Coronavirus |
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Gesellschaft verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 weltweit und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Zur Wirksamkeit von Quarantänemaßnahmen und dem Tragen von Masken wächst das Wissen ebenfalls stetig.
Es handelt sich um ein RNA-Virus aus der Familie der Coronaviren, das Anfang 2020 als Auslöser der Erkrankung »Covid-19« identifiziert wurde. Das Akronym »SARS-CoV-2« steht für Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom und COronaVirus-2.
Weitere bekannte Vertreter aus dieser Familie sind HCoV-NL63, -229E, -OC43 und -HKU1 sowie SARS- und MERS-CoV. Die ersten vier Vertreter sind weltweit endemisch und häufig Verursacher von leichten respiratorischen Infektionen. Die beiden zoonotischen Viren SARS- und MERS-CoV können dagegen schwere Lungenentzündungen hervorrufen. Der neue Erreger SARS-CoV-2 ist, wie der Name schon sagt, eng mit SARS-CoV verwandt. Bei SARS-CoV kam es in den Jahren 2002/2003 zu einer Pandemie mit mehr als 8.000 Personen in rund 30 Ländern auf sechs Kontinenten. Seit 2004 wurde SARS-CoV-1 aber nicht mehr im Menschen nachgewiesen. Beim seit 2012 bekannten Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) waren bisher alle Fälle direkt oder über einen anderen Patienten mit der arabischen Halbinsel oder benachbarten Ländern assoziiert.
SARS-CoV-2 ist aus vier Strukturproteinsorten aufgebaut: S (Spike), M (Membrane), E (Envelope) und N (Nucleocapsid). Das Nucleocapsid-Protein umgibt das einsträngige RNA-Genom des Erregers. Die Hülle des Virus ist eine Lipiddoppelschicht, in die verschiedene Strukturproteine eingefügt sind. Neben dem Spike-Protein sind das auch ein Membran- und ein Envelope-Protein.
Stoffliche Eigenschaften: Das macht SARS-CoV-2 aus, 03.06.2020
Die Viren infizieren menschliche Zellen über ihr S-Protein, das an ACE-2 bindet. Dies ist ein Transmembranrezeptor, der in hoher Dichte unter anderem im Atemwegstrakt, im Darm, in Gefäßzellen, in der Niere und im Herzmuskel vorkommt. Nach der Rezeptorbindung gelangt das Virus, unterstützt durch eine säureabhängige proteolytische Spaltung des S-Proteins durch TMPRRS2, Cathepsin oder eine andere Protease, durch Fusion der viralen und zellulären Membranen ins Zytoplasma.
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Nach derzeitigem Kenntnisstand erfolgt die Übertragung in der Allgemeinbevölkerung hauptsächlich durch die respiratorische Aufnahme virushaltiger Tröpfchen oder Aerosole. Diese entstehen zum Beispiel beim Atmen, Sprechen, Husten oder Niesen. Auch eine Schmierinfektion ist, besonders in direkter Umgebung zu einem Infizierten, nicht auszuschließen. Vermehrungsfähige SARS-CoV-2-Viren können unter Laborbedingungen auf Flächen einige Zeit infektiös bleiben.
Zu den wichtigsten Maßnahmen in der Bevölkerung zählen laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) Kontakte zu reduzieren, die AHA+L-Regeln zu beachten – also Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag Masken tragen und lüften – und bei akuten Atemwegssymptomen zu Hause zu bleiben.
Hygiene: Welche Maßnahmen schützen vor Covid-19?, 21.01.2021
Laut RKI ist sowohl ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz (MNS), auch OP-Maske genannt, als auch eine FFP-2-Maske geeignet, um Übertragungen von SARS-CoV-2 im Alltag zu reduzieren. Der aus dem Operationssaal bekannte MNS dient primär dem Fremdschutz und soll vor allem die Verbreitung von Tröpfchen in die Umgebung durch den Träger verhindern. FFP2-Masken haben eine höhere Filtrationswirkung und sollen, sofern sie korrekt sitzen, neben dem Fremdschutz auch dem Selbstschutz dienen.
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Stiftung Warentest: OP-Masken sind für Kinder besser als FFP2, 16.12.2021
SARS-CoV-2 gehört zu den behüllten Viren. Zur Händedesinfektion eignen sich solche Produkte, die als »begrenzt viruzid« (wirksam gegen behüllte Viren), »begrenzt viruzid PLUS« (wirksam gegen behüllte Viren sowie zusätzlich gegen Adeno-, Noro- und Rotaviren) und »viruzid« (wirksam gegen behüllte und unbehüllte Viren) deklariert sind.
Infektionen: Welche Desinfektionsmittel schützen vor Coronaviren und Grippe? 31.01.2020
Liste der vom RKI geprüften Desinfektionsmittel
Antigenschnelltests, die eine akute Infektion mit SARS-CoV-2 nachweisen, unterschieden sich in ihrer Qualität deutlich. Das zeigt eine Analyse von 122 Tests, die das Paul-Ehrlich-Institut Ende 2021 vorgenommen hat. Die große Mehrheit ist aber zuverlässig. Die Ergebnisse sind im Journal »Eurosurveillance« in Tabellen übersichtlich dargestellt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte führt außerdem eine Liste von Antigenschnelltests, die nach Herstellerangaben die von PEI und RKI festgelegten Mindestkriterien erfüllen und die nach Coronavirus-Testverordnung erstattungsfähig sind.
