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Insomnien

Endlich wieder durchschlafen

Sedierende Antipsychotika und Antidepressiva

Bei älteren Menschen mit chronischen Schlafstörungen können Antipsychotika eine Option sein. Eine Zulassung für die Behandlung von Schlafstörungen gibt es für Melperon, Pipamperon und Promethazin (Tabelle 4). Einige Antipsychotika werden zur Sedierung und Schlafunterstützung bei Patienten mit psychiatrischer Komorbidität eingesetzt, haben aber keine Zulassung bei isolierten Schlafstörungen. Dazu gehören zum Beispiel Quetiapin, Olanzapin und Prothipendyl.

Wirkstoff empfohlene Dosierung laut Leitlinie (mg) HWZ (h) Anwendungsgebiete
Melperon 25 bis 100 4 bis 8 Schlafstörungen, Verwirrtheitszustände, Dämpfung von psychomotorischer Unruhe und Erregungszuständen, insbesondere bei:
• Patienten der Geriatrie und Psychiatrie,
• Psychosen, Oligophrenie, organisch bedingter Demenz, Psychoneurosen,
• Alkohol-Krankheit
Pipamperon 40 bis 120 17 bis 22 Schlafstörungen, insbesondere bei geriatrischen Patienten, psychomotorische Erregungszustände
Promethazin siehe Tabelle 2
Tabelle 4: Antipsychotika gegen Schlafstörungen (9)

Weitere Möglichkeiten sind sedierende Antidepressiva, die sich insbesondere bei Patienten mit komorbider Depression eignen. Die Dosierung wird beim Off-Label-Einsatz üblicherweise niedriger gewählt als gegen Depressionen, laut S3-Leitlinie 25 bis 100 mg Amitriptylin, 25 bis 100 mg Trazodon, 5 bis 100 mg Trimipramin, 3,75 bis 7,5 mg Mirtazapin und bei Doxepin 3 bis 100 mg.

Grundsätzlich haben Antidepressiva einige Vorteile: kein Abhängigkeitspotenzial, kaum Toleranzentwicklung und keine Rebound-Insomnie (Tabelle 3). Problematisch sind die anticholinergen Eigenschaften, wodurch sich unter anderem die QT-Zeit im EKG verlängern kann. Zudem können die Substanzen die REM-Schlafphasen unterdrücken und die kognitive Regeneration beeinträchtigen (18).

Die FORTA-Liste (Fit fOR The Aged) stuft Mirtazapin und Doxepin, aber auch die Antipsychotika Pipamperon und Melperon bei Insomnie und Schlafstörungen in die Gruppe C »ungünstige Nutzen-Risiko-Relation bei älteren Patienten« ein, konstatiert aber immerhin für Mirtazapin, dass die Substanz bereits in niedriger Dosierung gut schlafanstoßend wirke und zudem appetitsteigernd und antidepressiv wirksam sei. Diese Effekte können bei einigen geriatrischen Patienten günstig sein (19).

Da die Arzneistoffe eher langsam anfluten, kann das Apothekenteam den Patienten raten, die Medikation bereits zwei Stunden vor dem Zubettgehen einzunehmen, um den Hangover-Effekt zu reduzieren Die Wirkung tritt meist nach einer bis zwei Wochen ein. Die Substanzen sind beim Absetzen auszuschleichen.

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