Kopfschmerzes können klassische Analgetika angewendet werden. Laut Therapieleitlinie sind dies:
Bei starker Übelkeit und/oder Erbrechen sollte außerdem ein Prokinetikum (Metoclopramid oder Domperidon) eingenommen werden.
Für mittelschwere bis schwere Migräne-Attacken und bei fehlendem Ansprechen auf Analgetika können Triptane eingesetzt werden. Laut Leitlinie sind dies:
Für die Migräne-Prophylaxe stehen medikamentöse mit nicht-medikamentösen Prophylaxe-Möglichkeiten zur Verfügung. Eine medikamentöse Prophylaxe sollte stets mit nicht-medikamentösen Verfahren kombiniert werden.
Zur Prophylaxe von Migräne-Attacken bei episodischer oder chronischer Migräne sind Antagonisten des Calcitonin Gene-related Peptide (CGRP) zugelassen. Es handelt sich dabei um monoklonale Antikörper, die entweder das Peptid selbst hemmen (Fremanezumab und Galcanezumab) oder an den CGRP-Rezeptor binden (Erenumab).
Darüber hinaus werden auch Arzneistoffe, die ursprünglich für andere Anwendungsbereiche entwickelt wurden, in der Migräne-Prophylaxe eingesetzt. Dazu gehören unter anderem die Betarezeptoren-Blocker Propranolol und Metoprolol, der Calciumkanal-Blocker Flunarizin, die Antikonvulsiva Valproinsäure und Topiramat, das tricyclische Antidepressivum Amitriptylin sowie Onabotulinumtoxin A.
Als nicht-medikamentöse Maßnahmen empfiehlt die Therapie-Leitlinie unter anderem regelmäßigen aeroben Ausdauersport, verhaltenstherapeutische Maßnahmen wie Entspannungsverfahren oder Biofeedback sowie psychologische Schmerztherapien wie Strategien zur Schmerzbewältigung oder zum Stressmanagement.
Association of Migraine Disorders
American Migraine Foundation
americanmigrainefoundation.org
Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft (DMKG)
www.dmkg.de
Gesundheitsinformation.de: Migräne
www.gesundheitsinformation.de/migraene.2228.de.html
NDR Ratgeber: Migräne erkennen und behandeln.
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Migraene-erkennen-und-behandeln,migraene114.html
Migräne: Westdeutsche Kopfschmerzzentrum Essen
www.uk-essen.de/wkz/patienteninfos/erkrankungen/migraene/
MigräneLiga e.V. Deutschland
The Migraine Trust
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