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Delir

Lebensgefährliche Verwirrtheit

Ein Delir ist eine ernst zu nehmende Verwirrtheit, die häufig bei älteren Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen und im Krankenhaus auftritt. Dieses akute Krankheitsbild erhöht das Risiko, eine Demenz zu entwickeln oder zu verstärken, und sogar die Mortalität. Die Vermeidung von Medikamenten mit delirogenem Nebenwirkungsprofil ist eine ­effektive Maßnahme zur Prävention.
Kirsten Dahse und Silke Wunderlich
20.10.2019  08:00 Uhr

Delirogene Arzneistoffe vermeiden

Bei geriatrischen Patienten im Delir oder mit einem erhöhten Risiko dafür sollten neben anticholinergen Wirkstoffen auch weitere Arzneistoffe, die ein Delir auslösen oder verstärken können, vermieden werden, wann immer dies medizinisch möglich ist. Dies sind zum Beispiel Z-Substanzen, Sedativa, H2-Rezeptorantagonisten (Ranitidin, Cimetidin) und systemische Corticosteroide (13).

Die Kombination von ZNS-aktiven Substanzen (Antidepressiva, Antipsychotika, Benzodiazepine, Z-Substanzen und Opioide) führt bei geriatrischen Patienten zu vermehrten Stürzen. Für Benzodiazepine und Opioide ist zusätzlich eine erhöhte Frakturrate belegt. Die Beers-Liste empfiehlt, die Kombination von mehr als zwei ZNS-aktiven Substanzen nach Möglichkeit zu vermeiden.

Neu angesetzte Wirkstoffe, zum Beispiel Stimulanzien, Antipsychotika und Antidepressiva, die Schlafstörungen hervorrufen können, sind auch unter diesem Aspekt zu bewerten. Denn ein adäquater Schlaf-Wach-Rhythmus unterstützt die Prävention des Delirs.

Einige Antibiotika werden als potenziell delirogen diskutiert. Jedoch erhöht auch eine akute Infektion das Risiko. Im Vergleich zu anderen Antibiotika zeigen Fluorchinolone, Makrolide und Sulfonamide wie Cotrimoxazol ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten psychotischer Symptome (14). Laut Rote-Hand-Brief vom April 2019 sollen Fluorchinolone bei leichten bis mittelschweren Infektionen nur noch eingesetzt werden, wenn andere Antibiotika nicht infrage kommen.

Ist medikamentöse Prävention möglich?

Es wird immer wieder versucht, die Delir-Inzidenz medikamentös zu reduzieren. Bislang gibt es jedoch keine belastbaren Daten für einen routinemäßigen Einsatz. Während die prophylaktische Gabe von niedrig dosiertem Haloperidol bei geriatrischen Patienten vor einer Hüft-Totalendoprothese sowohl Schwere als auch Dauer des Delirs (nicht jedoch die Inzidenz) senken konnte (15), wurde die Mortalität in einer aktuellen Studie an Intensivpatienten nicht reduziert. Der Einsatz wird für diese Patienten nicht empfohlen (16).

Aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils und der Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit kann Melatonin bei Patienten mit einem hohen Risiko für ein Delir im Einzelfall erwogen werden. Allerdings fehlen bislang aussagekräftige Studien (17). Auch ein systematischer Review kommt zu dem Schluss, dass die Evidenz für den Einsatz von Melatonin, Cholinesterase-Hemmern und Antipsychotika zur Delirprävention unklar ist (18).

Eine vielversprechende Option könnte der selektive α2-Rezeptor­antagonist Dexmedetomidin sein. In einer aktuellen Metaanalyse senkte die prophylaktischer Gabe die Delir-Inzidenz bei chirurgischen Patienten signifikant (19). Der richtige Applikationszeitpunkt und die Dosierung bedürfen jedoch weiterer Studien.

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