Lebensgefährliche Verwirrtheit |
Höheres Alter, nachlassende geistige Kraft, Stress, Schmerzen: Damit steigt das Risiko für ein Delir. / Foto: Adobe Stock/Creativa Images
Auch wenn dem Delir in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit in der Laienpresse geschenkt wird, ist es keine Entdeckung der modernen Medizin. Erste Beschreibungen reichen bis in die Antike zurück. Hippokrates von Kos (etwa 460 bis 370 vor Christus) erkannte bereits wesentliche Charakteristika dieses schweren Krankheitsbildes. So beobachtete er, dass »… bei akutem Fieber, Lungenentzündung, Meningitis (›Phrenitis‹) und akuten Kopfschmerzen (…) die Patienten mit den Händen in der Luft umherfuchteln, auf der Bettdecke Flusen zupfen und Spreu von der Wand pflücken. Alle diese Zeichen sind ungünstig, im Grunde tödlich.«
Abgeleitet aus dem Lateinischen bedeutet der Begriff Delir so viel wie »wahnsinnig sein« (lateinisch: delirare) oder »aus der Spur geraten« (lateinisch: de lira ire), was das klinische Bild recht plastisch vor Augen führt. Polypharmazie sowie anticholinerge, dopaminerge und serotonerge Effekte von Arzneimitteln sind nicht selten wesentlich an der Entstehung eines Delirs beteiligt, sodass der Apotheker hier einen wertvollen Beitrag leisten kann.
Delirante Zustandsbilder sind keineswegs selten und können prinzipiell in jedem Lebensalter auftreten, auch wenn ältere und multimorbide Patienten häufiger betroffen sind. 29 bis 64 Prozent der älteren Menschen entwickeln während eines stationären Aufenthalts ein Delir; es zählt zu den häufigsten postoperativen Komplikationen (1). Herzoperationen und intensivmedizinische Maßnahmen stellen ein besonderes Risiko dar (Tabelle 1).
In Pflegeeinrichtungen sollen sogar bis zu 70 Prozent der Bewohner unter einem Delir leiden. Auch wenn ein demenzielles Syndrom einen Risikofaktor für die Entwicklung eines Delirs darstellt, ist es keine zwingende Voraussetzung. Es werden daher Delirien bei und ohne Demenz unterschieden.
Tabelle 1: Prädisponierende und auslösende Faktoren des Delirs / Foto: PZ
Davon abzugrenzen sind delirante Syndrome durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen, die sowohl infolge eines Substanzentzugs als auch bei einer Intoxikation auftreten können.