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ARZNEISTOFFE

Formoterol|Foradil®|28|1997

STOFFGRUPPE
28 Bronchospasmolytika/Antiasthmatika und andere Mittel für den Respirationstrakt
WIRKSTOFF
Formoterol
FERTIGARZNEIMITTEL
Foradil®
HERSTELLER

Novartis Pharma

MARKTEINFÜHRUNG (D)
02/1997
DARREICHUNGSFORM

12 µg Hartkapseln mit Pulver zur Inhalation

ATC-CODE
R03AC13
ORPHAN DRUG
Nein

Indikationen

Foradil P ist zugelassen zur Langzeitbehandlung des persistierenden, mittelschweren bis schweren Asthma bronchiale bei Patienten, die eine regelmäßige bronchialerweiternde Therapie benötigen und bereits eine entzündungshemmende Dauertherapie (inhalative und/oder orale Glucocorticoide) erhalten. Foradil P ist trotz seines raschen Wirkungseintritts nicht für die Behandlung akuter Asthmaanfälle vorgesehen.

 

Es ist außerdem zugelassen zur Prophylaxe und Behandlung der Bronchokonstriktion bei Patienten mit reversibler oder irreversibler chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) einschließlich chronischer Bronchitis und Emphysem.

Wirkmechanismus

Formoterol ist ein β2-Sympathomimetikum, das über 12 Stunden wirken soll. Im Gegensatz zu dem 1995 eingeführten Salmoterol tritt bei Formoterol die Wirkung bereits nach einer bis drei Minuten ein. Diese beginnt mit der Anlagerung an das aktive Zentrum des β2 -Rezeptors. Die Langzeitwirkung wird damit erklärt, dass die Lipid-Doppelschicht der Zellmembran als Depot für den mäßig lipophilen β2-Rezeptoragonisten dient. Aus diesem Depot wird Formoterol nur langsam wieder an die wässrige Biophase abgegeben, in der die eigentliche Interaktion mit dem Rezeptor stattfindet. Vor diesem Hintergrund wird erklärlich, dass hydrophile Substanzen wie zum Beispiel Salbutamol relativ schnell über die Mikrozirkulation abtransportiert werden und mäßig lipophile Substanzen wie Formoterol in der wässrigen Phase sofort verfügbar sind. Das erklärt ihren schnellen Wirkungseintritt; andererseits sind sie im Depot in der Lipidmembran über eine längere Zeit verfügbar und können dadurch eine deutlich längere Wirkdauer ermöglichen.

Anwendungsweise und -hinweise

Die Anwendung von Foradil P erfolgt mittels des beigegebenen Aerolizer®-Inhalators. Die Kapseln dürfen nicht geschluckt werden. In der Dauertherapie der COPD inhalieren Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab sechs Jahren morgens und abends den Inhalt je einer Hartkapsel.

 

In der Dauertherapie des Asthma bronchiale beträgt die empfohlene Dosis für Erwachsene ebenfalls je eine Hartkapsel morgens und abends. Diese kann bei Bedarf auf je zwei Kapseln morgens und abends erhöht werden. Die maximale Einzeldosis beträgt drei Kapseln, die maximale Tagesdosis vier Kapseln. Wird damit keine ausreichende Linderung der Symptome erreicht, besteht der Verdacht einer unzureichenden Einstellung des Asthmas. Die Therapie sollte dann überprüft werden.

 

Für Kinder ab sechs Jahren beträgt die empfohlene Einzeldosis ebenfalls je eine Kapsel am Morgen und am Abend. Diese Dosis sollte nicht überschritten werden.

Wichtige Wechselwirkungen

Eine gleichzeitige Behandlung von Formoterol mit Arzneistoffen, die das QTc-Intervall verlängern, kann möglicherweise zu pharmakodynamischen Interaktionen führen und das potenzielle Risiko einer ventrikulären Arrhythmie erhöhen. Zu diesen Arzneistoffen gehören bestimmte Antihistaminika (wie Terfenadin, Astemizol und Mizolastin), manche Antiarrhythmika (wie Chinidin, Disopyramid und Procainamid), Phenothiazine, MAO-Hemmer, Makrolide (wie Erythromycin) und trizyklische Antidepressiva. Eine gleichzeitige Therapie sollte mit Vorsicht durchgeführt werden.

 

Die gleichzeitige Behandlung von Formoterol mit anderen sympathomimetischen Substanzen kann die möglichen Nebenwirkungen von Formoterol verstärken und möglicherweise eine Dosistitration erfordern. Auch die gleichzeitige Anwendung MAO-Hemmern oder trizyklischen Antidepressiva sollte daher mit Vorsicht erfolgen.

 

Die gleichzeitige Verabreichung von Formoterol mit Xanthinderivaten, Steroiden oder Diuretika (wie Thiaziden und Schleifendiuretika) kann die seltene hypokaliämische Nebenwirkung von β2-Sympathomimetika verstärken. Die Hypokaliämie kann möglicherweise das Risiko einer Arrhythmie bei Patienten erhöhen, die mit Digitalis-Glykosiden behandelt werden.

 

Der bronchodilatatorische Effekt von Formoterol kann durch anticholinerge Arzneistoffe verstärkt werden. β-Rezeptoren-Blocker können hingegen die Wirkung von Formoterol abschwächen oder inhibieren. Formoterol sollte daher außer bei zwingender Indikation nicht zusammen mit β-Rezeptoren-Blockern (einschließlich Augentropfen) verabreicht werden.

Nebenwirkungen

Zu den unter der Therapie mit Formoterol häufig genannten Nebenwirkungen gehören Tremor und Kopfschmerzen, Palpitationen und Husten. Verschiedene Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie bildeten sich im weiteren Verlauf häufig spontan zurück.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.

Besonderheiten

Foradil P Hartkapseln sind bei Temperaturen nicht über 25 °C sowie in der Originalverpackung zu lagern, um das Arzneimittel vor Feuchtigkeit zu schützen.

Foradil P ist verschreibungspflichtig.

Formeln

Formoterol

Formoterol

Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).

Formoterol.wrl

Weitere Hinweise

Die Behandlung mit Formoterol kann in allen Stadien der Schwangerschaft in Erwägung gezogen werden, wenn dies für die Asthmakontrolle notwendig ist und der erwartete Nutzen für die Mutter größer ist als jedes mögliche Risiko für den Fetus. Während der Stillzeit sollte Formoterol nur angewendet werden, wenn der erwartete Nutzen für die Mutter größer ist als jedes mögliche Risiko für das Kind.

Letzte Aktualisierung: 29.05.2018