Endlich wieder durchschlafen |
Probleme bei einer Therapie mit Benzodiazepinen und Benzodiazepinrezeptor-Agonisten sind Abhängigkeit, Toleranzentwicklung und die Rebound-Insomnie nach Absetzen (Tabelle 3).
Substanzen mit längerer Halbwertszeit können im Körper kumulieren, was zu einer Wirkverstärkung und ‑verlängerung führt. Patienten erleben dadurch einen Hangover-Effekt am nächsten Morgen. Das beeinträchtigt unter anderem ihre Fähigkeit, am Straßenverkehr teilzunehmen. Bei Dauereinnahme können sich Gedächtnisfunktionen und Affekt verschlechtern. Für ältere Menschen sind die Medikamente besonders kritisch. Zum einen können sie paradoxe Reaktionen entwickeln, zum Beispiel eine Zunahme von Aggressivität, zum anderen ist eine erhöhte Sturzgefahr durch Muskelrelaxation möglich (15–17) (zu Nutzen und Risiken von Benzodiazepinen siehe den Beitrag »Benzodiazepine«).
Vorsicht bei Sedativa und Hypnotika: Sie können die Sturzgefahr erhöhen. / Foto: Adobe Stock/Rawpixel.com
Die Verordnungsdauer ist begrenzt. Bei Patienten mit langfristig bestehenden Schlafstörungen kann bei hohem Leidensdruck eine weitere Verordnung auf Privatrezept erfolgen. Diese »Abhängigkeit auf Rezept« bezeichnet Weeß als »problematisch, aber in einigen Fällen wegen mangelnder Alternativen nachvollziehbar«.
Grundsätzlich sollte die Verordnung stets nur mit strenger Indikationsstellung erfolgen. Das Mittel sollte in möglichst niedriger, aber ausreichender Dosierung angewendet werden. Am besten bespricht der Arzt die Therapiedauer bereits vor Behandlungsbeginn mit dem Patienten und überprüft in kurzen Zeitabständen, ob das Medikament noch erforderlich ist. Zum Absetzen sollte die Dosis möglichst frühzeitig reduziert werden (Tabelle 3) (16, 17).
Substanzgruppe | Vorteile | Nachteile | Hinweise |
---|---|---|---|
Benzodiazepine | schnell und zuverlässig wirksam,lösen Ängste und Anspannungen | Gefahr von Abhängigkeit, zahlreiche UAW, vor allem für Ältere kritisch, Rebound-Effekt, Toleranzentwicklung, Entzugssymptome beim Absetzen | »5k-Regel« beachten:• nur bei klarer Indikation• kleinste mögliche Dosis• kürzester möglicher Zeitraum• kein abruptes Absetzen• Kontraindikationen beachten |
Z-Substanzen | vergleichbar wirksam wie klassische Benzodiazepin-Hypnotika,kürzere Halbwertszeit und damit weniger Überhang am nächsten Morgen | ähnlich großes Abhängigkeitspotenzial wie Benzodiazepine, ähnliches Nebenwirkungsprofil | »5k-Regel« beachten:• nur bei klarer Indikation• kleinste mögliche Dosis• kürzester möglicher Zeitraum• kein abruptes Absetzen• Kontraindikationen beachten |
sedierende Antidepressiva | keine Gefahr von Sucht oder Abhängigkeit, verringern nächtliche Wachperioden | kardiovaskuläre, urogenitale oder gastrointestinale UAW möglich, unerwünschte Gewichtszunahme | besonders geeignet bei komorbiden Insomnien |
Antipsychotika | keine Gefahr von Sucht oder Abhängigkeit | substanzspezifische Risiken und komplexes Nebenwirkungsprofil beachten | vor allem zur Sedierung/Schlafunterstützung bei älteren Patienten oder bei psychiatrischer Komorbidität geeignet |
Antihistaminika | teilweise nicht rezeptpflichtig | lange Halbwertszeit kann zu Hangover-Effekt führen, anticholinerge Nebenwirkungen, Gewöhnungseffekt nach wenigen Wochen, helfen allenfalls bei leichten Schlafstörungen | in der Selbstmedikation nicht länger als zwei Wochen einsetzen |
Phytopharmaka | keine Gefahr von Abhängigkeit, wenig Nebenwirkungen | helfen allenfalls bei leichten Schlafstörungen, kaum evidenzbasierte Wirknachweise | Wirkung tritt erst nach einigen Tagen oder Wochen ein |
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.