Corona-Antigenschnelltests: Große Unterschiede bei der Sensitivität, 8.11.2021
PEI-Chef: Großteil der Schnelltests erkennt auch Omikron, 11.01.2022
Bei jedem Replikationsprozess, also wenn das RNA-Genom kopiert wird, können Fehler (Mutationen) entstehen. Wirken diese sich günstig auf die Verbreitung des Virus aus, werden sie selektiert. Das heißt, die Mutante kann sich dann gegen andere Formen des Virus durchsetzen. Von Varianten spricht man, wenn ein Set von bestimmten Mutationen über mehrere Replikationszyklen hinweg erhalten bleibt.
Chronische Infektion: Wie SARS-CoV-2 mutiert – und weiter mutieren könnte, 12.02.2021
Virusevolution: Wie sich SARS-CoV-2 weiterentwickeln könnte, 28.12.2021
Besorgniserregende Virusvarianten (Variants of Concern, VOC) sind Varianten von SARS-CoV-2, die sich hinsichtlich der Übertragbarkeit oder der Virulenz oder der Immunantwort von genesenen oder geimpften Personen relevant von den herkömmlichen Virusvarianten unterscheiden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet derzeit folgende VOC: Alpha (B.1.1.7), Beta (B.1.351), Gamma (P.1), Delta (B.1.617.2) und Omikron (B.1.1.529) (Stand: 1.2.2022). Daten zum Vorkommen besorgniserregender Varianten in Deutschland stellt das RKI jeden Donnerstag im ausführlichen Wochenbericht zu Covid-19 zur Verfügung.
Coronavirus: Faktencheck zur Omikron-Variante, 18.01.2022
Das Akronym »Covid-19« steht für COronaVIrus Disease-2019 und bezeichnet somit die durch SARS-CoV-2 ausgelöste Krankheit.
Covid-19 ist eine extrem heterogene Erkrankung, was das Spektrum der Schweregrade anbelangt, es können symptomlose Infektionen bis hin zu schweren Pneumonien mit Lungenversagen und Tod auftreten. Die Krankheit kann sich nicht nur in der Lunge, sondern auch in anderen Organen wie Niere, Herz, Leber, Gastro-Intestinal-Trakt oder Gehirn manifestieren.
Covid-19: Der ganze Körper ist betroffen, 10.05.2020
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Zu den im deutschen Meldesystem am häufigsten erfassten Symptomen (Stand 23.11.2021) zählen laut RKI Husten (42 Prozent), Fieber (26 Prozent), Schnupfen (29 Prozent) sowie Geruchs- und Geschmacksverlust (19 Prozent).
Symptomliste: Klassische Erkältungssymptome dominieren bei Omikron und Delta, 27.12.2021
Schwere Verläufe können prinzipiell auch bei Personen ohne bekannte Vorerkrankung und bei jüngeren Personen auftreten. Bei einigen Personengruppen werden laut RKI häufiger schwere Krankheitsverläufe beobachtet. Dazu gehören ältere Personen (stetig steigendes Risiko für einen schweren Verlauf ab etwa 50 bis 60 Jahren), Personen männlichen Geschlechts, Raucher (schwache Evidenz), adipöse (BMI>30) und stark adipöse (BMI>35) Menschen sowie Schwangere und Menschen mit Down-Syndrom.
Außerdem gehören dazu Personen mit Vorerkrankungen wie:
RKI-Studie: Über die Hälfte der Bevölkerung mit erhöhtem Risiko bei Covid-19, 25.02.2021
Covid-19: Nur Geimpfte mit Risiko erkranken schwer, 13.01.2022
RKI und DIVI: Covid-19-Intensivpatienten sind mehrheitlich ungeimpft, 13.01.2022
Insgesamt sind laut RKI 1,8 Prozent (Stand: 23.11.2021) aller Personen, für die bestätigte SARS-CoV-2-Infektionen in Deutschland übermittelt wurden, im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung verstorben.
Long Covid bezeichnet längerfristige gesundheitliche Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion. Laut dem RKI umfassen diese Beeinträchtigungen von körperlicher und psychischer Gesundheit, die im Zusammenhang mit einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion stehen und Funktionsfähigkeit im Alltag und Lebensqualität negativ beeinflussen.
Da über sehr unterschiedliche Symptome berichtet wird, die allein oder auch in Kombination auftreten und von unterschiedlicher Dauer sein können, lässt sich bislang kein einheitliches Krankheitsbild abgrenzen. Mögliche Symptome sind beispielweise Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit, Kurzatmigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen, Muskelschwäche und -schmerzen sowie psychische Probleme.
Die deutsche S1-Leitlinie zu Post-COVID/Long-COVID definiert Long Covid als Beschwerden, die länger als vier Wochen nach der Infektion bestehen oder neu hinzukommen. Von Post Covid ist hingegen die Rede, wenn die Beschwerden länger als zwölf Wochen nach der Infektion bestehen und nicht anderweitig erklärt werden können.
Heute und in Zukunft: Therapieoptionen bei Long Covid, 24.08.2021
Nach der Corona-Infektion: Was wissen wir mittlerweile über Long Covid?, 22.12.2021
Neue Daten: Long Covid bei Geimpften seltener, 27.01.2022