Endlich wieder durchschlafen |
Ein gesunder Nachtschlaf besteht aus zwei Phasen: dem Non-REM-Schlaf (non rapid eye movement), also einer Schlafphase ohne schnelle Augenbewegungen, und dem REM-Schlaf (rapid eye movement), der durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet ist. Während Träumen hauptsächlich im REM-Schlaf stattfindet, schüttet der Körper in der Phase des Non-REM-Schlafs Wachstumshormone aus der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) aus, was zur nächtlichen Regeneration des Körpers beitragen könnte. Pro Nachtschlaf werden vier bis fünf Schlafzyklen durchlaufen, die jeweils etwa 90 Minuten dauern.
Während die einen wie ein Murmeltier schlafen, plagen sich andere mit Ein- und Durchschlafstörungen. Ob klein oder groß: Ein andauerndes Schlafdefizit schadet Körper und Seele. / Foto: Adobe Stock/Dragana Gordic
Das Schlafbedürfnis ist individuell unterschiedlich und hängt auch vom Alter ab. Ältere Menschen brauchen in der Regel etwas weniger Schlaf als Jüngere.
Schlafen Menschen längere Zeit schlecht oder zu wenig, wirkt sich das massiv auf die Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und Gesundheit aus. Schlafmangel beeinträchtigt die Gehirnfunktion, was Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprobleme zur Folge hat. Auch das Ess- und Risikoverhalten verändern sich und eine erhöhte Reizbarkeit stellt sich ein (7, 8). Insomnien erhöhen laut der S3-Leitlinie »Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen – Insomnie bei Erwachsenen« (Stand 2017) sogar das Risiko für chronische Erkrankungen wie Hypertonie, Herzerkrankungen und Diabetes. Zudem besteht ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Insomnien und psychischen Erkrankungen wie Depression, Angststörungen und Substanzmissbrauch (9).
Noch recht wenig beachtet wird, dass auch das Lymphsystem wichtige Aufgaben im Schlaf erfüllt. Es transportiert überschüssige Flüssigkeit und nicht mehr benötigte Stoffe wie Proteine aus den Geweben und Organen ab. Auch aus dem Gehirn entfernt der Körper auf diese Weise Schadstoffe. Letztere Funktion scheint mit zunehmendem Alter abzunehmen, was möglicherweise erklären könnte, dass neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Alzheimer im Alter verstärkt zutage treten (7, 10).
Foto: Adobe Stock/Goffkein
Das »Nächtliche Essen«, auch Night Eating Syndrom (NES) genannt, zählt zu den Essstörungen. Bei den Betroffenen sind der zirkadiane Ess- und Schlafrhythmus durcheinandergekommen. Sie nehmen zwischen 50 und 75 Prozent der täglichen Kalorienaufnahme erst nach dem Abendessen zu sich und essen, weil sie vor Hunger sonst nicht einschlafen können. Andere wachen in der Nacht auf und können keinen Schlaf mehr finden, bis sie etwas gegessen haben.
Nachtesser greifen hauptsächlich zu hochkalorischer Nahrung, die sie anfallsartig und mit einem Gefühl des Kontrollverlusts verschlingen. Die Patienten sind meist entweder adipös oder normalgewichtig. Komorbide psychische Störungen, in erster Linie Depressionen, können auftreten.
Eine Folge des spätabendlichen oder nächtlichen Essens sind massive Schlafstörungen. Am Morgen folgen Appetitlosigkeit, Müdigkeit und depressive Stimmung. Schätzungen zufolge leiden etwa 1 bis 2 Prozent der Normalbevölkerung darunter. Bei bestimmten Gruppen, etwa adipösen Teilnehmern von Gewichtsreduktionsmaßnahmen, ist die Prävalenz höher.
Ärzte erkennen die eher unbekannte und wenig erforschte Essstörung oft nicht. Da es keine einheitliche Definition gibt, führt das Diagnoseklassifikationssystem ICD-10 die Störung auch nicht auf.
Literatur: 25, 26
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.